Warum Recycling nicht funktioniert

by Seema on 07/11/2024 No comments

Ja, du hast richtig gelesen: Mehr Recycling wird das Problem der Verschmutzung durch Plastik leider nicht lösen. Hier sind die Gründe:

In diesem Gespräch wurden viele verschiedene Punkte angesprochen. Schauen wir sie uns genauer an.

Plastik ist schwierig und teuer zu recyceln

Recycling von Plastik ist schwierig, denn es gibt Tausende von verschiedenen Arten, Farben und Zusatzstoffen – man denke nur an das durchschnittliche Supermarktregal! All die verschiedenen Plastikarten werden normalerweise zusammen gesammelt, und das Aussortieren in der Fabrik ist teuer und nicht immer effektiv. Eine ungenaue Sortierung führt zu Verunreinigungen, so dass unter Umständen eine ganze Produktionseinheit weggeworfen werden muss. Das bedeutet auch, dass recycelte Produkte von geringerer Qualität sind und neues Plastik (aus fossilen Rohstoffen) beigemischt werden muss, damit sie funktionieren. Die für die Herstellung von recyceltem Plastik erforderlichen Sortier- und Behandlungsverfahren machen den Verkauf von recyceltem Plastik teuer – es kostet in der Regel mehr als neues Plastik. Das bedeutet, dass es für Unternehmen oft nicht kosteneffizient ist, auf die Verwendung von recyceltem Plastik umzustellen.

Recycling-Pfeile sind bedeutungslos

Die kleinen Symbole mit den Pfeilen auf Plastikverpackungen geben uns vielleicht ein gutes Gefühl, aber sie sind keine Garantie dafür, dass das Plastik recycelt werden kann oder wird.

Wenn die Pfeile, die du siehst, eine Zahl enthalten, ist dies das Symbol für die jeweilige Art von Plastik, aus dem es hergestellt ist. Es gibt 6 Grundarten 1. PET (Polyethylenterephthalat)
2. HDPE (Hart-Polyethylen)
3. PVC (Polyvinylchlorid)
4. LDPE (Low-Density Polyethylene)
5. PP (Polypropylen)
6. PS (Polystyrol)
Der siebte Typ ist „Sonstige“, was „alles andere“ bedeutet – Tausende von Varianten! Nur zwei dieser Arten, nämlich die Nr. 1 (PET) und die Nr. 2 (HDPE), können tatsächlich recycelt werden, aber alle Nummern sind mit Pfeilen versehen. Wie irreführend ist das?!?

Plastik-Recycling funktioniert nicht unendlich

Im Gegensatz zu anderen Materialien wie Glas oder Metall kann Plastik nur ein- oder zweimal recycelt werden, bevor es zu sehr zerfällt, um noch nützlich zu sein. Es handelt sich also nicht um einen endlosen Kreislauf, wie wir vielleicht hoffen.

Nein, das dreht sich immer noch nicht im Kreis…

Aufgrund der spezifischen Eigenschaften von Plastik und des hohen Verunreinigungsrisikos wird es – wenn es überhaupt recycelt werden kann – in der Regel downgecycelt. In other words, it gets turned into a different kind of product from its original use. For example, plastic bottles (made from PET) are often downcycled into clothing or carpets. Plastic bags (made from LDPE) can get downcycled into waste bins or garden furniture. These new products can’t be recycled further so they eventually end up in landfill, incinerated or in nature. Around 2% of plastic is effectively recycled, which means it gets turned into something similar to its original use, so a plastic bottle to a plastic bottle. But this only adds 1 or 2 extra „loops“ to its life – after that this plastic too will degrade and get thrown away.

Recycling von Plastik ist nicht sicher

Wie wir wissen, enthält Plastik eine Menge chemischer Zusatzstoffe – manchmal die Hälfte oder mehr des Materialgewichts. Es wurden etwa 16’000 verschiedene Stoffe in Plastik identifiziert, aber man weiss nur sehr wenig über sie, ganz zu schweigen davon, was passiert, wenn wir sie im Recyclingprozess mit anderen vermischen. Die Wissenschaft ist beunruhigt, weil sie in recyceltem Plastik-Kochgeschirr gefährliche Chemikalien wie Flammschutzmittel gefunden hat, die mit unseren Lebensmitteln in Berührung kommen. Das Recycling von Plastik bedeutet auch, dass die Materialien zerkleinert, geschreddert und erhitzt werden, wodurch die Arbeitenden durch Hautkontakt und Einatmen von Dämpfen und Mikroplastik noch mehr dieser schädlichen Chemikalien ausgesetzt sind. In vielen Ländern erhalten sie keine angemessene Ausrüstung, um sich zu schützen, und auch keine medizinische Versorgung, um die Auswirkungen zu bewältigen.

Es gibt viel zu viel Plastik zum Recyceln

Let’s not forget the original problem with plastic: we’re churning it out at an alarming rate, far faster than we can actually recycle it. And most of the time, we don’t even want to recycle it because recycling is difficult and expensive. This means a lot of it ends up being shipped to poorer countries to deal with. This is called the waste trade. But why would they want other people’s trash? Well, sometimes they are promised money for it, or sometimes it is (falsely) labelled as useful items.

Either way, when it arrives, the companies who got the money for it usually end up dumping or burning it, even if they promised to recycle it. It’s an unfair system that puts an unfair burden on developing countries, who often don’t have the facilities to deal with their domestic waste, let alone more from abroad.

In summary, when we say plastic recycling is broken, we mean that there is both too much plastic and too many different types to handle with recycling. The material itself is not designed to be recycled, so it’s expensive to do, not safe and the quality deteriorates each time. This means more new plastic needs to be made to replace it, which defeats the purpose of recycling.

To find out more about plastic recycling and how it works, check out our reading and watch lists below. Take your time to explore whatever appeals to you. You can also apply your new knowledge in an activity, or test it out in the quiz. If you have any thoughts on plastic and our health, or want to answer the question below, leave us a comment!

❗ PROBIER DAS AUS

Do some research online or offline: what types of plastic (and other materials) can be recycled in your area? Do you know what happens to the recycling after it reaches the plant?

Was this info easy to find out? Do you think it could be more transparent?


Want to test your knowledge about plastic recycling?

MACH DAS QUIZ

❓ DU BIST DRAN

Recycling plastic is not the same as recycling other materials like metal or glass. Can you explain why?

💡 Consider the economic, health and social reasons.

Schreib uns deine Gedanken in die Kommentare!
Hinweis: Die Kommentare werden moderiert und erscheinen nicht sofort.

read more
SeemaWarum Recycling nicht funktioniert

Wie Plastik den Klimawandel beeinflusst

by Seema on 07/11/2024 No comments

Plastik ist nicht nur ein Problem der Umweltverschmutzung und der Gesundheit der Menschen, sondern auch die am schnellsten wachsende industrielle Quelle von Treibhausgasemissionen auf unserem Planeten!

https://youtube.com/shorts/DcvsYvcgfNA

Igitt. Es ist wahr: Die Herstellung, Verwendung und Entsorgung von Plastik trägt heute schätzungsweise bis zu 8 % zu den weltweiten Treibhausgasemissionen pro Jahr bei (verglichen mit der gesamten Luftfahrtindustrie, schätzungsweise 3,5 % der Emissionen). Das bedeutet nicht, dass es in Ordnung ist, das Flugzeug zu nehmen, wenn es eine Alternative gibt! Es soll dir nur eine Vorstellung von der Grössenordnung des Problems geben. Aber wie ist diese Menge an Emissionen überhaupt möglich? Inzwischen wissen wir, dass Plastik aus fossilen Rohstoffen und Chemikalien hergestellt wird. In den 1950er Jahren, als Plastik zum ersten Mal in grösserem Umfang verwendet wurde, machte es weniger als 1 % des weltweiten Ölverbrauchs aus. Heute liegt der Anteil bei etwa 7 % und wird bis 2050 voraussichtlich auf 20 % ansteigen. Der Grund dafür ist, dass die grossen Ölgesellschaften glauben, dass die Herstellung von mehr Plastik ihre Gewinne sichern wird, wenn die Welt sich von fossilen Brennstoffen weg und hin zu erneuerbaren Energiequellen bewegt.

Um die Auswirkungen von Plastik auf das Klima zu verstehen, reicht es jedoch nicht aus, nur seine Inhaltsstoffe zu betrachten. Wir müssen den gesamten Weg des Kunststoffs betrachten, von seiner Herstellung bis zu dem, was nach dem Wegwerfen passiert – auch bekannt als Lebenszyklus. So erhalten wir ein viel umfassenderes Bild. Schauen wir uns die versteckten Emissionen während des Lebenszyklus von Plastik an.

EMISSIONEN AUS GEWINNUNG UND HERSTELLUNG

Die Reise des Plastiks beginnt mit der Gewinnung fossiler Rohstoffe aus der Erde, wobei Treibhausgase wie Kohlendioxid und Methan freigesetzt werden. Die Raffinations- und Herstellungsprozesse (das Cracken und die Polymerisation, die wir in Teil 1 kennengelernt haben) setzen dann weiteres CO2 und andere Schadstoffe in die Atmosphäre frei. Etwa 90 % der mit Plastik verbundenen Treibhausgasemissionen entstehen in dieser Produktionsphase.

