Gespräche über das globale Plastikabkommen enden in einer Sackgasse

by Seema on 12/12/2024 No comments

Es sollte die letzte Runde der UN-Verhandlungen für ein weltweites Abkommen über Plastik sein. Am Ende endete die INC-5 ohne eine Einigung – allerdings nicht ohne Fortschritte.

Das Treffen fand vom 25. November bis zum 1. Dezember 2024 in Busan, Südkorea, statt, und es nahmen fast 4’000 Personen teil. Der Vorsitzende, Luis Vayas Valvidieso, stand unter starkem Druck, eine Einigung zu erzielen. Er verbrachte die Woche damit, die Länder zu beschwören, eine gemeinsame Basis zu finden und „es zu Ende zu bringen“, und stimmte sogar Verhandlungen hinter verschlossenen Türen für fast drei Tage zu – eine eklatante Missachtung der Transparenz, die Wissenschaftler*innen, zivilgesellschaftliche Gruppen und die von der Plastikverschmutzung am stärksten Betroffenen im Regen stehen liess.

Doch eine Einigung war nicht zu erwarten. Die Gespräche verdeutlichten nur die tiefen Gräben zwischen den Ländern in drei zentralen Fragen: Begrenzung der Plastikproduktion (Artikel 6), Regulierung giftiger Chemikalien (Artikel 3) und Finanzierung (Artikel 11).

Eine Minderheit der so genannten Petrostaatengrosse Exporteure fossiler Brennstoffe – blockierte weiterhin alle Versuche, die Produktion von Plastik zu begrenzen oder zu reduzieren, mit dem Argument, dies sei für das Problem der Umweltverschmutzung irrelevant. Sie lehnten wissenschaftliche Beweise für die schädlichen Auswirkungen von Petrochemikalien ab und behaupteten, Plastik sei für den Fortschritt, die Klimaziele und das „Recht auf Entwicklung“ unerlässlich. Die Mehrheit der Länder, sowohl des globalen Südens als auch des globalen Nordens, war jedoch entschlossen, verbindliche Verpflichtungen zur Verringerung der Plastikproduktion, den Ausstieg aus schädlichen Plastikprodukten und giftigen Chemikalien sowie einen speziellen Fonds zur Unterstützung der Vertragsumsetzung aufzunehmen. Sie verwiesen auf die UNEA-Resolution, die einen vollständigen Lebenszyklus-Ansatz für die Verschmutzung durch Plastik vorsieht und erinnerten an die Tausenden von Studien, die Chemikalien in Plastik mit ernsthaften Gesundheitsproblemen in Verbindung bringen.

Mit Juan Carlos Monterrey Gomez, dem inspirierenden Delegierten aus Panama.

Eintreten für ambitionierte Ziele

Das Zusammenstehen einer Koalition von mehr als 100 Ländern, angeführt von Panama, Ruanda, Mexiko und Fidschi und unterstützt von der EU, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und Australien, war der Höhepunkt der Gespräche. Als sie Mitte der Woche auf der Bühne erschienen, gewannen sie schnell die Oberhand und bedienten sich einer starken Sprache – wenn Sie keinen konstruktiven Beitrag leisten, dann gehen Sie bitte -, die die Energie und Dynamik im Saal völlig veränderte. Auf der abschliessenden Versammlung erhielt Juliet Kabera, die Generaldirektorin der ruandischen Umweltbehörde, tosenden Beifall für ihre Erklärung, in der sie versprach, sich für ambitionierte Ziele einzusetzen. Für die meisten Anwesenden war die Tatsache, dass auf der INC-5 keine Einigung erzielt wurde, ein Sieg des Mutes über den Kompromiss. Anstatt sich den unerbittlichen Schikanen der Petrostaaten zu beugen und den Text zu verwässern, blieben die fortschrittlichen Länder standhaft und zogen keinen Vertrage einem Nichtvertrag vor. Damit steht die Tür für einen echten Wandel weiter offen.

Ein Versagen des Prozesses

Der eigentliche Misserfolg der INC-5 war der Prozess selbst. Die Verhandlungen liefen in den letzten drei Verhandlungsrunden im Wesentlichen nach demselben Muster ab: Der Vorsitz schlägt einen Text vor mit der Anweisung, eine Einigung oder einen Konsens zu finden. Die Länder tauschen dann ihre Ansichten aus, wobei die Petrostaaten systematisch ihr Veto gegen ganze Artikel einlegen und jede Zeile mit Einschränkungen, Zusätzen und Streichungen verschleiern. Das Ergebnis ist ein unverständliches und unbrauchbares Dokument, das in der nächsten Runde „gestrafft“ werden muss, bevor der Prozess wieder von vorne beginnt. Anstatt diese fehlerhafte Vorgehensweise zu ändern, erhöhte der Vorsitzende einfach die Geschwindigkeit der Schleife, indem er zwei neue gestraffte Vorschläge herausbrachte, einen am Freitag und einen am Sonntag, da jede frühere Version innerhalb von Stunden zerrieben wurde. Wie Ana Rocha, Global Plastics Policy Director von GAIA, es ausdrückte: „Wir können nicht immer wieder das Gleiche tun und andere Ergebnisse erwarten – das ist die Definition von Wahnsinn. Die ehrgeizige Mehrheit muss alles tun, was nötig ist, um die Verhandlungen wieder in Gang zu bringen und den Geist des Multilateralismus zurückzuerobern“. Das könnte bedeuten, dass sie auf ihr Recht bestehen, über einen Text abzustimmen, anstatt zu versuchen, einen Konsens zu finden, oder sogar den gesamten Prozess außerhalb der UNO zu führen.

Weitreichende Auswirkungen

Die in Busan zutage getretenen Meinungsverschiedenheiten weisen deutliche Parallelen zu den Herausforderungen bei den Klimaverhandlungen auf, wo die Petrostaaten seit Jahrzehnten den Fortschritt blockieren. Ihre orchestrierten Bemühungen, alle multilateralen Umweltabkommen zu behindern und zum Entgleisen zu bringen, müssen als solche erkannt und von der UNO ernsthaft angegangen werden. Dafür gibt es Präzedenzfälle, wie z. B. die Politik des Interessenkonflikts, die bei der WHO-Rahmenkonvention zur Eindämmung des Tabakkonsums angewandt wurde. Wenn wir in Bezug auf die Produktion von Plastik nicht entschlossen handeln, wird dies weitergehende Umweltziele, einschliesslich der Klimaziele, behindern, da wir wissen, dass allein dieser Sektor bis 2060 das globale Kohlenstoffbudget überschreiten könnte. Wenn wir nicht schnell handeln, wird sich auch die sich abzeichnende Krise der öffentlichen Gesundheit verschärfen, da sich Petrochemikalien bioakkumulieren und unsere Belastung täglich zunimmt.

Ein Abkommen in 2025?
Die INC-5 endete damit, dass die Verhandlungsführenden vereinbarten, ihre Sitzung im Jahr 2025 wieder einzuberufen – dies wird als INC-5.2 und nicht als INC-6 bezeichnet werden, da es sich um eine Fortsetzung derselben Sitzung handelt. Der Termin und der Tagungsort werden voraussichtlich im Januar 2025 bekannt gegeben, und es wird erwartet, dass die Tagung in der ersten Jahreshälfte stattfindet. Dies gibt der neuen Koalition ehrgeiziger Länder ein paar wertvolle Monate, um eine starke Führung zu demonstrieren, in die Diplomatie zu intensivieren und die Herausforderungen des Prozesses und der Interessen zu bewältigen, um sicherzustellen, dass wir einen Vertrag bekommen, der die Verschmutzung durch Plastik wirklich beenden kann.

Trash Hero bei den Vertragsverhandlungen
Als von der UNEP akkreditierter Beobachter kann Trash Hero an allen INC-Treffen teilnehmen. Wir schliessen uns unseren Kolleg*innen in der grossen zivilgesellschaftlichen Delegation an, die sich für starke und gerechte Massnahmen im Vertrag einsetzt, und unterstützen die Kommunikations– und Lobbyarbeit, die in Ausstellungsständen und bei Nebenveranstaltungen rund um den Tagungsort geleistet wird.

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SeemaGespräche über das globale Plastikabkommen enden in einer Sackgasse

Was ist das Problem mit Plastik?

by Seema on 13/09/2024 No comments

Das Problem begann ironischerweise mit einer Lösung. Kunststoff ist ein leichtes, haltbares, luftdichtes, verrottungsfestes und preiswertes Material, das zu einer Vielzahl von Produkten geformt werden kann. Dies sind hervorragende, praktische Eigenschaften – solange das Produkt in Gebrauch ist. Doch fast 70 % aller Kunststoffe (schätzungsweise 5,7 Mrd. Tonnen[1]) sind zu Abfall geworden: 10 % werden verbrannt[2], wobei giftige Schwermetalle, Dioxine und gefährliche Nanopartikel in die Luft, ins Wasser und Boden gelangen und 60 % werden weggeworfen und landen auf Mülldeponien oder in der Natur.