Ausserdem wird Plastik in jeder Phase seines Lebenszyklus transportiert, wodurch mehr fossile Brennstoffe verbraucht werden.

EMISSIONEN AUS DER ENTSORGUNG

Der endlose Strom von Plastikverpackungen und -produkten, mit denen wir täglich zu tun haben, landet in der Regel entweder auf einer Mülldeponie oder wird verbrannt. Ein kleiner Teil wird recycelt. Und eine Menge Plastik gelangt auch in die Umwelt – dazu unten mehr. Die Lagerung von Plastik auf Deponien, insbesondere wenn es mit Lebensmittelabfällen und anderem organischen Material vermischt wird, schafft Bedingungen, unter denen Methan erzeugt wird. Methan – das du vielleicht aus Kuhfürzen kennst – ist ein Treibhausgas, das Wärme viel besser als CO2 in der Atmosphäre bindet. Es trägt dazu bei, dass der Klimawandel viel schneller voranschreitet. Mülldeponien sind weltweit die drittgrösste Quelle von Methanemissionen (Kühe und andere landwirtschaftliche Betriebe liegen – passenderweise – auf Platz 2, wobei die Energieerzeugung den ersten Platz einnimmt). Wenn wir dafür sorgen, dass Lebensmittelabfälle nicht zusammen mit Plastik und anderen nicht-organischen Materialien auf der Deponie landen, könnte dies erheblich reduziert werden.

Die Verbrennung von Plastik ist ein grosses Problem. Da es aus fossilen Rohstoffen hergestellt wird, hat es die gleichen Auswirkungen auf das Klima wie die Verbrennung von Öl und Gas, wobei zusätzlich giftige Chemikalien freigesetzt werden – oft in der Nähe von Wohnorten. Ein kleiner Teil des Plastiks wird recycelt, und bei diesem Prozess entstehen zwar einige Treibhausgasemissionen, aber weit weniger als bei der Herstellung von neuem Plastik. Theoretisch ist das Recycling von Plastik daher eine gute Option, um den Klimawandel zu bremsen. Aber es gibt noch andere Probleme mit dem Recycling von Plastik, die wir später sehen werden und die bedeuten, dass Recycling nicht so hilfreich ist, wie wir vielleicht denken.

EMISSIONEN VON PLASTIK IN DER UMWELT

Wissenschaftlich wurde festgestellt, dass Plastik in der Umwelt mit Sonnenlicht reagiert und Methan und andere Treibhausgase freisetzt. Mikroplastik ist auch ein Klimaproblem in der Atmosphäre und in den Ozeanen. In der Atmosphäre kann Mikroplastik, genau wie andere Arten der Luftverschmutzung, Wärme binden. Im Ozean hat es eine andere Wirkung. Meeresökosysteme tragen dazu bei, etwa die Hälfte des Kohlendioxids auf unserem Planeten zu absorbieren und zu speichern, was sie zu den grössten Kohlenstoffspeichern der Welt macht. Ein grosser Teil dieses CO2 wird von Plankton und anderen Mikroorganismen im Wasser aufgenommen und dann mit ihren Ausscheidungen in die Tiefsee transportiert. Doch die Zunahme von Mikroplastik in ihrer Nahrung stört diesen Prozess. Je stärker das Wasser verschmutzt wird, desto weniger Kohlendioxid kann aufgenommen werden. Dies bedroht nicht nur das Klima, sondern auch das Gleichgewicht und sogar das Überleben dieser schönen und wichtigen Ökosysteme.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Plastik in jeder Phase seines Lebens erhebliche und oft unerwartete negative Auswirkungen auf das Klima hat. Der grösste Teil der Auswirkungen entsteht bei der Herstellung von neuem Plastik, aber auch nachdem es weggeworfen wurde, verursacht es weiterhin Emissionen. Es kann sogar die natürlichen Prozesse des Planeten zur CO2-Bindung im Meer beeinträchtigen.

Wenn du mehr über die Auswirkungen von Plastik auf den Klimawandel erfahren möchtest, schau dir die Informationen in der untenstehenden Liste mit Artikeln und Videos an. Nimm dir Zeit alles zu erkunden, was dich interessiert. Du kannst dein Wissen auch im Quiz testen. Wenn du über Plastik und unser Klima nachdenkst oder die Frage unten beantworten möchtest, hinterlasse uns einen Kommentar!

❗ PROBIER DAS AUS

Kannst du ein Diagramm über den Lebenszyklus von Plastik zeichnen? Denkt daran, alle Phasen von der Gewinnung der Rohstoffe über die Produktion und Verwendung bis hin zur Entsorgung einzubeziehen – und alle weiteren, die dir einfallen. Vielleicht ist es hilfreich, jede Phase mit den verschiedenen Auswirkungen zu beschriften, über die wir bisher etwas gelernt haben.

Würdest du dein Diagramm in Form einer Linie oder eines Kreises erstellen? Weshalb?


Willst du dein Wissen über Plastik und Klima testen?

MACH DAS QUIZ

❓ DU BIST DRAN

Den Ölgesellschaften wird oft vorgeworfen, dass sie ihre Gewinne über die Menschen und den Planeten stellen. Stimmst du dieser Aussage zu?

💡 Überlege, welcher dieser 3 Dinge für dich wichtig wäre.

Schreib uns deine Gedanken in die Kommentare!
Hinweis: Die Kommentare werden moderiert und erscheinen nicht sofort.

read more
SeemaWie Plastik den Klimawandel beeinflusst

Wie Plastik in deinen Körper gelangt

by Seema on 04/11/2024 No comments

Wenn du die beiden vorherigen Teile dieser Serie gelesen hast, hast du schon von Mikroplastik gehört.
Mikroplastik – und seine noch winzigeren Verwandten, die Nanoplastik – mögen zwar klein sein, aber sie sind eine wirklich grosse Sache! In dieser Folge werden wir herausfinden, warum das so ist, woher sie kommen und wie sie überhaupt in unseren Körper gelangen. https://www.youtube.com/watch?v=KD4cn5BEmTE
Wissenschaftler definieren Mikroplastik in der Regel als jedes Stück Plastik, das weniger als 5 mm (oder einen halben Zentimeter) lang ist. Einige davon sind sichtbar, aber die meisten sind zu winzig, um gesehen zu werden, da sie nur 1 Mikrometer (oder ein Tausendstel eines Millimeters) gross sind. Wenn sie diese Grösse unterschreiten, werden sie gewöhnlich als Nanoplastik bezeichnet. Der Einfachheit halber nennen wir sie aber vorerst alle „Mikroplastik“.

WOHER KOMMT MIKROPLASTIK?

Das meiste Mikroplastik beginnt sein Leben als Teil von etwas Grösserem. Wenn diese Gegenstände hergestellt, verwendet und weggeworfen werden, wird Mikroplastik freigesetzt. Dies geschieht in der Regel auf 3 Arten.

Reibung: Zwei der grössten Quellen von Mikroplastik sind Textilien und Autoreifen. Beim Herstellen, Waschen und Tragen von Kleidung aus synthetischen Fasern wie Polyester oder Acryl werden winzige Mikrofasern freigesetzt. Das Gleiche gilt für die Herstellung von synthetischen Teppichen und Möbeln sowie für das Gehen und Sitzen auf ihnen. Und beim Autofahren entstehen durch die Reibung zwischen Reifen und Fahrbahn winzige Partikel aus Mikroplastikstaub (wenn du dachtest, dass Reifen nur aus Gummi bestehen, irrst du dich – sie bestehen zu etwa 1/4 aus Plastik). In einer Studie aus dem Jahr 2020 wurde festgestellt, dass 78 % des Mikroplastiks in den Ozeanen von Reifen stammen!

Wenn Plastik heiss wird und mit anderen Dingen in Berührung kommt, zersetzt sich die Oberfläche viel leichter, z. B. wenn man mit Plastikgeschirr kocht, ein Fertiggericht in der Mikrowelle zubereitet oder sein Kleidungsstück in den Trockner steckt.

Zersplitterung: Wenn Plastik alt wird oder Dingen wie Sonnenlicht oder Wellen ausgesetzt ist, kann es spröde werden und in immer kleinere Stücke zerfallen. Dies geschieht sehr häufig im Meer oder auf offenen Mülldeponien, aber auch auf landwirtschaftlichen Flächen, wo Plastik zum Abdecken von Pflanzen verwendet wird.

Verbrennung: Die Verbrennung von Plastik zusammen mit anderen Abfällen ist eine gängige Methode zur Beseitigung des von uns produzierten Mülls. Dabei entsteht sowohl in den Emissionen als auch in der zurückbleibenden Asche eine Menge Mikroplastik. Anderes Mikroplastik, wie z. B. Glitzer, fängt klein an – und wird mit der Zeit immer kleiner. Flüssiges Plastik ist häufig Bestandteil von Toilettenartikeln wie Lotionen, Make-up, Haarspülungen und Zahnpasta, wo es verwendet wird, um das Produkt zu verdichten und Haar und Körper glatt und glänzend zu machen. Sie alle werden nach dem Gebrauch als Mikroplastik in das Wassersystem gespült.

Granulat sind kleine Plastikkügelchen, die zur Herstellung von Plastikprodukten verwendet werden. Jedes Jahr werden Millionen von Tonnen hergestellt und in die ganze Welt transportiert, aber durch versehentliches Verschütten oder unvorsichtigen Umgang gelangen viele von ihnen in die Umwelt, wo sie sich dann wiederum in immer kleinere Teile zersetzen.

WIE GELANGT MIKROPLASTIK IN UNSEREN KÖRPER?

Sehr kleine Mikroplastikteile, wie Reifenstaub oder Textilfasern, können unsichtbar in der Luft schweben. Einige setzen sich zwar irgendwann ab, aber es kommt so viel neues Material dazu und wird herumgeweht, dass die gesamte Atmosphäre voll davon ist – sowohl in Innenräumen als auch im Freien. Du atmest im Moment definitiv Plastik ein! Mikroplastik jeglicher Grösse kann in den Boden und ins Wasser gelangen, entweder direkt oder über die Kanalisation. Das bedeutet, dass sowohl Pflanzen als auch Tiere dem Mikroplastik ausgesetzt sind, und da wir Pflanzen und Tiere essen, gelangt das Mikroplastik auch auf diesem Weg in unseren Körper. Da Mikroplastik so weit verbreitet und so winzig ist, können wir es weder sehen noch kontrollieren.

Ausserdem verteilen wir Mikroplastik auf unserer Haut, unseren Haaren und Nägeln und nehmen noch mehr davon auf, wenn wir in Plastik verpackte Lebensmittel und Getränke kaufen, kochen und essen.

WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT MIKROPLASTIK IN DEINEM KÖRPER?

Die Wissenschaft untersucht noch immer die Auswirkungen, die Mikroplastik auf unsere Gesundheit haben kann. Das Hauptproblem sind die chemischen Zusatzstoffe, die zur Herstellung von Plastik verwendet werden. Diese Zusatzstoffe können mehr als die Hälfte des Plastiks ausmachen! Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Chemikalien giftig sein können und auch die Funktionsweise unserer Hormone beeinflussen. Dies kann zu einem erhöhten Risiko für Diabetes, Fettleibigkeit, Herzkrankheiten, einige Krebsarten, Geburtsfehler, Frühgeburten, Gehirnstörungen und Unfruchtbarkeit führen. Die Plastikteile selbst können zu Entzündungen oder Schäden an unseren Organen führen, vor allem, wenn wir über einen längeren Zeitraum einer grossen Menge von ihnen ausgesetzt sind. Sie können auch die ordnungsgemässe Aufnahme von Nährstoffen aus unserer Nahrung verhindern. Da Plastik synthetisch und nicht natürlich ist, weiss unser Körper nicht, wie er es abbauen soll. Wenn es also einmal in unsere Lungen, unser Blut oder unser Gewebe gelangt ist, bleibt es einfach dort. Je mehr davon in die Umwelt gelangt, desto höher wird die Konzentration. Dies nennt man Bioakkumulation.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Mikroplastik in der Regel aus grösseren Plastikteilen entsteht, die sich zersetzen, und dass sie über die Nahrung, die wir essen, das Wasser, das wir trinken, und die Luft, die wir atmen, in unseren Körper gelangen können. Wenn sie erst einmal dort sind, können wir sie nicht so leicht wieder loswerden, und sie können unsere Gesundheit auf chemische und physikalische Weise beeinträchtigen.

Dies ist ein sehr umfangreiches Thema. Du findest viele Informationen und Erklärungen in der untenstehenden Liste mit Artikeln und Videos. Nimm dir Zeit und schau dir an, was dich interessiert. Du kannst dein Wissen auch direkt anwenden und im Quiz testen. Wenn du dir über Plastik und unsere Gesundheit Gedanken machst oder die untenstehende Frage beantworten möchtest, hinterlasse uns einen Kommentar!

❗ PROBIER DAS AUS

Mikroplastik setzt uns giftigen Chemikalien aus. Eine Möglichkeit, diese Belastung zu verringern, besteht darin, zu prüfen, ob die von dir verwendeten Kosmetik- oder Hygieneprodukte Mikroplastik enthalten. Eine Liste findest du hier.
Wenn dies der Fall ist, solltest du nach dem Aufbrauchen des Produkts nach natürlicheren Alternativen suchen.

Fallen dir noch andere Möglichkeiten ein, deine Belastung durch Mikroplastik zu verringern?


Möchtest du dein Wissen über Plastik und Gesundheit testen?

MACH DAS QUIZ

❓ DU BIST DRAN

Unser Körper ist nicht darauf ausgelegt, synthetische Chemikalien zu verarbeiten. Hältst du es für richtig, dass Unternehmen sie weiterhin in Produkten verwenden, obwohl wir ihre Auswirkungen noch nicht kennen?

💡 Überleg dir, ob der Nutzen die Risiken überwiegt. Was ist, wenn der mögliche Schaden nicht rückgängig zu machen ist?

Einige Wissenschaftler*innen sagen, wir sollten das „Vorsorgeprinzip“ anwenden, d. h. wenn die Gefahr eines irreversiblen Schadens besteht, sollten wir die Sache vermeiden. Andere wiederum argumentieren, dass zu grosse Vorsicht Innovationen verhindert.

Lass uns deine Meinung in den Kommentaren wissen!
Hinweis: Die Kommentare werden moderiert und erscheinen nicht sofort.

read more
SeemaWie Plastik in deinen Körper gelangt

Wie schadet Plastik der Tierwelt?

by Seema on 31/10/2024 No comments

Schau dir das an:

https://www.youtube.com/watch?v=Bmum2uGrf6E Did any of the conversation in the video surprise you? Most people are only aware about sea creatures being harmed by plastic, but the reality is a lot worse. Let’s take a look.

WIE GENAU SCHADET PLASTIK DER NATUR?

Wie wir im ersten Teil unserer Serie gelernt haben, wird Plastik aus fossilen Rohstoffen und Chemikalien hergestellt – und es ist unter natürlichen Bedingungen praktisch unzerstörbar. Genau diese Eigenschaften machen es so gefährlich für natürliche Ökosysteme und das Leben in ihnen. Hier sind die fünf wichtigsten Arten, auf die Plastik die Tierwelt schädigen kann:
1. Verfangen: Plastik-Fischernetze, Sixpack-Ringe und Einkaufstüten sind häufige Gegenstände, in denen sich Tiere verfangen können – und es gibt noch viel mehr Gefahren. Für die Tiere ist es oft schwer sich zu befreien, und abgesehen davon, dass dies Stress verursacht, kann es für sie schwierig oder unmöglich sein, zu schwimmen, zu fliegen oder Raubtieren zu entkommen. Ausserdem kann es zu Verletzungen oder sogar zum Tod führen.

2. Verschlucken: Viele Tiere, z. B. Meeresschildkröten, Vögel und Fische, halten Plastikmüll für Nahrung, weil er aussieht oder riecht wie das, was sie normalerweise fressen. Eine Plastiktüte, die unter Wasser schwimmt, kann zum Beispiel wie eine Qualle aussehen. Und im Meer werden Plastikteile von Algen bedeckt und fangen an, wie kleine Fische, Krill genannt, zu riechen. An Land, vor allem in städtischen Gebieten, gibt es andere Tiere, die auf Nahrungssuche gehen, wie streunende Hunde, Füchse, Affen und sogar Elefanten oder Kamele. Die Nahrung, die sie finden, wird oft zusammen mit den Plastiktüten oder -verpackungen gefressen, in denen sie verpackt sind. Wenn Tiere Plastik jeglicher Art fressen, kann ihr Verdauungssystem blockiert werden, was zu einem langsamen Verhungern führt. Es kann auch zu inneren Verletzungen und Infektionen führen.

3. Chemische Belastung: Die schädlichen Chemikalien in Plastik können mit der Zeit in die Umwelt gelangen, wenn sie Sonnenlicht, Wasser und anderen Substanzen ausgesetzt sind. Diese Chemikalien verunreinigen das Wasser und den Boden. Sie können sich sogar im Gewebe von Tieren ablagern, die das Plastik fressen oder damit in Berührung kommen. Dies kann schliesslich zu Gesundheits- oder Fortpflanzungsproblemen führen, da viele der Chemikalien im Plastik die Funktion der Hormone beeinträchtigen.