„Mehr als 1,2 Milliarden Kilogramm Plastik – hauptsächlich Einwegverpackungen – werden weltweit jeden Tag produziert [3].“

Im Meer, wie auch an Land, bleiben Kunststoffe bestehen. Aufgrund ihres geringen Gewichts und ihrer unzerstörbaren Beschaffenheit können sie sich leicht verteilen und in immer kleinere, hochgiftige Teile zerbrechen, die den Tod oder die Verletzung von Wildtieren[4] und den Verlust der Artenvielfalt [5] verursachen und eine grosse Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen, da sie in die Nahrungskette gelangen und diese verunreinigen. Nur 1 %[6] der 12,2 Millionen Tonnen Kunststoff, die jedes Jahr ins Meer gelangen, bleiben an der Oberfläche und der Rest kann daher kaum wiedergewonnen werden. Das Recycling kann mit der Menge und Vielfalt der im Umlauf befindlichen Kunststoffe nicht Schritt halten. Nach wie vor lassen sich nur zwei Arten von Kunststoffen in grossem Umfang recyceln [6]: PET und HDPE, wobei in der Regel nur ein „Kreislauf“ möglich ist, bevor das Material zu stark abgebaut ist, um es erneut zu recyceln. Selbst dies ist kostspielig, oft teurer als die Herstellung von neuem Kunststoff[7]. Dies hat dazu geführt, dass viele Länder – die über eine entsprechende Infrastruktur verfügen – es vorziehen, ihr Plastik in den globalen Süden zu verschiffen, was als „Abfallkolonialismus“ bezeichnet wird[8]. Chemische Zusätze in Kunststoffen erschweren auch das Recycling[9] und führen zu unerwünschten Emissionen, Kreuzkontaminationen und Konzentrationen gefährlicher Stoffe in dem entstehenden Material. Mehr als 16’000 Chemikalien wurden in Kunststoffen identifiziert,[10]viele von ihnen in Lebensmittelverpackungen[11].
7,000 of these chemicals have to date been researched – and 4,200 found to be hazardous, leading the World Health Organisation (WHO) to draft a resolution [12] und dies fordert die Staaten “[scale] die Arbeiten über Kunststoffe und Gesundheit zu intensivieren, um bessere Informationen über die möglichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu erhalten.“. Zu diesen Auswirkungen gehören Störungen des Hormonsystems [13], Krebs[14] und Unfruchtbarkeit.[15]Die Forschung des Zentrums für Internationales Umweltrecht[16] deutet auserdem darauf hin, dass die Exposition gegenüber Kunststoffen in allen Phasen seines Lebenszyklus – von der Gewinnung bis zur Entsorgung – zu einer drohenden Gesundheitskrise führen könnte. Der Mensch ist durch Einatmen, Verschlucken und Hautkontakt gefährdet. Jüngste Erkenntnisse zeigen, dass Mikro- und Nanokunststoffe bereits in unserem Blut vorhanden sind, [17]in den Lungen,[18]Fortpflanzungsorgane,[19] und sie sind in der Lage Zellen zu schädigen.[20]. Plastik ist auch ein Klimaproblem. 99 % der Kunststoffe werden aus fossilen Brennstoffen hergestellt. In jeder Phase seines Lebenszyklus werden Emissionen erzeugt: [21]von der Verarbeitung des Rohmaterials bis hin zu seiner Verwendung und Entsorgung. Kunststoff ist die am schnellsten wachsende industrielle Quelle für weltweite Treibhausgasemissionen, mit einem geschätzten Beitrag, der mehr als viermal so hoch ist wie der der gesamten Luftfahrtindustrie. [22].
This figure will only increase as Big Oil banks on plastic to make up for decreasing demand and revenue [23].
Waste management infrastructure, ecosystems, the climate, even our own bodies are already overwhelmed by the impacts of plastic.
It is a problem that is impossible to ignore and will be devastating if we do [24].
We need to act and the time is now.
———————————- Sources

[1] Produktion, Verwendung und das Schicksal aller hergestellten Kunststoffe, Roland Geyer, Jenna R. Jambeck, Kara Lavender Law, Sci Adv. Juli 2017 [2] Ibid, basiert auf der Grundlage der angegebenen Zahlen von 407 Millionen Tonnen produzierten Kunststoff weltweit im 2015 [3] OECD, Global Plastics Outlook, 2022 [4] Plastic Health: The Hidden Costs of a Plastic Planet, CIEL, Feb 2019 [5] Plastic and the environment online series, Geneva Environmental Network, Juli 2023 [6] ‘Viable’ includes both financial and technical criteria [7] The Plastic Pandemic, Reuters investigative report, Okt 2020 [8] The Guardian, 31. Dez 2021 (und vielen weiteren Quellen) [9] Forever Toxic: The science on health threats from plastic recycling, Greenpeace, Mai 2023 [10] CNN Bericht über PlastChem Report, März 2024 [11] Lebensmittelverpackung und Gesundheit Merkblatt, Food Packaging Forum, Dezember 2018 [12] 76. Weltgesundheitsversammlung, Tagesordnungspunkt 16.3, 24 Mai 2023 [13] Plastic, EDCs Health: Authoritative Guide, Endocrine Society, Dezember 2020 [14] The Guardian, 28. März 2023 (und weitere Quellen) [15] Mikroplastik kann eine signifikante Ursache für männliche Unfruchtbarkeit sein, Chenming Zhang, Jianshe Chen, Sicheng Ma, Zixue Sun, Zulong Wang, AmJ Mens Health, 2022 Mai-Juni [16] Plastic Health: The Hidden Costs of a Plastic Planet, CIEL, Februar 2019 [17] Blood-type: Plastic, Common Seas, Januar 2020 [18] The Guardian, 6. April 2022 (und weitere Quellen) [19] Ibid, 20. Mai 2024 [20] Ibid, 8. Dezember 2021 [21] Plastik Klima: Die versteckten Kosten eines Plastikplaneten, CIEL, Mai 2019 [22] The Hill, 18. April 2024 [23] ClientEarth, 16. Februar 2021 [24] Breaking the Plastic Wave, Pew Trust 2020 zeigt, dass 5 Jahre Untätigkeit zu zusätzlichen 80 Millionen Tonnen Plastik im Ozean führen.

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SeemaWas ist das Problem mit Plastik?

Wohin geht der Abfall?

by Seema on 07/08/2024 No comments

Diese Frage wird uns von den Teilnehmenden an den Cleanups am häufigsten gestellt. Nachdem sie hart gearbeitet und aufgeräumt haben, wollen sie natürlich wissen, wie es weitergeht!

Es gibt keine einfache Antwort

In fast allen Fällen wird der Abfall entsprechend der örtlichen Abfallentsorgungsinfrastruktur der Gemeinde zur Entsorgung übergeben. Mit anderen Worten: Wir bringen ihn von einem Ort zum anderen. Wo immer möglich, sortieren unsere Freiwilligen zunächst den gesammelten Abfall und trennen dabei alle wiederverwertbaren und wiederverwendbaren Materialien. Was getrennt wird, hängt von den örtlichen Bestimmungen ab. Trotzdem ist der Haufen ist immer viel kleiner, als die Leute denken. Sie sind in der Regel überrascht zu erfahren, dass die wenigen „wiederverwertbaren“ Kunststoffarten möglicherweise überhaupt nicht recycelt werden und nur ein- oder zweimal recycelt werden können – oft mit ernsthaften Gesundheitsrisiken – bevor sie weggeworfen werden.

Dies ist eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, dass es selbst in Gebieten, in denen Glas, Metall und Papier leicht recycelt werden können, keine wirklich gute Lösung für Kunststoffverpackungen gibt. Überall wird der nicht verwertbare Abfall nach wie vor in irgendeiner Form auf einer Deponie landen oder verbrannt. Beide Optionen haben schwerwiegende gesundheitliche, soziale, ökologische und klimatische Auswirkungen, selbst in entwickelten Ländern wie der Schweiz.

Die Frage neu formulieren

Da es keine gute Antwort auf die Frage „Wohin geht der Abfall?“ gibt, macht es am meisten Sinn, die Abfallproduktion zu reduzieren. Also stellen wir stattdessen eine andere Frage: „woher kommt der Abfall?“. Es herrscht die weit verbreitete Meinung, dass die derzeitige Plastikverschmutzungskrise durch unverantwortliche Menschen, die ihren Müll wegwerfen und/oder durch schlechte Abfallbewirtschaftung verursacht wird. Die Menschen, die an unseren Cleanups teilnehmen, sind sich oft nicht bewusst, dass dies eine von der Industrie vermarktete Fiktion ist. Mit unseren Cleanups versuchen wir, das Gespräch auf die wahren Ursachen der Krise zu lenken: schlechtes Verpackungsdesign, Liefersysteme, Überproduktion und fehlende Regulierung oder Herstellerverantwortung. Diese umfassenderen systemischen Probleme sind die wahre Quelle der Verschmutzung, nicht die Wochenend-Picknicker. In einigen Gebieten notieren wir nach einem Cleanup auch die Marken von dem gesammelten Plastikmüll, um den Zusammenhang zwischen den Entscheidungen der Hersteller und der Verschmutzung aufzuzeigen. Diese „Brand-Audit“-Daten werden auch an Organisationen wie Break Free From Plastic für Forschungs- und Öffentlichkeitsarbeit weitergegeben.