4. Zerstörung von Lebensräumen: Die Verschmutzung durch Plastik kontaminiert nicht nur Boden und Wasser, sondern kann auch Lebensräume wie Korallenriffe, Seegraswiesen und Feuchtgebiete zerstören. Dadurch wird die Pflanzenwelt erstickt, was wiederum die Nahrung und den Schutz für die verschiedenen dort lebenden Arten verringert, was zu einem Ungleichgewicht im Ökosystem und einem Verlust an biologischer Vielfalt führt. Gesunde Ökosysteme sind für die Lebensgrundlage des Menschen und die Eindämmung des Klimawandels von entscheidender Bedeutung, aber auch einfach nur wunderbare und schöne Teile unseres Planeten.

5. Aufnahme von Mikroplastik: In der Umwelt angekommen, zerfallen grössere Plastikteile in kleinere Fragmente, die als Mikroplastik bezeichnet werden. Diese gelangen in die Luft, den Boden und das Wasser und werden leichter von einer Vielzahl von Organismen, vom Plankton bis zu den Walen, gefressen und eingeatmet. Mikroplastik kann sich in der Nahrungskette anreichern und möglicherweise ein Ausmass erreichen, das Tieren und Menschen schaden kann.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Plastik eine Gefahr für die Tierwelt darstellt, weil es sowohl synthetisch (nicht in der Natur vorkommend) als auch giftig (mit schädlichen Chemikalien) ist. Es kann nicht durch natürliche Prozesse abgebaut werden.

Grosse Plastikteile können Lebewesen und Ökosysteme von aussen beeinträchtigen, indem sie sich in ihnen verfangen oder an ihnen ersticken. Grosse und kleine Plastikteile können auch von innen heraus Schaden anrichten, indem sie das Verdauungssystem von Tieren blockieren oder verletzen oder Boden, Wasser, Luft und lebendes Gewebe chemisch verunreinigen.

Wenn du mehr über die Auswirkungen von Plastik auf die Natur erfahren möchtest und darüber, wie es überhaupt in die Umwelt gelangt, findest du viele Informationen in der untenstehenden Liste mit Artikeln und Videos. Nimm dir Zeit und schau dir an, was dich interessiert. Einige der Videos können sich etwas überwältigend anfühlen, also nimm dir die Zeit, deine Gedanken in einem Tagebuch oder Videotagebuch festzuhalten – das hilft, starke Gefühle zu verarbeiten. Du kannst dein Wissen auch im Quiz testen. Und vergiss nicht, uns deine Gedanken zu diesem Thema in den Kommentaren mitzuteilen.

❗ PROBIER DAS AUS

Schreibe deine Gedanken und Gefühle auf, nachdem du die Videos in der Watchlist gesehen hast.

Du möchtest vielleicht etwas unternehmen. Vielleicht fühlst du dich traurig, wütend oder überwältigt. Sei ehrlich – alle Gefühle sind normal und in Ordnung.


Kannst du dein neues Wissen einer anderen Person erklären?

MACH DAS QUIZ!

❓ DU BIST DRAN

Die Vermeidung von Littering kann einige Tiere vor Schaden bewahren, aber Plastik gelangt auf viele andere Arten in die Natur (siehe unsere Watchlist). Kannst du erklären, welche das sind?

💡 Denk daran, dass alles in der Natur miteinander verbunden ist und man nicht alles sehen kann.

Schreib uns deine Zusammenfassung unten in die Kommentare!
Hinweis: Die Kommentare werden moderiert und erscheinen nicht sofort.

read more
SeemaWie schadet Plastik der Tierwelt?

Was ist das Problem mit Plastik?

by Seema on 31/10/2024 No comments

Bevor du anfängst zu lesen, nimm dir ein paar Minuten Zeit zum Nachdenken: Wie würdest DU diese Frage beantworten? Die meisten Menschen haben die Nachrichten über das Plastik in unseren Ozeanen gesehen, das den Tieren schadet. Aber gibt es noch andere Probleme? Vielleicht siehst du das Problem nicht im Plastik selbst, sondern in der Tatsache, dass die Menschen es nicht richtig entsorgen oder nicht genug recyceln. Betrachten wir doch einmal das Material selbst, um darüber nachzudenken.

WAS GENAU IST PLASTIK?

Plastik ist ein Gemisch aus fossilen Rohstoffen und Chemikalien. Zunächst wird raffiniertes Rohöl oder Gas bei hoher Hitze unter Druck gesetzt, um die Kohlenwasserstoffmoleküle in einfachere Versionen, so genannte Monomere(mono = einzig) zu spalten. Beispiele für Monomere aus fossilen Rohstoffen sind Styrol oder Ethylen. Diese werden dann miteinander verschmolzen, um Polymere (poly = viele) zu bilden, mit Namen wie Polystyrol oder Polyethylen. Diese Polymere werden schliesslich mit verschiedenen Chemikalien zu Plastik zusammengeschmolzen. Jedes Plastikprodukt hat eine spezielle Rezeptur aus Polymeren und Chemikalien, die es mehr oder weniger glänzend, transparent, hart, flexibel, hitzebeständig usw. macht. Plastik kann auch mit anderen Materialien wie Aluminiumfolie oder Papier gemischt werden. Wissenschaftler haben mehr als 16’000 verschiedene Chemikalien in den von uns verwendeten Plastikprodukten identifiziert, von denen nur sehr wenige als für den Menschen unbedenklich bekannt sind. Die Unternehmen müssen derzeit niemandem sagen, was in dem von ihnen hergestellten Plastik enthalten ist.

Mehr Informationen über diesen Prozess und die Erfindung des Plastiks findest du in den untenstehenden Lese- und Watchlisten.

WOFÜR WIRD PLASTIK VERWENDET?

Die Frage, die sich wahrscheinlich leichter beantworten lässt, lautet: Wofür wird Plastik nicht verwendet? Innerhalb weniger Jahrzehnte hat es die Welt erobert. Abgesehen von offensichtlichen Verwendungszwecken wie Getränkeflaschen oder Trinkhalmen findet man Plastik in allem, von Kleidung bis hin zu Farben und sogar in Produkten, die wir für unser Gesicht und unseren Körper verwenden. Einige Dinge aus Plastik können lange Zeit verwendet werden, z. B. Autotüren. Die meisten Plastikgegenstände verwenden wir jedoch nur einmal, oft nur für ein paar Sekunden, wie z. B. einen Kaffeerührer.

WAS PASSIERT MIT DEM PLASTIK, WENN WIR ES NICHT MEHR BRAUCHEN?

Da Plastik von Menschen künstlich hergestellt wird, verhält es sich nicht wie andere Materialien, wenn es weggeworfen wird. Die Polymere sind fest miteinander verschmolzen und mit vielen verschiedenen Chemikalien vermischt, sodass sie sich nicht auf natürliche Weise abbauen können. Das Recycling ist schwierig – wie wir später noch sehen werden. Bei der Verbrennung werden diese Chemikalien in die Atmosphäre freigesetzt, ebenso wie die üblichen Treibhausgase aus den fossilen Brennstoffen, aus denen es hergestellt wird. Im Grunde genommen existiert jedes Stück Plastik, das jemals hergestellt wurde, in irgendeiner Form noch heute auf der Erde. Deine Zahnbürste wird deine Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel locker überleben 😀

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Problem mit Plastik darin besteht, dass viel zu viel davon produziert wird.
Das liegt daran, woraus es hergestellt wird – fossile Rohstoffe und giftige Chemikalien – und wie es sich verhält.

Hier sind die Zwillinge mit mehr Informationen: https://youtube.com/shorts/dwKDV1Vt2hk

In dem Video erfahren wir, dass es drei Hauptauswirkungen von Plastik gibt – und dass sie sich alle in irgendeiner Weise auf uns auswirken.

  • Plastik zerstört die Ökosysteme
  • Plastik schadet deiner Gesundheit
  • Plastik beschleunigt den Klimawandel

In den nächsten Teilen der Serie werden wir uns diese Themen genauer ansehen. Bis dahin findest du in der untenstehenden Liste eine Menge guter Informationen. Nimm dir Zeit und schau dir an, was dich interessiert. Du kannst dein neues Wissen auch direkt anwenden oder es im Quiz testen. Vergiss nicht, uns unten deine Meinung zu diesem Thema mitzuteilen.

❗ PROBIER DAS AUS

Schau dich um, wo siehst du Plastik? Es ist nicht immer offensichtlich! Aber wenn du erst einmal anfängst zu suchen, wirst du es bald überall sehen… Du trägst es wahrscheinlich, trinkst oder isst davon, arbeitest, spielst und wäschst sogar damit. Kannst du 100+ Dinge an einem Tag finden?

Welche Dinge kaufst du / deine Familie in Plastik oder enthalten Plastik? Wie viele dieser Dinge sind Einwegartikel? Fang an, eine Liste zu führen, wenn du möchtest. Sie könnte sich später als nützlich erweisen.


Fühlst du dich sicher mit deinem neuen Wissen?

MACH DAS QUIZ!

❓ DU BIST DRAN

Plastik ist in unserem Leben allgegenwärtig, aber es verursacht eine Menge Probleme. Was können wir deiner Meinung nach dagegen tun?

💡 Denk darüber nach, wofür Plastik verwendet wird. Sind all diese Dinge notwendig?

Lass es uns in den Kommentaren unten wissen!
Hinweis: Die Kommentare werden moderiert und erscheinen nicht sofort.

read more
SeemaWas ist das Problem mit Plastik?

Abfallhandel – was ist das? Die Antworten findest du hier

by Seema on 19/09/2024 No comments

Wenn du deinen Müll in die Tonne wirfst, weisst du dann wirklich, wo er hinkommt?

In diesem Beitrag befassen wir uns mit dem Abfallhandel, einer weit verbreiteten, aber wenig bekannten Praxis, bei der Unmengen von Müll rund um den Globus transportiert werden.

Worum geht es beim globalen Abfallhandel?

Beim Abfallhandel tauschen Länder Abfallstoffe aus. Es werden verschiedene Müllsorten exportiert und importiert, darunter Sondermüll, ungefährliche Stoffe, wiederverwertbare und nicht recyclebare Abfälle.

Welche Länder beteiligen sich am Abfallhandel?

Viele Länder sind darin involviert, aber der Handel findet hauptsächlich in eine Richtung statt. Abfall aus den reichen Industrieländern wird in einkommensschwächere Länder exportiert. Die wichtigsten Bestimmungsländer für Abfallexporte liegen in Südostasien, Afrika und Lateinamerika. Zentralasien und Osteuropa sind auch häufige Ziele. Abfälle werden sowohl von staatlichen Stellen als auch von privaten Unternehmen exportiert und importiert

Warum wird Abfall international gehandelt?

Die meisten Länder im Globalen Norden produzieren mehr Abfall als sie bewältigen können. Überverpackung und Überkonsum sind die Norm. Die USA etwa stellen 4% der Weltbevölkerung, produzieren aber 12% der globalen Siedlungsabfälle. Und dann gibt es auch noch die Industrieabfälle, von denen um ein Vielfaches mehr anfällt. Die Umweltvorschriften in diesen Ländern sind in der Regel streng und die Kosten für Recycling oder die richtige Entsorgung sind hoch. Mit der Ausfuhr von Abfällen werden diese Unannehmlichkeiten vermieden, da man die Vorteile niedriger Arbeitskosten und der viel laxeren Vorschriften in Übersee nutzen kann. Dadurch wird die Abfallentsorgung faktisch in das Empfängerland verlagert.

Wie viel Abfall wird gehandelt?

Exakte Zahlen zum jährlichen Umfang der weltweit gehandelten Abfallmengen sind schwierig zu erfassen. Man schätzt jedoch, dass es sich um mehrere 100 Millionen Tonnen handelt, wobei erhebliche Mengen an Sondermüll, Elektronik- und Kunststoffabfällen über die Grenzen hinweg transportiert werden.

Warum stimmen Länder der Einfuhr von Abfällen zu?

Einige korrekt sortierte Materialien – Altmetalle zum Beispiel – haben noch einen gewissen Wert. Doch hauptsächlich akzeptieren Länder Abfallimporte deshalb, weil sie kaum eine andere Wahl haben. Aufgrund globaler Ungleichheiten haben Entwicklungsländer selten genug wirtschaftliche Macht oder Einfluss, um solche Container abzulehnen, insbesondere, wenn sie von den Exportnationen hinsichtlich Handel, Krediten oder Investitionen abhängig sind. Angesichts dieser Situation wird der Abfallhandel als eine Form des Kolonialismus angesehen, da er bekannte historische Muster der Ausbeutung, Umweltverschmutzung und Verletzung von Menschenrechten widerspiegelt.
Es wird geschätzt, dass 15–30% der Abfalltransporte illegal sind. Container werden oft falsch ausgewiesen (z.B. als rezyklierbare „Wertstoffe“, „Papier“ oder „Waren“, obwohl sie nichts davon beinhalten), oder an nicht genehmigte Einrichtungen geschickt. Amtliche Kontrollen werden mithilfe von Bestechung umgangen. Interpol klagt über die Zunahme organisierter krimineller Banden im Plastikmüllhandel – und über den Mangel an Ressourcen, um gegen sie anzukämpfen.

Was passiert mit dem Abfall?

Ob der Import nun legal oder illegal erfolgt, und unabhängig von den Absichten der Ausführenden: Die meisten importierten Abfälle werden nicht ordnungsgemäss entsorgt. Einige häufige Szenarien sind:

  • Illegale Müllentsorgung: Der Abfall wird an unerlaubten Orten entsorgt, wie z. B. in Flüssen, Wäldern oder sogar mitten in Siedlungen. Abfälle von britischen Supermärkten wurden in Gemeinden in Myanmar und Malaysia illegal entsorgt. Tonnenweise giftige Müllverbrennungsschlacke aus Amerika wurde von mehreren Ländern zurückgewiesen. Ein Teil der Schlacke wurde nach Haiti geschmuggelt und dort widerrechtlich entsorgt; der Rest wurde in den Ozean gekippt.
  • Unsicheres Recycling: Der wiederverwertbare Abfall wird in technisch schlecht ausgestatteten, oft illegalen Recyclinganlagen von Arbeiter*innen mit wenigen Rechten und unter unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen verarbeitet. In Malaysia wurden illegale Recyclingzentren entdeckt, die deutsche Abfälle verarbeiten.
  • Verbrennung: Abfälle werden unter freiem Himmel verbrannt – oft in Siedlungsnähe –, in Zementöfen entsorgt oder als Brennstoff verkauft.

Wie wirkt sich der Abfallhandel auf die Empfängerländer aus?

Umweltschäden

Wirtschaftliche Schäden

  • Der Zustrom ausländischer Abfälle überlastet lokale Abfallwirtschaftssysteme. Länder, die kaum in der Lage sind, ihr eigenes Recycling zu bewältigen, müssen jetzt mit Tausenden von Tonnen zusätzlichem Müll fertig werden.
  • Durch den Zustrom von Abfällen sinken auch die Marktpreise für wiederverwertbare Materialien. Die lokalen Müllsammler*innen, von denen die meisten ohnehin schon unter prekären Bedingungen arbeiten, verarmen dadurch noch mehr.
  • Die Beseitigung illegal entsorgter Abfälle und die Bewältigung langfristiger Gesundheits- und Umweltschäden nimmt beträchtliche öffentliche Mittel in Anspruch.

Soziale und gesundheitliche Folgen

  • Ganze Gemeinden leben neben dem Müll anderer Menschen und sind unwissentlich giftigen Chemikalien ausgesetzt.
  • Marginalisierte Gruppen, darunter auch Kinder, werden oft dazu gezwungen, importierten Abfall zu sortieren. Sie sind rechtlich nicht geschützt und ernsthaften Gesundheitsrisiken ausgesetzt.
  • Falsch entsorgter Plastikmüll kann Umweltkatastrophen wie Überschwemmungen verschlimmern und das Risiko von Krankheitsausbrüchen erhöhen.

Beispiele:

Wie wirkt sich der Abfallhandel auf Exportländer aus?

Der Handel mit Abfall ist das schmutzige Geheimnis der reichen Länder.
Die meisten Bürger*innen ahnen nicht, dass die Abfälle, die sie pflichtbewusst in die mit „Recycling“ beschriftete Tonne werfen, anschliessend nach Übersee verschickt und dort oft illegal deponiert oder verbrannt werden. Länder wie Deutschland, das Vereinigte Königreich und Japan werden immer wieder für ihr „gutes Abfallmanagement“ gelobt, gehörten jedoch 2023 zu den grössten Plastikmüll-Exporteuren.
Dieses mangelnde öffentliche Bewusstsein hat ernste Folgen. Erstens erweckt es bei der Bevölkerung den falschen Eindruck, dass Abfälle effizient entsorgt werden und sich nichts ändern muss. Wenn alles „recycelt“ wird, warum sollte man sich dann die Mühe machen, seine Konsumgewohnheiten zu ändern? Unternehmen werden somit nicht unter Druck gesetzt, weniger Abfall zu produzieren oder in die lokale Abfallwirtschaft zu investieren.
Zweitens wird dadurch ein weiterer gefährlicher Mythos aufrechterhalten – nämlich, dass der globale Süden seinen Abfall nicht bewältigen kann und überwiegend für die Plastikverschmutzung verantwortlich ist. Dabei wird übersehen, dass ein Grossteil des „falsch entsorgten Abfalls“ von Produzenten im globalen Norden stammt.
Die Exportländer müssen ihre Mülltransporte ins Ausland transparent machen und dafür zur Rechenschaft gezogen werden.

Welche Vorschriften gibt es für den Abfallhandel?

Die Basler Konvention dient der Kontrolle der grenzüberschreitenden Beförderung von explosiven, brennbaren, giftigen oder ätzenden Abfällen und deren Entsorgung.