„Upcycling“ und „Verwertung“?

Oft wird gefragt, warum wir den Müll nicht „upcyceln“ oder mit Unternehmen zusammenarbeiten, die behaupten, sie würden „im Meer befindliches Plastik wiederverwerten“, manchmal auch im Rahmen eines Kreditprogramms. Der Grund dafür ist, dass dies falsche Lösungen sind. Im besten Fall lenken sie von den wirklich notwendigen Massnahmen ab; im schlimmsten Fall schaffen sie neue Probleme oder ermöglichen Greenwashing von Unternehmen, welche eigentlich die Macht haben, weitaus wirkungsvollere Veränderungen vorzunehmen.

Einkaufen, um den Planeten zu retten: Ist die Produktion von mehr Waren wirklich der Ausweg aus einer durch Überproduktion verursachten Krise?

Was meinen wir damit? Das so genannte „Upcycling“ von Kunststoffen ist in Wirklichkeit ein „Downcycling“ – die Herstellung von Gegenständen, die nicht weiter recycelt werden können, erfordert zusätzliche neue Ressourcen. Dadurch wird die Entsorgung des Materials auf einer Mülldeponie, in einer Verbrennungsanlage oder Schlimmerem nur hinausgezögert, während gleichzeitig Mikroplastik und potenziell gefährliche Chemikaliencocktails entstehen. Die Behauptung, dass für diese recycelten Produkte Material verwendet wird, das aus dem Meer „zurückgewonnen“ wurde, ohne dass dies nachgewiesen wird, kann eine weitere Ebene des Greenwashings darstellen. In Wirklichkeit ist das meiste Plastik, das aus dem Meer geholt wird, zu zersetzt, um recycelt zu werden. Aber mit einer kreativen Buchführung oder einer vagen Kennzeichnung können die Hersteller behaupten, dass die Verpackungen zu 100 % aus dieser Quelle stammen. Sowohl „Upcycling“ als auch „Rückgewinnung“ von Kunststoffen werden fast immer als Lösung für die Kunststoffverschmutzung dargestellt. Das verleitet die Menschen zu der Annahme, dass es in Ordnung ist, weiterhin Kunststoff in dem derzeitigen Umfang zu produzieren und zu verwenden. Es ist üblich, dass die Kunststoffindustrie die Aufmerksamkeit auf diese Art falscher Lösungen lenkt, anstatt hilfreichere Schritte zur Verringerung ihrer Produktion von Einwegplastik zu unternehmen. Wir wollen nicht Teil dieser Fehlinformation sein.

Lokales Downcycling

Wir unterstützen jedoch einige kleine, lokale Initiativen, die sich mit dem anfallenden Abfall befassen, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen. Einige Trash Hero Chapter spenden nicht wiederverwertbaren Müll an lokale Unternehmer, die ihn als Rohstoff für die Herstellung verschiedener Dinge verwenden. Dies geschieht in der Regel auf Inseln oder in ländlichen Gebieten, wo die Alternative oft nur die offene Verbrennung ist. Solange es keine besseren Optionen für den Abfall gibt und kein Greenwashing im Spiel ist, kann das Downcycling zu langlebigen und relativ sicheren Produkten mit minimalem zusätzlichem Ressourceneinsatz eine praktische, wenn auch nur vorübergehende Lösung für den vorhandenen Abfall sein. Diese Massnahmen können die Kunststoffkrise zwar nicht langfristig lösen, aber sie stehen den Lösungen, die zu einer wirklich sicheren und kreislauforientierten Wirtschaft führen werden, nicht im Wege.

Von links: Bei Cleanups gesammelte Schuhe werden von Tlejourn zu neuen Flip-Flops recycelt; Strohhalme werden gespendet, um daraus Füllmaterial für Rollstuhlkissen herzustellen; eine für ein Festival in Thailand geschaffene Skulptur; gesammelte Zigarettenstummel werden in Zürich ausgestellt

In kleinerem Rahmen haben wir auch mit Künstlern zusammengearbeitet, die Skulpturen und andere Werke aus Abfall herstellen, um auf das Problem der Plastikverschmutzung aufmerksam zu machen. Dies unterscheidet sich von Künstlern, die versuchen, Schönheit aus Plastikmüll zu schaffen, was wiederum dazu beiträgt, dass es in Ordnung ist, die Produktion dieses giftigen, klimaschädlichen Materials weiter zu steigern.

Die Quintessenz: Die Antwort auf die Frage „Wohin geht der Abfall?“ lautet „an keinen guten Ort“. Wir müssen uns stattdessen die Frage stellen: „Woher kommt der Abfall?“. Wir müssen die Menge der von uns verwendeten Materialien von vornherein reduzieren, sie sicher machen und sie so lange wie möglich in Gebrauch halten – durch Wiederverwendungsinfrastrukturen, nicht durch Recycling. Nur wenn wir abfallfreie Systeme und Lebensstile unterstützen, werden wir aufhören können, jede Woche den Müll einzusammeln.

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SeemaWohin geht der Abfall?

Trash Hero nimmt an den Gesprächen zum globalen Plastikvertrag in Paris teil

by Seema on 16/06/2023 No comments

Wichtigste Ergebnisse

  • Die Mitgliedstaaten einigen sich auf ein Mandat zur Ausarbeitung eines Vertragsentwurfs
  • Die Anwesenheit von Industrielobbyisten und der mangelnde Zugang für Rechteinhaber, Wissenschaftler und die Zivilgesellschaft geben weiterhin Anlass zur Sorge
  • Die anhaltende Debatte über die Geschäftsordnung könnte den Fortschritt bei dem Vertrag weiter verzögern

Im Jahr 2022 fasste die Umweltversammlung der Vereinten Nationen einen historischen Beschluss zur Entwicklung eines internationalen rechtsverbindlichen Instruments zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung, einschliesslich der Meeresumwelt“ – den globalen Plastikvertrag – und gab den Mitgliedstaaten nur zwei kurze Jahre Zeit, um sich auf den Text zu einigen.

Und es gibt viel zu tun, denn die Beweise für die Giftigkeit von Kunststoffen, von der Gewinnung bis zur Entsorgung, werden immer zahlreicher, ebenso wie für seine bedeutende Rolle bei der Erderwärmung, die Zerstörung von Ökosystemen und der Artenvielfalt, die Unmöglichkeit der Kreislaufwirtschaft und die unverhältnismässigen Auswirkungen all dieser Probleme auf den globalen Süden und gefährdete Gemeinschaften.

Die Mitgliedstaaten müssen sich auch über die Umsetzung der vereinbarten Massnahmen einigen – ob sie freiwillig oder verbindlich sein werden, wie sie die Einhaltung der Vorschriften erreichen und wie sie finanziert werden sollen.

Trash Hero World ist gerade von der INC-2 zurückgekehrt, der zweiten von fünf Sitzungen zur Lösung dieser Fragen, die vom 29. Mai bis 2. Juni 2023 in Paris stattfand.

Wie der Vertrag unserer Meinung nach aussehen sollte, kannst du in diesem kurzen Video sehen:

https://www.tiktok.com/@trashheroworld/video/7241141663110925570

Was hat Trash Hero an den Gesrprächen gemacht?

Für Trash Hero World war es das erste Mal, dass wir als kürzlich akkreditierte zivilgesellschaftliche Organisation an einer UNEP-Veranstaltung teilnahmen, und es war eine grosse Ehre, unsere Freiwilligen zu vertreten und mit engagierten und sachkundigen Kollegen der Netzwerke Break Free From Plastic und GAIA zusammenzuarbeiten.

Trash Hero World und andere NGOs haben bei UNEP die Rolle von „Beobachtern“: Wir können nichts entscheiden, was in den Vertrag einfliesst, aber wir dürfen bei den Verhandlungen anwesend sein und bis zu einem gewissen Grad, gehört werden, sowohl formell als auch informell durch Gespräche mit offiziellen Regierungsvertretern.

Wir konnten mit den Vertretern unserer wichtigsten Einsatzländer – Thailand, Indonesien, Malaysia und der Schweiz – sowie mit einigen anderen zusammenkommen. Ausserdem nahmen wir an zahlreichen Nebenveranstaltungen teil, bei denen wir unter anderem Experten auf dem Gebiet der Kunststofftoxizität und des Recyclings sowie indigene Führer aus dem globalen Süden hörten.