  • Die Unterzeichner haben sich verpflichtet, vor der Ausfuhr ihrer gefährlichen Abfälle die ausdrückliche Genehmigung des Empfängerlandes einzuholen (vorherige Zustimmung nach Inkenntnissetzung oder PIC).
  • Reduzierung von gefährlichen Abfällen.
  • Beschränkung der Beförderung von gefährlichen Abfällen.
  • Verfahren und Standards für die sichere Handhabung und Entsorgung von gefährlichen Abfällen einzuführen.

Diese Massnahmen haben die Situation zwar verbessert, aber viele Entwicklungsländer sind der Meinung, dass sie nicht weit genug gehen.
Sie würden ein vollständiges Verbot des Exports gefährlicher Abfälle einschliesslich schwer recycelbarer Kunststoffe vorziehen. Die EU hat dem zugestimmt und vor Kurzem die Ausfuhr von Abfällen in Nicht-OECD-Länder ab Ende 2026 verboten.

Können die Empfängerländer etwas gegen den Abfallhandel tun?

Die Empfängerländer wehren sich zunehmend gegen die Entsorgung ausländischer Abfälle innerhalb ihrer Grenzen:

Es bedarf jedoch noch mehr regionaler Zusammenarbeit, z. B. innerhalb der ASEAN-Länder, um ihre Position zu stärken, und es werden mehr Mittel benötigt, um den illegalen Müllhandel aufzudecken und zu unterbinden.

Wie können wir den Abfallhandel stoppen?

Kein Land will ein Müllkippe für den Abfall anderer sein. Um den Abfallhandel endgültig zu stoppen, müssen Länder die Verantwortung für ihren eigenen Abfall übernehmen. Was nicht lokal entsorgt werden kann, sollte weder produziert noch auf dem Markt zugelassen werden. Die Ausfuhr von Kunststoffen und anderen gefährlichen Abfällen aus Hocheinkommensländern in einkommensschwächere Länder sollte, dem Vorbild der EU folgend, vollständig verboten werden.

  • Reduzierung der Plastikproduktion
  • robuste, gesellschaftsumfassende Wiederverwertungssysteme und
  • ● effizientere Sortierung, Handhabung und Überwachung der Abfallproduktion.

Ohne solche Massnahmen wird der illegale Abfallhandel nur noch weiter zunehmen.
Wir als Einzelpersonen können andere auf die Praxis der Verschiffung von Abfällen nach Übersee aufmerksam machen und die „Aus den Augen, aus dem Sinn“-Mentalität bekämpfen. Wir können auch einen abfallfreien Lebensstil und „Zero-Waste“-Systeme fördern, um die Menge an Müll zu reduzieren, die überhaupt erst entsorgt werden muss. Die Verhandlungsführer*innen des neuen globalen Kunststoffvertrags versuchen ebenfalls, all diese Fragen anzusprechen. Trash Hero setzt sich für strenge und wirksame Massnahmen ein, um den Müllhandel zu stoppen und andere durch die Plastikproduktion verursachte Probleme zu lösen. Machen Sie mit und unterzeichnen Sie diese Petition.

Abfallhandel – Watch list

Links zu grossartigen, kurzen Dokumentarfilmen, die den Abfallhandel aufzeigen: ➤ Your plastic waste might be traded by criminals – DW [12:30]
➤ Tracking devices reveal where recycling really goes – Bloomberg [13:01]
➤ Trashed: The secret life of plastic exports – ABC News [27:51]
➤ Thailand is tired of recycling your trash – Bloomberg [10:31]
➤ The environmental disaster fuelled by used clothes and fast fashion – ABC News [30:02]
➤ Ghana children work in toxic haze of e-waste – Al Jazeera [2:13]

read more
SeemaAbfallhandel – was ist das? Die Antworten findest du hier

Was ist das Problem mit Plastik?

by Seema on 13/09/2024 No comments

Das Problem begann ironischerweise mit einer Lösung. Kunststoff ist ein leichtes, haltbares, luftdichtes, verrottungsfestes und preiswertes Material, das zu einer Vielzahl von Produkten geformt werden kann. Dies sind hervorragende, praktische Eigenschaften – solange das Produkt in Gebrauch ist. Doch fast 70 % aller Kunststoffe (schätzungsweise 5,7 Mrd. Tonnen[1]) sind zu Abfall geworden: 10 % werden verbrannt[2], wobei giftige Schwermetalle, Dioxine und gefährliche Nanopartikel in die Luft, ins Wasser und Boden gelangen und 60 % werden weggeworfen und landen auf Mülldeponien oder in der Natur.

„Mehr als 1,2 Milliarden Kilogramm Plastik – hauptsächlich Einwegverpackungen – werden weltweit jeden Tag produziert [3].“

Im Meer, wie auch an Land, bleiben Kunststoffe bestehen. Aufgrund ihres geringen Gewichts und ihrer unzerstörbaren Beschaffenheit können sie sich leicht verteilen und in immer kleinere, hochgiftige Teile zerbrechen, die den Tod oder die Verletzung von Wildtieren[4] und den Verlust der Artenvielfalt [5] verursachen und eine grosse Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen, da sie in die Nahrungskette gelangen und diese verunreinigen. Nur 1 %[6] der 12,2 Millionen Tonnen Kunststoff, die jedes Jahr ins Meer gelangen, bleiben an der Oberfläche und der Rest kann daher kaum wiedergewonnen werden. Das Recycling kann mit der Menge und Vielfalt der im Umlauf befindlichen Kunststoffe nicht Schritt halten. Nach wie vor lassen sich nur zwei Arten von Kunststoffen in grossem Umfang recyceln [6]: PET und HDPE, wobei in der Regel nur ein „Kreislauf“ möglich ist, bevor das Material zu stark abgebaut ist, um es erneut zu recyceln. Selbst dies ist kostspielig, oft teurer als die Herstellung von neuem Kunststoff[7]. Dies hat dazu geführt, dass viele Länder – die über eine entsprechende Infrastruktur verfügen – es vorziehen, ihr Plastik in den globalen Süden zu verschiffen, was als „Abfallkolonialismus“ bezeichnet wird[8]. Chemische Zusätze in Kunststoffen erschweren auch das Recycling[9] und führen zu unerwünschten Emissionen, Kreuzkontaminationen und Konzentrationen gefährlicher Stoffe in dem entstehenden Material. Mehr als 16’000 Chemikalien wurden in Kunststoffen identifiziert,[10]viele von ihnen in Lebensmittelverpackungen[11].
7,000 of these chemicals have to date been researched – and 4,200 found to be hazardous, leading the World Health Organisation (WHO) to draft a resolution [12] und dies fordert die Staaten “[scale] die Arbeiten über Kunststoffe und Gesundheit zu intensivieren, um bessere Informationen über die möglichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu erhalten.“. Zu diesen Auswirkungen gehören Störungen des Hormonsystems [13], Krebs[14] und Unfruchtbarkeit.[15]Die Forschung des Zentrums für Internationales Umweltrecht[16] deutet auserdem darauf hin, dass die Exposition gegenüber Kunststoffen in allen Phasen seines Lebenszyklus – von der Gewinnung bis zur Entsorgung – zu einer drohenden Gesundheitskrise führen könnte. Der Mensch ist durch Einatmen, Verschlucken und Hautkontakt gefährdet. Jüngste Erkenntnisse zeigen, dass Mikro- und Nanokunststoffe bereits in unserem Blut vorhanden sind, [17]in den Lungen,[18]Fortpflanzungsorgane,[19] und sie sind in der Lage Zellen zu schädigen.[20]. Plastik ist auch ein Klimaproblem. 99 % der Kunststoffe werden aus fossilen Brennstoffen hergestellt. In jeder Phase seines Lebenszyklus werden Emissionen erzeugt: [21]von der Verarbeitung des Rohmaterials bis hin zu seiner Verwendung und Entsorgung. Kunststoff ist die am schnellsten wachsende industrielle Quelle für weltweite Treibhausgasemissionen, mit einem geschätzten Beitrag, der mehr als viermal so hoch ist wie der der gesamten Luftfahrtindustrie. [22].
This figure will only increase as Big Oil banks on plastic to make up for decreasing demand and revenue [23].
Waste management infrastructure, ecosystems, the climate, even our own bodies are already overwhelmed by the impacts of plastic.
It is a problem that is impossible to ignore and will be devastating if we do [24].
We need to act and the time is now.
———————————- Sources