Die Sitzungen begannen am frühen Morgen und die Verhandlungen dauerten bis tief in die Nacht hinein. Es war eine intensive und erfolgreiche Woche, trotz einiger anfänglicher Rückschläge. Hier sind die wichtigsten Punkte:

1. Abstimmung vs. Konsens
Wertvolle Verhandlungszeit ging verloren, als ein Block von Öl und Plastik produzierenden Nationen eine alte Diskussion über die Geschäftsordnung wieder aufnahm. Sie forderten, dass alle Vertragsentscheidungen im „Konsens“, d.h. einstimmig, und nicht mit der auf der INC-1 in Uruguay vorläufig vereinbarten 2/3-Mehrheit getroffen werden sollten. Sie weigerten sich, vorwärts zu gehen, solange dieser Punkt nicht geklärt ist. Andere Teilnehmer stellten fest, dass ein Konsens möglich wäre:

a) einem einzelnen Land ein Vetorecht gegenüber den übrigen Ländern einräumen und
b) wahrscheinlich dazu führen, dass ein schwächeres und/oder freiwilliges Massnahmenpaket angenommen wird, da es schwierig ist, allen Interessen gerecht zu werden

Nach einem mehr als zweitägigen Stillstand wurde ein vorläufiger Kompromiss erzielt, bei dem der Einwand des Blocks gegen die Abstimmung in einer Fussnote zu der Regel erwähnt wurde. Damit blieben weniger als 3 Tage für die inhaltliche Diskussion und die Möglichkeit, dass das Thema bei späteren Sitzungen wieder auftauchen könnte.

2. Upstream vs. downstream
Von Anfang an waren die Länder geteilter Meinung darüber, auf was das Abkommen konzentrieren soll. Entweder auf stärkere, vorgelagerte Massnahmen zur Beendigung der Plastikverschmutzung, wie die Verringerung der Produktion von Plastik und den damit verbundenen Chemikalien und die Förderung der Wiederverwendung mit sicheren Alternativen oder auf schwächere, nachgelagerte Masnahmen, wie die Verringerung von „Lecken“ und die „Verbesserung*“ der Abfallbewirtschaftung.

Auf der INC-2 war es ermutigend zu sehen, dass die Mehrheit der Länder, darunter die EU, die Schweiz, viele kleine Inselentwicklungsstaaten, Mexiko, Senegal, Neuseeland und andere, sich offen für ehrgeizigere Upstream-Lösungen aussprachen. 135 von 180 Ländern forderten ausserdem, dass die endgültigen Regeln für alle Länder weltweit verbindlich sein sollten. Die Länder, die fossile Brennstoffe, Petrochemikalien und Kunststoffe herstellen, sprachen sich überraschenderweise für nachgelagerte Massnahmen und einen „Bottom-up“-Ansatz aus, bei dem die einzelnen Länder selbst entscheiden können, welche Massnahmen sie ergreifen wollen.

Trotz dieser grundlegenden Differenzen wurde dem INC-Sekretariat am Ende der Woche das Mandat erteilt, einen ersten Vertragsentwurf zu erarbeiten, der „alle Standpunkte widerspiegelt“. Obwohl dies keine leichte Aufgabe sein wird – vor allem, wenn wir das ursprüngliche Ziel, den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen zu regeln, beibehalten wollen -, wurde das Ergebnis als positiv begrüsst, da es die Verhandlungen nach den Verzögerungen zu Beginn der Woche wieder auf Kurs bringt.

Es wurde auch ein Mandat für die Arbeit zwischen den Sitzungen (informelle Treffen bis zur INC-3) erteilt, um die verlorene Zeit aufzuholen und wissenschaftliche Gremien einzurichten, die die Mitgliedstaaten in verschiedenen Fragen beraten. Wer in diesen Gremien sitzen wird, ist ebenfalls Gegenstand der Debatte.

*Die „Verbesserung“ umfasst in diesem Zusammenhang oft falsche Lösungen wie Verbrennung und chemisches Recycling.

3. Stakeholder vs. Rechteinhaber
Das UNEP hat seine Entscheidung, Beobachtern der Zivilgesellschaft den Zugang zu verwehren, nach einer NRO-Aktion am ersten Tag des Treffens rückgängig gemacht, obwohl der Zugang für unabhängige Wissenschaftler, Jugendliche und indigene Völker weiterhin ein Problem darstellt.

Gleichzeitig waren mindestens 190 Lobbyisten der Kunststoffindustrie bei den Gesprächen anwesend – einige schlossen sich sogar offiziellen Regierungsdelegationen an. UNEP betrachtet dies als normale „Stakeholder“-Beteiligung, aber dieser Begriff impliziert, wie GAIA feststellt, eine „falsche Symmetrie […] zwischen den Verursachern der Plastikverschmutzung und den betroffenen Gemeinschaften“. Wir sollten stattdessen die Stimmen der „Rechteinhaber“ über den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen hinweg bevorzugen. Dafür gibt es bereits einen Präzedenzfall: Vor mehr als 20 Jahren hielt die WHO die Tabakindustrie von den Verhandlungen über das Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakkonsums fern.

Was passiert nun?
Alle Augen richten sich nun auf die INC-3 und den potenziellen Vertragsentwurf, der in den kommenden Monaten im Anschluss an die intersessionalen Arbeiten und weitere Eingaben der Mitgliedstaaten und Beobachter entstehen wird. Das Treffen soll im November 2023 in Nairobi stattfinden. Wir werden weitere Updates auf unseren Social Media Kanälen @trashheroworld veröffentlichen.

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SeemaTrash Hero nimmt an den Gesprächen zum globalen Plastikvertrag in Paris teil

Unser Impact bis zum 31. Dezember 2022

by Lydia on 07/03/2023 No comments

 

https://www.youtube.com/watch?v=SZKKwH0dEkE

Jede Woche ziehen Freiwillige auf der ganzen Welt ihre gelben T-Shirts an und setzen sich für eine Welt ohne Plastikverschmutzung ein. Aber was bedeutet das eigentlich, ein Trash Hero zu sein?

Es bedeutet, ein Teil einer globalen Bewegung zu sein. Trash Hero ist derzeit an 139 Standorten in 17 Ländern aktiv. Bis heute hat unsere Bewegung 466’578 Freiwillige mobilisiert, von denen 120’673 unter 16 Jahre alt waren! Es ist uns ein Anliegen, ein breites Spektrum von Menschen in unsere Aktivitäten einzubeziehen und wir feiern diese Vielfalt so weit wie möglich.

 

 

Ein Trash Hero zu sein bedeutet auch, regelmässig etwas gegen die Plastikverschmutzung zu tun. Allein im Jahr 2022 organisierten die Freiwilligen von Trash Hero 3’296 Cleanups – das sind durchschnittlich 9 Aufräumaktionen pro Tag und 45 kg pro Veranstaltung! Damit haben wir seit 2013 insgesamt unglaubliche 18’206 Aufräumaktionen durchgeführt und insgesamt 2’302’862 kg Müll beseitigt.

 

Wir helfen den Menschen, Einwegplastik durch unsere Nachfüll- und Wiederverwendungsprogramme zu reduzieren. Bis heute haben wir 106’188 wiederverwendbare Wasserflaschen über unser Partnernetz verteilt. Es gibt derzeit 673 Stellen, an denen die Menschen ihre Flaschen kostenlos auffüllen können. Dadurch wurden unglaubliche 38,8 Millionen Einweg-Plastikflaschen vermieden und 2’017 Tonnen CO2-Emissionen reduziert. Ausserdem haben wir 29’520 wiederverwendbare Trash Hero-Taschen verteilt und damit die Verwendung von 10,8 Millionen Einweg-Plastiktüten verhindert.

 

Trash Hero setzt sich auch dafür ein, eine neue Generation von Aktivisten zu inspirieren! Unser spezielles Kinderprogramm, das 2018 begann, hat 23’330 Kindern unterstützt, nachhaltige Gewohnheiten zu entwickeln. Dies wird durch unser Kinderbuch erreicht.

 

Trash Hero engagiert sich nicht nur für praktische Aktionen, sondern auch für die Sammlung von Daten, die zur Beeinflussung politischer Veränderungen im Bereich Plastik genutzt werden können. Trash Heroes hat 402 Brand Audits durchgeführt, die in Berichte aufgenommen wurden, um die Verursacher von Umweltverschmutzung zur Verantwortung zu ziehen. Diese Berichte wurden den UN-Verhandlungen über einen globalen Kunststoffvertrag vorgelegt.

Aber es geht nicht nur um die Zahlen. Ein Trash Hero zu sein bedeutet, dass wir uns mit anderen Freiwilligen verbunden fühlen, dass wir motiviert sind, etwas zu verändern und dass wir allen dankbar sind, die unsere Bewegung unterstützen und zu ihr beitragen.

Und vor allem bedeutet es, dass wir eine Familie sind!

Vielen Dank an alle unsere Freiwilligen, die zu dem unglaublichen Ergebnis beigetragen haben. Wir sind gespannt, was das Jahr 2023 bringt!

Wir sammeln die Daten seit Dezember 2013 und dies sind nun unsere aktuellen Zahlen!