[1] Produktion, Verwendung und das Schicksal aller hergestellten Kunststoffe, Roland Geyer, Jenna R. Jambeck, Kara Lavender Law, Sci Adv. Juli 2017 [2] Ibid, basiert auf der Grundlage der angegebenen Zahlen von 407 Millionen Tonnen produzierten Kunststoff weltweit im 2015 [3] OECD, Global Plastics Outlook, 2022 [4] Plastic Health: The Hidden Costs of a Plastic Planet, CIEL, Feb 2019 [5] Plastic and the environment online series, Geneva Environmental Network, Juli 2023 [6] ‘Viable’ includes both financial and technical criteria [7] The Plastic Pandemic, Reuters investigative report, Okt 2020 [8] The Guardian, 31. Dez 2021 (und vielen weiteren Quellen) [9] Forever Toxic: The science on health threats from plastic recycling, Greenpeace, Mai 2023 [10] CNN Bericht über PlastChem Report, März 2024 [11] Lebensmittelverpackung und Gesundheit Merkblatt, Food Packaging Forum, Dezember 2018 [12] 76. Weltgesundheitsversammlung, Tagesordnungspunkt 16.3, 24 Mai 2023 [13] Plastic, EDCs Health: Authoritative Guide, Endocrine Society, Dezember 2020 [14] The Guardian, 28. März 2023 (und weitere Quellen) [15] Mikroplastik kann eine signifikante Ursache für männliche Unfruchtbarkeit sein, Chenming Zhang, Jianshe Chen, Sicheng Ma, Zixue Sun, Zulong Wang, AmJ Mens Health, 2022 Mai-Juni [16] Plastic Health: The Hidden Costs of a Plastic Planet, CIEL, Februar 2019 [17] Blood-type: Plastic, Common Seas, Januar 2020 [18] The Guardian, 6. April 2022 (und weitere Quellen) [19] Ibid, 20. Mai 2024 [20] Ibid, 8. Dezember 2021 [21] Plastik Klima: Die versteckten Kosten eines Plastikplaneten, CIEL, Mai 2019 [22] The Hill, 18. April 2024 [23] ClientEarth, 16. Februar 2021 [24] Breaking the Plastic Wave, Pew Trust 2020 zeigt, dass 5 Jahre Untätigkeit zu zusätzlichen 80 Millionen Tonnen Plastik im Ozean führen.

read more
SeemaWas ist das Problem mit Plastik?

Wohin geht der Abfall?

by Seema on 07/08/2024 No comments

Diese Frage wird uns von den Teilnehmenden an den Cleanups am häufigsten gestellt. Nachdem sie hart gearbeitet und aufgeräumt haben, wollen sie natürlich wissen, wie es weitergeht!

Es gibt keine einfache Antwort

In fast allen Fällen wird der Abfall entsprechend der örtlichen Abfallentsorgungsinfrastruktur der Gemeinde zur Entsorgung übergeben. Mit anderen Worten: Wir bringen ihn von einem Ort zum anderen. Wo immer möglich, sortieren unsere Freiwilligen zunächst den gesammelten Abfall und trennen dabei alle wiederverwertbaren und wiederverwendbaren Materialien. Was getrennt wird, hängt von den örtlichen Bestimmungen ab. Trotzdem ist der Haufen ist immer viel kleiner, als die Leute denken. Sie sind in der Regel überrascht zu erfahren, dass die wenigen „wiederverwertbaren“ Kunststoffarten möglicherweise überhaupt nicht recycelt werden und nur ein- oder zweimal recycelt werden können – oft mit ernsthaften Gesundheitsrisiken – bevor sie weggeworfen werden.

Dies ist eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, dass es selbst in Gebieten, in denen Glas, Metall und Papier leicht recycelt werden können, keine wirklich gute Lösung für Kunststoffverpackungen gibt. Überall wird der nicht verwertbare Abfall nach wie vor in irgendeiner Form auf einer Deponie landen oder verbrannt. Beide Optionen haben schwerwiegende gesundheitliche, soziale, ökologische und klimatische Auswirkungen, selbst in entwickelten Ländern wie der Schweiz.

Die Frage neu formulieren

Da es keine gute Antwort auf die Frage „Wohin geht der Abfall?“ gibt, macht es am meisten Sinn, die Abfallproduktion zu reduzieren. Also stellen wir stattdessen eine andere Frage: „woher kommt der Abfall?“. Es herrscht die weit verbreitete Meinung, dass die derzeitige Plastikverschmutzungskrise durch unverantwortliche Menschen, die ihren Müll wegwerfen und/oder durch schlechte Abfallbewirtschaftung verursacht wird. Die Menschen, die an unseren Cleanups teilnehmen, sind sich oft nicht bewusst, dass dies eine von der Industrie vermarktete Fiktion ist. Mit unseren Cleanups versuchen wir, das Gespräch auf die wahren Ursachen der Krise zu lenken: schlechtes Verpackungsdesign, Liefersysteme, Überproduktion und fehlende Regulierung oder Herstellerverantwortung. Diese umfassenderen systemischen Probleme sind die wahre Quelle der Verschmutzung, nicht die Wochenend-Picknicker. In einigen Gebieten notieren wir nach einem Cleanup auch die Marken von dem gesammelten Plastikmüll, um den Zusammenhang zwischen den Entscheidungen der Hersteller und der Verschmutzung aufzuzeigen. Diese „Brand-Audit“-Daten werden auch an Organisationen wie Break Free From Plastic für Forschungs- und Öffentlichkeitsarbeit weitergegeben.

„Upcycling“ und „Verwertung“?

Oft wird gefragt, warum wir den Müll nicht „upcyceln“ oder mit Unternehmen zusammenarbeiten, die behaupten, sie würden „im Meer befindliches Plastik wiederverwerten“, manchmal auch im Rahmen eines Kreditprogramms. Der Grund dafür ist, dass dies falsche Lösungen sind. Im besten Fall lenken sie von den wirklich notwendigen Massnahmen ab; im schlimmsten Fall schaffen sie neue Probleme oder ermöglichen Greenwashing von Unternehmen, welche eigentlich die Macht haben, weitaus wirkungsvollere Veränderungen vorzunehmen.

Einkaufen, um den Planeten zu retten: Ist die Produktion von mehr Waren wirklich der Ausweg aus einer durch Überproduktion verursachten Krise?

Was meinen wir damit? Das so genannte „Upcycling“ von Kunststoffen ist in Wirklichkeit ein „Downcycling“ – die Herstellung von Gegenständen, die nicht weiter recycelt werden können, erfordert zusätzliche neue Ressourcen. Dadurch wird die Entsorgung des Materials auf einer Mülldeponie, in einer Verbrennungsanlage oder Schlimmerem nur hinausgezögert, während gleichzeitig Mikroplastik und potenziell gefährliche Chemikaliencocktails entstehen. Die Behauptung, dass für diese recycelten Produkte Material verwendet wird, das aus dem Meer „zurückgewonnen“ wurde, ohne dass dies nachgewiesen wird, kann eine weitere Ebene des Greenwashings darstellen. In Wirklichkeit ist das meiste Plastik, das aus dem Meer geholt wird, zu zersetzt, um recycelt zu werden. Aber mit einer kreativen Buchführung oder einer vagen Kennzeichnung können die Hersteller behaupten, dass die Verpackungen zu 100 % aus dieser Quelle stammen. Sowohl „Upcycling“ als auch „Rückgewinnung“ von Kunststoffen werden fast immer als Lösung für die Kunststoffverschmutzung dargestellt. Das verleitet die Menschen zu der Annahme, dass es in Ordnung ist, weiterhin Kunststoff in dem derzeitigen Umfang zu produzieren und zu verwenden. Es ist üblich, dass die Kunststoffindustrie die Aufmerksamkeit auf diese Art falscher Lösungen lenkt, anstatt hilfreichere Schritte zur Verringerung ihrer Produktion von Einwegplastik zu unternehmen. Wir wollen nicht Teil dieser Fehlinformation sein.

Lokales Downcycling

Wir unterstützen jedoch einige kleine, lokale Initiativen, die sich mit dem anfallenden Abfall befassen, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen. Einige Trash Hero Chapter spenden nicht wiederverwertbaren Müll an lokale Unternehmer, die ihn als Rohstoff für die Herstellung verschiedener Dinge verwenden. Dies geschieht in der Regel auf Inseln oder in ländlichen Gebieten, wo die Alternative oft nur die offene Verbrennung ist. Solange es keine besseren Optionen für den Abfall gibt und kein Greenwashing im Spiel ist, kann das Downcycling zu langlebigen und relativ sicheren Produkten mit minimalem zusätzlichem Ressourceneinsatz eine praktische, wenn auch nur vorübergehende Lösung für den vorhandenen Abfall sein. Diese Massnahmen können die Kunststoffkrise zwar nicht langfristig lösen, aber sie stehen den Lösungen, die zu einer wirklich sicheren und kreislauforientierten Wirtschaft führen werden, nicht im Wege.

Von links: Bei Cleanups gesammelte Schuhe werden von Tlejourn zu neuen Flip-Flops recycelt; Strohhalme werden gespendet, um daraus Füllmaterial für Rollstuhlkissen herzustellen; eine für ein Festival in Thailand geschaffene Skulptur; gesammelte Zigarettenstummel werden in Zürich ausgestellt

In kleinerem Rahmen haben wir auch mit Künstlern zusammengearbeitet, die Skulpturen und andere Werke aus Abfall herstellen, um auf das Problem der Plastikverschmutzung aufmerksam zu machen. Dies unterscheidet sich von Künstlern, die versuchen, Schönheit aus Plastikmüll zu schaffen, was wiederum dazu beiträgt, dass es in Ordnung ist, die Produktion dieses giftigen, klimaschädlichen Materials weiter zu steigern.