  • 18’206 Cleanups
  • 139 aktive Chapters in 17 Ländern
  • 466’578 Freiwillige, inklusive 120’673 unter 16 Jahren
  • 2’302’862 kg Müll verantwortungsvoll gesammelt und entsorgt
  • Im Rahmen des Trash Hero Flaschen-Programms wurden 106’188 wiederverwendbare Flaschen verteilt, wodurch 38,8 Millionen Einweg-Plastikflaschen vermieden und 2’107 Tonnen CO2-Emissionen reduziert wurden.
  • Im Rahmen des Trash Hero Taschenprogramms wurden 29’520 wiederverwendbare Trash Hero-Taschen verteilt, wodurch 10,8 Millionen Einweg-Plastiktüten eingespart wurden.

Willst du ein Teil einer Bewegung sein, der sich für den Wandel einsetzt? An den Trash Hero Cleanups kann jeder mitmachen: keine Kosten, keine Anmeldung, einfach vorbeikommen! Eine Liste mit allen Chapters in deiner Nähe findest du hier.

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LydiaUnser Impact bis zum 31. Dezember 2022

„Plastic Matters“ ein Bericht von OceanCare über die Plastikverschmutzung der Schweiz

by Vanessa Rieser on 20/02/2023 No comments

Die saubere Schweiz?

Die Schweiz gilt als eines der besten Länder, wenn es um Abfalltrennung und Recycling geht und bewahrt sich seit jeher das Image eines sauberen Landes. Die Realität malt aber ein anderes Bild, denn gemäss dem neuen Bericht „Plastic Matters“ (Englisch) von OceanCare, hat die Schweiz ein grosses Problem mit Plastik, mit dem Verbrauch und der Abfallbewirtschaftung. 

Der Plastikverbrauch pro Kopf in der Schweiz beträgt 127 Kilogramm pro Jahr und das ist einer der höchste Pro-Kopf-Verbrauch weltweit. Aufgrund eines hohen Lebensstandards (ressourcen-intensiven Lebensstil), übermässigen Konsum und dem allgemeinen Umgang mit Abfall wird hierzulande hauptsächlich auf Verbrennung gesetzt. Das Problem der Verbrennung ist einerseits die Luftverschmutzung und die hochtoxischen Stoffe, die zurückbleiben. Aber vor allem auch die Argumente, dass durch die Verbrennung von Plastik Energie gewonnen werden kann und somit eine gute Lösung sei, kann durch folgende Punkte (Quelle: Gaia, www.no-burn.org) widerlegt werden:

  • Die verarbeitung von Kunststoff zu Treibstoff ergibt nur minderwertige Kraftstoffe
  • Bei der Verbrennung wird viel mehr CO2-Ausstoss erzeugt und Verschärft somit den Klimawandel
  • Es müssen Milliarden investiert werden und ist wirtschaftlich nicht rentabel
  • Es unterstützt die Überproduktion von Plastik und lenkt von echten Lösungen ab

Die Plastikverschmutzung wird immer mehr zu einem Problem, was dringend gelöst werden muss, da es die Umwelt und die Gesundheit aller Bewohner gefährdet. Die Produktion ist innerhalb von zwei Generationen exponentiell angestiegen und auch der Konsum von Plastik in allen Formen ist enorm.

Der Umgang mit dem Recycling und der Wiederverwendung sind aber begrenzt. Die Schweiz kann sich zwar eines hohen Recyclinganteils bei vielen Materialien rühmen, aber Kunststoff gehört sicher nicht dazu. Auf der Website des Bundesamtes für Umwelt können wir lesen, dass „die Schweiz im Gegensatz zu vielen anderen Ländern keine Deponien für brennbare Abfälle seit dem Jahr 2000 unterhält.”. Daher müssen alle Kunststoffabfälle recycelt oder umweltgerecht verbrannt werden. In der Praxis liegt die Priorität aber eindeutig bei der zweiten Möglichkeit, dem Verbrennen.

Aus der Übersicht aus dem Jahr 2010 (Quelle: BAFU) werden nur 145’000 Tonnen (19 %) der Kunststoffabfällen sortiert, von denen immer noch 65’000 Tonnen trotzdem verbrannt werden. Das bedeutet, dass nur  80’000 Tonnen (10 %) recycelt werden.
All dies steht im Gegensatz zu den 700’000 Tonnen Kunststoffabfällen (90 %), die in einer der 30 Müllverbrennungsanlagen oder in Zementwerken des Landes verbrannt werden. Somit ist die Verbrennung von Kunststoffen der beliebteste Weg, wie mit Plastikabfällen umgegangen wird.

Mikroplastik – die heimtückische Plastikverschmutzung

Auf der ganzen Welt findet sich kein Ort mehr, der nicht von der Plastikflut verschont ist, vor allem in Form von Mikroplastik finden sich die Kunststoffe in der Luft, Wasser, Nahrung und in der Erde wieder.

Natürlich betrifft dies auch die Schweiz genau gleich wie alle anderen Länder dieser Welt. Obwohl wir hier keine sichtbaren Plastikberge haben, zeigt sich das Problem auf eine viel perfide Art.

Rund 14‘000 Tonnen Makro- und Mikroplastik landet jedes Jahr in den Böden und Gewässern, aber auch auf schneebedeckten Berggipfeln in den Alpen. Gerade die Mikroplastik-Verschmutzung in den Schweizer Seen und Flüssen ist besorgniserregend, da sie schon ähnlich hoch ist wie in den Meeren.

Das Problem von Littering und von Kunststoffen, die bei der Nutzung in die Umwelt gelangen, bleibt nach wie vor bestehen. Gerade Zigarettenstummel, die sehr klein sind, haben eine grosse Wirkung auf die Umwelt. Beim Plastik, der erst durch die Verwendung in die Umwelt gelangt, reden wir von Reifenabrieb, Mikrofasern aus Kleider, die beim Waschen ins Wasser gelangen, Mikrokügelchen oder Flüssigpolymere aus kosmetischen Produkten.

Fakten – Zur Plastikverschmutzung in der Schweiz

  • 14‘000 Tonnen Plastik landen in der Umwelt. Hauptsächlich von Reifenabrieb (8‘900 Tonnen) und Littering (2‘700 Tonnen)
  • Wegen Littering landet jedes Jahr 100 Tonnen in den Gewässern und 4‘000 Tonnen auf der Erde.
  • Gemäss einer Studie wurde in jedem Schweizer See Mikroplastik entdeckt.
  • Im Genfersee landen bis zu 55 Tonnen Plastik jährlich, was bedeutet, dass sich bis heute 580 Tonnen angesammelt hab
  • Im Rhein bei Basel werden über 238‘000 Mikroplastik-Partikel pro Quadratkilometer gemessen. Die Rhone transportiert 10 Kilogramm nach Frankreich.
  • Man schätzt, dass sich 53 Tonnen Mikroplastik in Schweizer Naturschutzgebieten angesammelt haben.
  • Selbst auch im Schnee auf Berggipfeln und abgelegenen Bergseen werden beträchtliche Mengen Mikroplastik entdeckt

Weitere Fakten rund um die Plastikverschmutzung, sind in dem Factsheet von OceanCare zusammengefasst. 

Was kann man tun?

Gesetze: In der Schweiz gibt es das Umweltschutzgesetz oder das Chemikaliengesetz, welches dazu dienen könnte, den übermässigen Gebrauch von Einwegplastik zu stoppen, was leider nicht genutzt wird, da Bundesrat setzt auf freiwillige Massnahmen. Plastik, dessen Bestimmung nur für den Einmalgebrauch gedacht ist, wie Take-Away-Verpackungen, Einwegtüten oder Mikrokügelchen in Kosmetika, könnten jetzt schon mit der geltenden Gesetzgebung verboten werden. 

Massnahmen: Es sollten weitere Schritte folgen, welche die Plastikkrise auf verschiedenen Ebenen angehen. Zum Beispiel soll der Fokus auf die Wiedereinführung des Pfands gelegt werden und so ein Wiederverwendungssystem geschaffen werden, vor allem für Glasflaschen. Aber auch das Thema Reifenabrieb, Mikrofasern und Zigarettenstummel, sowie die Regulierung von Bioplastik und Flüssigpolymeren, sollte rechtlich definiert und dann Massnahmen ergriffen werden. 

Der Bericht von OceanCare ruft deswegen zum Umdenken auf, damit die Schweiz in Europa eine Vorreiterrolle einnehmen kann. Die Zusammenfassung des Berichtes auf Deutsch findest du unter diesem Link.

Wenn Du auch etwas gegen die Plastikflut in der Schweiz machen willst, dann unterzeichne noch heute die Petition: https://www.oceancare.org/aktiv-werden/petitionen/petition-plastik/

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Vanessa Rieser„Plastic Matters“ ein Bericht von OceanCare über die Plastikverschmutzung der Schweiz

Der Winter kommt, das Plastik muss weg: Wie die aktuelle Treibstoffkrise mit der Kunststoffindustrie zusammenhängt

by Lydia on 25/10/2022 No comments

Ein faszinierender neuer Bericht mit dem Titel „Winter is coming“ von Break Free From Plastic und CIEL untersucht, wie die anhaltende Kraftstoffkrise mit der Kunststoffindustrie zusammenhängt.

Der russische Einmarsch in der Ukraine im Februar 2022 hat die Energieversorgung und damit die Preise weltweit beeinflusst. Dies gilt insbesondere für die europäischen Länder, die bei Öl und Gas auf Russland angewiesen sind – 2020 lieferte Russland 38 % des Gases und 22 % des Öls in die EU. Im August 2022 wurde der EU klar, dass sie sich in einer schweren Energiekrise befand, und die begrenzten Öl- und Gaslieferungen liessen die Preise weiter in die Höhe schnellen. Es gab Warnungen vor bis zu dreistündigen Stromausfällen, um Energie zu sparen, und Millionen von Menschen machen sich Sorgen, wie sie es in einem möglicherweise eisigen Winter warm halten können.

Als Reaktion auf diese Bedenken hat sich die EU das Ziel gesetzt, dass alle Mitgliedsländer ihren Energieverbrauch bis zum 31. März 2023 um 15 % senken. Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Regierungen die Konsumenten beraten, wie sie ihren Energieverbrauch senken können. So empfahl beispielsweise Deutschland seinen Bürgern, kalt zu duschen und ihre Heizungen einzuschränken.  Die industrielle Nutzung von Öl und Gas geht jedoch unvermindert weiter, ohne dass die Regierungen bisher Ratschläge oder Einschränkungen erteilt haben. 

Was hat das nun mit Plastik zu tun?

Derzeit ist die Kunststoffindustrie der grösste Öl- und Gasverbraucher in der EU, auf den im Jahr 2020 8 % bzw. 9 % des EU-Endverbrauchs entfallen 1 . Sie stellt alle anderen Branchen in den Schatten, einschliesslich der Stahlindustrie, der Automobilbranche, Maschinenbau sowie der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In der Kunststoffindustrie in der EU sind über 40 % der auf dem Endmarkt produzierten Kunststoffe Instant-Abfälle wie Einweg-Plastikverpackungen.

Die EU und ihre Mitgliedstaaten sind führend bei der Bewältigung der Kunststoffkrise. Im Jahr 2018 veröffentlichte die EU ihre Kunststoffstrategie, die darauf abzielt, „die Art und Weise, wie Kunststoffprodukte entworfen, hergestellt, verwendet und recycelt werden, zu verändern“ und als „Schlüsselelement des Übergangs Europas zu einer Kreislaufwirtschaft“ 2 bezeichnet wird. Im Jahr 2019 kündigte sie die Richtlinie über Einwegkunststoffe an, die ein Sammelziel von 90 % für das Recycling von Einwegkunststoffflaschen bis 2029 festlegt. 3 Diese Führungsrolle wurde besonders auf der Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) im März 2022 deutlich, als es einen historischen Fortschritt bei den Verhandlungen über ein globales Abkommen zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung gab.

Trotz aller Bemühungen der EU, die Plastikverschmutzung zu verringern, wurde mit keinem Wort erwähnt, dass die Produktion von unnötigem Plastik gedeckelt oder die Tätigkeit der petrochemischen Industrie eingeschränkt werden soll. Und das, obwohl sie erheblich zum Klimawandel beiträgt und die wertvollen Öl- und Gasreserven immer weiter erschöpft. 

Dem Bericht zufolge würde eine Verringerung der Kunststoffverpackungen um 50 % und das Erreichen des Ziels einer 90 %igen Wiederverwertung zu einer Verringerung des Verbrauchs an fossilem Gas um 6,2 Milliarden Kubikmeter (bcm) und 8,7 Millionen Tonnen Öl auf EU-Ebene im Vergleich zu 2020 führen. Diese Zahlen entsprechen dem Öl- und Gasverbrauch der gesamten Tschechischen Republik im Jahr 2020.4

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass diese Situation der EU eine einzigartige Gelegenheit bietet, die Energie-, Klima- und Kunststoffkrise zu bewältigen, anstatt neue Handelsabkommen für fossile Brennstoffe anzustreben. Es sollten sofortige und drastische Massnahmen ergriffen werden, um die Produktion von unnötigem und übermässigem Neuplastik zu reduzieren, indem die Kunststoffstrategie ab 2018 und die Richtlinie über Einwegkunststoffe ab 2019 umgesetzt werden. Dadurch würden die Treibhausgasemissionen erheblich reduziert, die Verschmutzung durch Plastik verringert und die begrenzten Energievorräte entlastet. Das Öl und Gas, das für die Herstellung von Kunststoff verwendet worden wäre, könnte stattdessen Millionen von Menschen über den Winter mit zuverlässiger und erschwinglicher Energie versorgen. 

Hier findest Du die Kurzfassung, aber auch die ausführliche Version des Berichts.

Footnotes & further reading:

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LydiaDer Winter kommt, das Plastik muss weg: Wie die aktuelle Treibstoffkrise mit der Kunststoffindustrie zusammenhängt

World Refill Day: Du kannst etwas bewirken!

by Lydia on 21/06/2022 No comments

Die Plastikproduktion nimmt zu. Wie können wir – als besorgte Bürger – dies ändern? Wir möchten Sie dazu inspirieren, kleine Veränderungen vorzunehmen und grössere zu fordern, damit wir weltweit eine bedeutende Wirkung erzielen.

An diesem World Refill Tag (16. Juni) werfen wir einen genaueren Blick auf Mehrweg und Wiederverwendung und erkennen, warum sie der Schlüssel zur Verringerung der Plastikverschmutzung sind. Wir zeigen was wir tun, um Refill zu unterstützen und was auch du tun dazu beitragen kannst. Wir erklären, welche Unternehmen Nachfüllpackungen anbietet und du unterstützen kannst. Auch wollen wir motivieren, dass die Leute sich beim Produktekauf hinterfragen und sich immer mehr für Nachfüllpackungen im Haushalt und Alltag entscheiden.

Warum ist Mehrweg so wichtig?

Derzeit werden jährlich 380 Millionen Tonnen Kunststoff produziert 5, von denen mehr als die Hälfte Einwegkunststoffe sind 6 . Etwa 9 % dieser Kunststoffe werden recycelt, wobei weniger als 2 % tatsächlich recycelt werden7. Der Rest wird in den Müll geworfen, auf Deponien gelagert, verbrannt oder in alle Welt verschifft, damit sich jemand anderes damit befasst. Die schiere Menge des anfallenden Abfalls bedeutet, dass selbst ein verbessertes Recycling keine praktische Lösung ist – auch wenn die Kunststoffhersteller uns das gerne glauben machen würden.

Die einzige Lösung, von der wir wissen, dass sie funktioniert, besteht darin, die Menge des produzierten Plastiks, insbesondere des Einwegplastiks, zu reduzieren. Die Wiederbefüllung und Wiederverwendung von Behältern und Verpackungen ist eine der einfachsten und effizientesten Möglichkeiten, die weltweit benötigte Menge an Plastik zu reduzieren. Die Wiederverwendung kann auf individueller Ebene beginnen und muss dann von der lokalen Wirtschaft, der staatlichen Infrastruktur und schliesslich von grossen Konsumgüterunternehmen unterstützt werden.

Die Vorteile von Refill beschränken sich nicht nur auf die Verringerung des Plastikmülls in der Umwelt. Die Reduzierung von Plastik wirkt sich auch positiv auf das Klima aus, da die CO2-Emissionen reduziert werden. Die Produktion und Verwendung von Plastik ist derzeit für etwa 4 % der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich, mehr als die gesamte Luftfahrtindustrie. Wenn Sie mehr Nachfüllpackungen in Ihre Routine integrieren, wirkt sich das auch positiv auf Ihren Geldbeutel aus. Wenn Sie nur so viel nachfüllen, wie Sie brauchen, anstatt abgepackte Mengen zu kaufen, ist das oft billiger, ebenso wie das Nachfüllen von Trinkwasser. Viele Unternehmen bieten auch Rabatte an, für diejenigen die ihre eigenen Behälter für Speisen und Getränke zum Mitnehmen mitbringen. 

Was kann ich tun? 

Nachfüllen zur Gewohnheit machen

Denk Mal an deinen Tagesablauf – wo isst du zu Mittag? Welche Artikel kaufst du dir regelmässig in Einwegplastik? Versuche Möglichkeiten zu finden, wie du Einwegplastik gegen wiederverwendbares oder wiederbefülltes Plastik austauschen kannst. 

Der einfachste Weg ist der Umstieg auf eine wiederverwendbare Wasserflasche. Wenn du bereits eine besitzt, kannst du auch andere dazu ermutigen, das Gleiche zu tun! 

Es gibt viele Orte, an denen kostenloses Wasser nachgefüllt werden kann, vor allem in Ländern, in denen man aus dem Wasserhahn trinken kann. Aber auch in Ländern, in denen das nicht möglich ist, gibt es oft lokale Netzwerke zum Nachfüllen von Wasser, wie das von Trash Hero (siehe unten), die den Menschen helfen, ihren Durst zu stillen und gleichzeitig Einwegplastik zu vermeiden. 

Welche Auswirkungen die Verwendung einer wiederbefüllbaren Wasserflasche hat, kannst du in unseren kostenlosen Bottle Impact Calculator herausfinden. Teile deine Ergebnisse online, um andere zu inspirieren – und vergiss nicht, uns unter @trashheroworld zu markieren!

Es geht nicht nur um Wasserflaschen

Denke daran: Nicht nur Wasserflaschen können wiederbefüllt und wiederverwendet werden! In vielen Imbissbuden und Märkten kannst du deine eigenen wiederverwendbaren Becher und Behälter mitbringen und immer mehr Geschäfte bieten Nachfüllpackungen für alltägliche Dinge wie Toilettenartikel, Reinigungsmittel und Lebensmittel an. 

Auch wenn du keinen Zero-Waste-Shop vor Ort hast, kannst du etwas tun: Versuche es mit einem wiederverwendbaren Behälter für dein Mittagessen (selbst gekocht oder zum Mitnehmen) und einer Thermoskanne für deinen Kaffee. Du musst nicht unbedingt etwas Neues kaufen, um damit anzufangen, es gibt Dinge in unseren Haushalten, die diese Aufgabe erfüllen! Alte Take-away-Behälter lassen sich hervorragend für ein Lunchpaket wiederverwenden, und alte Marmeladengläser eignen sich perfekt für selbstgemachte Instant-Nudeln – es gibt unzählige Möglichkeiten und Ideen! Am besten schaust du gleich in deinen Schränken nach, was sich für Unterwegs wiederverwenden lässt.

Beginne ein Gespräch

Wenn du über das Nachfüllen sprichst und darüber, wie einfach es ist, wird die Idee für die Menschen in deinem Umfeld zugänglich und normal. Mach es dir zum Ziel, so viele Orte wie möglich in deiner Umgebung zu finden, an denen du deinen eigenen Behälter zum Einkaufen mitbringen kannst oder frag deine Freunde und Familie, ob sie Empfehlungen für das Nachfüllen von Wasser oder andere Tipps zur Wiederverwendung haben. Du kannst deine Ergebnisse mit deinem Netzwerk teilen, um andere zu ermutigen, es ebenfalls zu versuchen

Wenn es in deiner Gegend noch keinen Zero-Waste-Shop gibt, kannst du vielleicht Kontakt mit einem lokalen Geschäft aufnehmen und deine Idee vorbringen. Versuche deinen eigenen Becher oder Behälter mitzubringen und beginne in einem Gespräch die Vorteile von Nachfüllsysteme in Geschäften aufzuzeigen. Ein Gespräch ist der erste Schritt zu einer Verhaltensänderung und das Feedback der Verbraucher ist äusserst wirkungsvoll.

Unternehmen unterstützen, die sich engagieren

Wie wir bereits erwähnt haben, ist dein Feedback als Verbraucher von grosser Bedeutung. Es geht nicht nur darum, Einwegplastik in grösseren Geschäften abzulehnen, sondern auch darum, die Unternehmen zu unterstützen, die Nachfüllpackungen anbieten. Teile ihnen mit, dass dir das gefällt oder teile ihre Websites in den sozialen Medien und ermutige so andere, ebenfalls dorthin zu gehen.  

Eine grossartige Ressource für Wiederverwendungs- und Wiederaufbereitungsprogramme ist die Datenbank Living Landscape of Reduse Solutions – sie bietet fantastische Informationen über die verschiedenen Möglichkeiten der Abfallvermeidung durch Wiederverwendung sowie eine aktuelle Liste der Anbieter von Wiederverwendung und Wiederaufbereitung. Sie können die Datenbank zu Recherchezwecken nutzen oder Ihr Lieblingsgeschäft in die Datenbank eintragen.

Veränderung der Nachfrage

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Nachfüllen keine neue Idee ist. Es ist noch gar nicht so lange her, da war Nachfüllen in den meisten Ländern die Norm. Zum Beispiel wurden Produkte wie Milch und Erfrischungsgetränke in wiederbefüllbaren Glasflaschen geliefert. Es wäre möglich, diese Systeme wiederzubeleben und sie mit neuen Technologien und Materialien sogar zu verbessern.

Wann immer man ein Unternehmen über mehr oder besseres Recycling reden hört, erinnert es uns daran, dass die wahre Lösung in der Reduzierung und Wiederverwendung bzw. Wiederbefüllung liegt. Erst wenn die Firmen erkennen, dass es einen Zusammenhang zwischen ihren Produkten und der Umweltverschmutzung und dem Klimawandel gibt, werden sie ihre Verpackungs- und Liefersysteme ändern.

Es mag sich manchmal überwältigend anfühlen, aber gemeinsam haben wir die Macht, Veränderungen zu fordern und uns in unseren täglichen Gewohnheiten und Einkäufen für diese Veränderungen einzusetzen.

Was unternimmt Trash Hero in Bezug auf Wiederbefüllung?

Das Trash Hero Flaschen-Nachfüllprogramm bietet eine sichere und erschwingliche Alternative zu Einweg-Plastikflaschen. Wir stellen Wasserflaschen aus rostfreiem Stahl zum Selbstkostenpreis an lokale Unternehmen zur Verfügung, die diese dann weiterverkaufen und jedem Flaschenbesitzer kostenloses Trinkwasser zur Verfügung stellen. Wir verfügen über ein Netz von mehr als 700 Nachfüllstationen, vor allem in Südostasien, aber auch in der Tschechischen Republik. Eine Studie untersuchte die Auswirkungen des Nachfüllens der Trash Hero-Flasche im Vergleich zu einer entsprechenden Anzahl von Einweg-Plastikwasserflaschen und kam zu dem Schluss: Im direkten Vergleich zwischen den Verpackungssystemen reduziert die Trash Hero-Mehrwegflasche Ihre [CO2-Emissionen] um etwa 95 % im Vergleich zu Einwegplastik. 8 Bis heute haben wir 102’470 Flaschen verkauft und schätzen, dass durch das Programm 37 Millionen Plastikflaschen vermieden wurden.9

Im Rahmen eines weiteren Trash Hero-Nachfüllprojekts haben wir uns mit dem Schweizer Kosmetikunternehmen Schnarwiler AG zusammengetan, um eine Reihe von nachfüllbaren Beautyprodukten mit 100 % natürlichen Inhaltsstoffen auf den Markt zu bringen. Unverzichtbare Produkte wie Hand- und Körperseife, Shampoo, Conditioner und Bodylotion werden in recycelten Glasflaschen verpackt und in lokalen Geschäften aus Grossgebinden nachgefüllt, die ebenfalls gewaschen und wiederverwendet werden. Seit Beginn des Projekts im Jahr 2018 ist das Nachfüllnetzwerk auf 84 Verkaufsstellen und 11 Hotels angewachsen, darunter eine beliebte nationale Ladenkette, was zeigt, dass solche Projekte in grossem Massstab umgesetzt werden können. Schätzungsweise 52’882 Plastikflaschen (200 ml) konnten dank Refill vermieden werden.

Wir freuen uns von dir zu hören, wie es dir mit dem Nachfüllen geht. Hast du tolle Ideen zum Nachfüllen oder Wiederverwenden, die du hilfreich findest? Gibt es Geschäfte in deiner Nähe, die du den Leuten empfehlen möchtest? Teile uns dies in den Kommentaren mit oder markiere uns in den sozialen Medien! 

Fussnoten und Referenzen:

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LydiaWorld Refill Day: Du kannst etwas bewirken!

Wachsende Plastik-Pflanzen: Mikroplastik in der Landwirtschaft

by Lydia on 20/06/2022 No comments

Plastik, das mit unseren Lebensmitteln in Berührung kommt, gibt seit vielen Jahren Anlass zur Sorge, aber es scheint, dass die Verunreinigung schon viel früher beginnt als mit der Endverpackung.

Es ist allgemein bekannt, dass Mikroplastik eine ernsthafte Gefahr für die Umwelt und die menschliche Gesundheit darstellt. Mikroplastik wurde nicht nur in unserem Trinkwasser, unseren Lebensmitteln und sogar in der Luft, die wir einatmen, gefunden. Jüngste Studien haben Mikroplastik auch in menschlichem Blut und Lungengewebe nachgewiesen (mehr darüber in diesem Bericht). Die Präsenz von Mikroplastik in der Kosmetikindustrie wurde aufgedeckt, und viele Länder haben ein Verbot von Mikroplastik in kosmetischen Produkten wie Zahnpasta und Gesichtsreinigern eingeführt bzw. arbeiten an einem solchen Verbot. Über die Präsenz von Plastik und Mikroplastik in der Landwirtschaft wurde bisher jedoch kaum diskutiert. Das Centre for International Environmental Law (CIEL) hat kürzlich einen Bericht über die Rolle von Mikroplastik in der Landwirtschaft veröffentlicht, und die Informationen sind besorgniserregend.

Die Verwendung von Kunststoffen ist in der Landwirtschaft weit verbreitet – sie werden zum Abdecken von Pflanzen-Kulturen, zum Verpacken von Produkten und zum Bau von Gewächshäusern und zur Landschaftsgestaltung verwendet. Diese Verwendung von Plastik ist offensichtlich und für jeden sichtbar. Was jedoch nicht so offensichtlich ist, ist, dass Mikroplastik absichtlich als Teil des Düngeprozesses verwendet wird.

 

Düngemittel, die als Schlüssel zu einer nachhaltigen und „klimafreundlichen“ Landwirtschaft vermarktet werden, sind mit Mikroplastik umhüllt, um ihre Freisetzung im Boden zu kontrollieren. Dies wird durch Mikroverkapselung erreicht, d. h. durch die Umhüllung eines Nährstoffs oder einer Chemikalie mit einem synthetischen Polymermaterial (einer Form von Kunststoff), wodurch ein kleines Pellet entsteht. Düngemittel mit kontrollierter Freisetzung (CRF) verwenden diese Umhüllungen, um ihre Inhaltsstoffe über einen längeren Zeitraum hinweg langsam freizusetzen. Die Umhüllungen verbleiben nach der Freisetzung des Düngers im Boden und werden nicht abgebaut. Die enthaltenen Giftstoffe reichern sich im Boden an und können von den Pflanzen aufgenommen werden oder in die Luft und die Wasserversorgung gelangen.

Diese CRF-Technologie ist nicht neu – sie wurde 1970 eingeführt 10 -, aber in letzter Zeit haben die Hersteller ihre Verwendung als ‚planet-safe option‘ stark vorangetrieben. Die Auswirkungen auf die Böden und die Nahrungskette werden in der neuen Marketingstrategie nicht erwähnt; stattdessen wird eine grössere Effizienz behauptet, ohne dass dies durch solide Daten belegt wird. Dem CIEL-Bericht zufolge sind diese kunststoffummantelten Düngemittel in der Tat unnötig. Es gibt wirksame und klimafreundlichere Alternativen, die den Einsatz von synthetischen (auf fossilen Brennstoffen basierenden) Pestiziden und Düngemitteln gänzlich reduzieren.

Wie viel Mikroplastik wird verwendet? 

Es wird Sie wahrscheinlich überraschen zu hören, dass nicht die Kosmetikindustrie für den Grossteil des derzeit verwendeten primären Mikroplastiks verantwortlich ist (primäres Mikroplastik ist Mikroplastik, das absichtlich hergestellt wird, sekundäres Mikroplastik ist Mikroplastik, das beim Abbau von Kunststoff entsteht). In einem Bericht der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) aus dem Jahr 2019 wurde festgestellt, dass Mikroplastik, das absichtlich Düngemitteln, Pestiziden und Saatgutbeschichtungen zugesetzt wird, schätzungsweise die Hälfte der 51 500 Tonnen Mikroplastik ausmacht, die jährlich im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) verwendet werden. Sie schätzten, dass 22500 Tonnen in Düngemitteln und 500 Tonnen in Pestiziden verwendet wurden 11. Diese Zahlen zeigen, dass der Agrarsektor innerhalb des EWR mehr Mikroplastik verwendet als jeder andere Wirtschaftszweig.

Sie verwenden nicht nur mehr Mikroplastik als jede andere Branche, sondern dieses Mikroplastik gelangt auch direkt in die natürliche Umwelt und beeinträchtigt unsere Gesundheit sowie die der Fauna und Flora weltweit. 

Welche Auswirkungen hat Mikroplastik auf uns?

Durch diese kunststoffbeschichteten Agrochemikalien gelangt Mikroplastik direkt in die Umwelt und möglicherweise auch in unsere Lebensmittel. Auch bevor sie mit Kunststoff ummantelt werden, birgt die Verwendung synthetischer Düngemittel und Pestizide Risiken für die Umwelt und unsere Gesundheit – sie werden wie Kunststoff selbst aus Erdöl und Erdgas gewonnen und gelten als einige der schädlichsten und giftigsten Stoffe, die weltweit verwendet werden.12

Einige der gesundheitlichen Probleme, die sich aus der Exposition gegenüber Mikroplastik ergeben, sind: erhöhtes Krebsrisiko, Zellmutationen oder Zelltod, Herzerkrankungen, chronische Entzündungen, rheumatoide Arthritis, Diabetes und mehr. 13

Was können wir tun?

Die primäre Verschmutzung durch Mikroplastik ist vermeidbar, aber es gibt kaum Vorschriften.

Das derzeitige Level an Massnahmen reicht noch nicht aus, um einen vernünftigen Umgang mit absichtlich zugesetztem Mikroplastik zu erreichen.

Ein Bewertungsbericht zu besorgniserregenden Themen, UNEP14

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass diejenigen, die die Macht haben, Vorschriften und Regeln in Bezug auf Mikroplastik in allen Industriezweigen durchzusetzen, dies auch tun, wenn wir unseren Kampf gegen Plastik fortsetzen. Die Verwendung von primärem Mikroplastik muss in der Landwirtschaft und in der Tat in allen hergestellten Produkten gestoppt werden. Dies kann nicht nur auf nationaler Ebene geschehen, sondern muss weltweit umgesetzt werden. Globale Verträge sind der Schlüssel zu einer wirksamen Reduzierung von Plastik, und es muss ein umfassender globaler Ansatz entwickelt und durchgesetzt werden. 

Lies den vollständigen Bericht: Sowing a Plastic Planet – How Microplastics in Agrochemicals Are Affecting Our Soils, Our Food, and Our Future

Sehe mehr Infos über: CIEL

 

 

Fussnoten:

 

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LydiaWachsende Plastik-Pflanzen: Mikroplastik in der Landwirtschaft

Es schneit Plastik in den Alpen

by Martyna Morawska on 26/04/2022 No comments

In einer neuen Studie untersuchte Empa-Forscher Dominik Brunner zusammen mit Kollegen der Universität Utrecht und der Österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geophysik, wie viel Plastik über einen Monat hinweg im Niederschlag enthalten ist. 

Der Studie zufolge kann sich Nanoplastik aus der Luft in einem Radius von 2’000 Kilometern ausbreiten, so dass jedes Jahr rund 43 Billionen winzige Plastikteilchen in der Schweiz landen. Dies könnte 3’000 Tonnen Nanoplastik pro Jahr entsprechen, die von den abgelegenen Alpen bis zum städtischen Flachland reichen. „Diese Schätzungen sind im Vergleich zu anderen Studien sehr hoch und bedürfen weiterer Forschung, um sie zu validieren“, so die Empa. Nichtsdestotrotz sind die Ergebnisse von Brunners Arbeit die genaueste Einschätzung der Luftverschmutzung durch Nanokunststoffe, die je gemacht wurde.

Um die Plastikpartikel zu zählen, haben Brunner und seine Kollegen eine Methode entwickelt, die den Verschmutzungsgrad der gesammelten Proben bestimmt. Die Wissenschaftler untersuchten ein kleines Gebiet auf einer Höhe von 3’106 Metern auf dem Gipfel des Hohen Sonnenblicks im österreichischen Nationalpark Hohe Tauern. Jeden Tag und bei jeder Witterung entfernten sie um 8 Uhr morgens einen Teil der obersten Schneeschicht und lagerten ihn sorgfältig, um ihn auf Kunststoffrückstände zu untersuchen.

Die Herkunft der winzigen Partikel wurde anhand europäischer Wind- und Wetterdaten ermittelt. Es wurde festgestellt, dass die größte Emission von Nanoplastik in die Luft in dicht besiedelten, städtischen Gebieten stattfindet. Rund 30 Prozent der gemessenen Nanoplastikpartikel auf dem Berggipfel kamen aus einem Umkreis von 200 Kilometern, meist aus Städten, während etwa zehn Prozent der Partikel aus einer Entfernung von mehr als 2’000 Kilometern, zum Teil vom Atlantik, eingeblasen wurden.

Schätzungen zufolge wurden weltweit mehr als 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert, von denen etwa 60 Prozent entweder auf einer Mülldeponie oder in der natürlichen Umwelt landen. Dieser Kunststoff wird durch Witterungseinflüsse und Abrieb in Mikro- (weniger als fünf Millimeter Durchmesser) und Nanopartikel (weniger als 100 nm Durchmesser) zerlegt. Aufgrund ihrer Größe lässt sich ihre Bewegung in der Luft am ehesten mit der eines Gases vergleichen. Das bedeutet, dass sie leicht in die Lunge eingeatmet und über kontaminierte Lebensmittel und Wasserquellen aufgenommen werden können. Sobald sie im Körper sind, können sie aufgrund ihrer Größe die Zell-Blut-Schranke überwinden und so in den Blutkreislauf gelangen. Die Auswirkungen auf die Gesundheit werden gerade erst erforscht.

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Martyna MorawskaEs schneit Plastik in den Alpen