Die Quintessenz: Die Antwort auf die Frage „Wohin geht der Abfall?“ lautet „an keinen guten Ort“. Wir müssen uns stattdessen die Frage stellen: „Woher kommt der Abfall?“. Wir müssen die Menge der von uns verwendeten Materialien von vornherein reduzieren, sie sicher machen und sie so lange wie möglich in Gebrauch halten – durch Wiederverwendungsinfrastrukturen, nicht durch Recycling. Nur wenn wir abfallfreie Systeme und Lebensstile unterstützen, werden wir aufhören können, jede Woche den Müll einzusammeln.

read more
SeemaWohin geht der Abfall?

Klare Forderungen nach Massnahmen beim Plastikabkommen, aber die Länder machen kaum Fortschritte

by Seema on 04/06/2024 No comments

Der Druck war gross auf der INC-4, der vorletzten Gesprächsrunde zur Ausarbeitung eines internationalen, rechtsverbindlichen Abkommens zur Beendigung der Plastikverschmutzung. Nachdem auf den drei vorangegangenen Sitzungen keine wesentlichen Fortschritte erzielt worden waren, begannen die Mitgliedstaaten schliesslich mit der Diskussion über den Inhalt des Vertrags.

Während der sieben Tage (23. – 29. April 2024) in Ottawa gelang es den Delegierten, einige der vorgeschlagenen Texte zu „straffen“, aber mit einer Flut neuer Zusätze und Klammern, die zeigten, dass sie mit den darin gesetzten Worten nicht einverstanden sind. Am Ende blieb ein Entwurf übrig, der noch lange nicht bereit ist für die im November 2024 stattfindenden Verhandlungen an der letzten Sitzung in Busan, Korea.

Eine Momentaufnahme des gestrafften INC-4-Textes: Alle Wörter in Klammern wurden von mindestens einem Mitgliedstaat beanstandet.

Im Wissen, dass noch viel Arbeit zu erledigen ist, einigten sich die Mitgliedsstaaten auf die Einsetzung einer Gruppe zur Ausarbeitung von rechtlichen Dokumenten, die zur Klärung des Textes des Abkommen beitragen sollen. Dies ist dringend erforderlich, da der Text jetzt mindestens 3’686 Klammern enthält, was ihn fast unverständlich macht.

Die Länder einigten sich auch darauf, zwei Expertenarbeitsgruppen einzurichten, die bis November bestimmte Aspekte des Vertrags erörtern sollen wie z. B. bedenkliche Chemikalien, Produktdesign und finanzielle Unterstützung. Vor allem die primären Kunststoffpolymere, die in Ruanda als „der Elefant im Raum“ bezeichnet wurden, standen vor INC-5 nicht zur Diskussion. Der Versuch, eine solche Arbeitsgruppe einzurichten, die sich mit der Reduzierung der Kunststoffproduktion befassen sollte, wurde in letzter Minute abgelehnt. Das bedeutet, dass es zwar schwierig, wenn auch nicht unmöglich sein wird, die Produktionsobergrenze in den endgültigen Vertrag aufzunehmen, was der Schlüssel zur Beendigung der Plastikverschmutzung ist.

Wie bei den INC-Sitzungen inzwischen üblich, blockierten und verzögerten einige wenige Länder weiterhin die Diskussionen. Sie versuchten, den Geltungsbereich des Vertrags auf die Abfallbewirtschaftung zu beschränken, statt wie vorgeschrieben auf den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen. Und dabei sollen alle Verweise auf Produktion, bedenkliche Chemikalien, Herstellerverantwortung, Menschenrechte und Mikroplastik gestrichen werden.

Ein Delegierter sagte, dass jedes einzelne Material Partikel in die Luft abgeben kann – sogar die menschliche Haut -, so dass Kunststoffe nicht hervorgehoben werden sollten. Andere bestritten die Existenz wissenschaftlicher Beweise für die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, schlugen eine Formulierung vor, welche die „kritische Rolle von Kunststoffen für die nachhaltige Entwicklung“ zwar anerkennt, aber warnten vor einer „plötzlichen Abkehr“ von Kunststoffen.

Diese Art von unlauteren Verhandlungen kann nur durch eine strenge Regelung der Interessenkonflikte und das Recht der Mitgliedstaaten, über Entscheidungen abzustimmen, verhindert werden. Das Ziel des Kunststoffvertrags ist es, Lösungen für eine gemeinsame Krise zu finden, die von einer Minderheit schlechter Akteure verursacht wurde. Aber wenn diese Akteure präsent sind und verlangen, dass jeder Text ihre Zustimmung braucht, wie können wir dann jemals hoffen, dies zu erreichen?

Highlights

Juliet Kabera, Rwanda

Der Höhepunkt der sieben Tage war ein Vorstoss für eine Begrenzung der Produktion neuer Kunststoffe, der von Peru und Ruanda unterstützt wurde. Ihr Vorschlag, ein globales Ziel zur Reduzierung des weltweiten Verbrauchs von primären Kunststoffpolymeren um 40 % bis zum Jahr 2040 gegenüber dem Stand von 2025 festzulegen, wurde auf der Tagung von mindestens 29 Mitgliedstaaten unterstützt.

Im Anschluss an den Vorschlag haben diese Länder die „Bridge to Busan Declaration on Plastic Polymers“ (Brücke nach Busan Deklaration über Kunststoffpolymere) ins Leben gerufen, um die INC-Delegierten dazu zu bewegen, sich im Vorfeld der INC-5 für eine Reduzierung der Primärkunststoffproduktion einzusetzen.

Beim Meeting waren viele Rechtsinhaber (Vertreter) anwesend, darunter der Ausschuss für indigene Völker, Abfallsammler, Frauen, Arbeitnehmer und Jugendorganisationen. Rechteinhaber unterscheiden sich von Stakeholdern, da sie international anerkannte menschliche oder kollektive Rechte besitzen, die durch das Ergebnis des Vertrags beeinträchtigt werden. Sie hielten bewegende Reden während des Meetings und führten den „Marsch zur Beendigung des Plastikzeitalters“ durch die Stadt an.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfahl, dass die Verwendung von Kunststoffen in der Medizin und im Gesundheitswesen nicht vom Vertrag ausgenommen werden sollte und das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte forderte eine Verringerung der Kunststoffproduktion mit der Begründung, dass „jeder Mensch, der die Wahl hat, die Natur der Zerstörung vorziehen wird“.

Tiefpunkte

Die Einmischung der Industrie in den Verhandlungsprozess hat deutlich zugenommen. Wir sahen alles, von bezahlter Werbung rund um den Veranstaltungsort, die die Vorzüge von Plastik anpries, bis hin zu Berichten über Schikanen und Einschüchterungen seitens der unabhängigen Wissenschaftsvereinigung. Es gab viele von der Industrie gesponserte Veranstaltungen, darunter eine vom weltgrössten Hersteller von PET-Harz mit dem Namen „Friends of Zero Waste“, während Vertreter von Kunststoffherstellern und Handelsverbänden neben Mitgliedern offizieller Regierungsdelegationen in den Verhandlungssälen sassen.

Die Lobbyarbeit der Industrie und die Verbreitung von Fehlinformationen an die Mitgliedstaaten waren koordiniert und kalkuliert. Eines der Themen der intersessionalen Arbeiten ist daher die „Verbesserung der Recyclingfähigkeit“, obwohl die Gefahren für Gesundheit und Umwelt, die von der Vermischung und Konzentration chemischer Zusatzstoffe während des Recyclingprozesses ausgehen, eindeutig belegt sind.

Eine von CIEL durchgeführte Analyse der veröffentlichten INC-4-Teilnehmerliste ergab, dass 196 Lobbyisten der fossilen Brennstoff- und Chemieindustrie für die Veranstaltung angemeldet waren – ein Anstieg um 37 % gegenüber dem letzten Treffen vor sechs Monaten. Bei Nebenveranstaltungen und informellen Treffen waren wahrscheinlich noch viel mehr Menschen anwesend.

Was geschieht nun?

In der Abschlusssitzung der INC-4, die in den frühen Morgenstunden endete, beschlossen die Länder, die intersessionalen (vorbereitenden) Arbeiten zu priorisieren:

1) Wie die Umsetzung des Vertrags finanziert werden soll;
2) die besorgniserregenden Chemikalien in Kunststoffprodukten zu bewerten; und
3) Produktdesigns überdenken, der Wiederverwendbarkeit und der Wiederverwertbarkeit.

Anderen Teilen des Vertrags – darunter primäre Kunststoffpolymere, Mikroplastik und erweiterte Herstellerverantwortung – wurden weder Zeit noch Mittel zugewiesen.

Die Mitgliedstaaten erklärten sich bereit, Beobachter an diesen Arbeiten teilnehmen zu lassen. Über die Zusammensetzung und den Zeitplan der Arbeitsgruppen muss noch entschieden werden.

Darüber hinaus wurde beschlossen, eine juristische Redaktionsgruppe einzurichten, die den Text rechtlich prüfen und Empfehlungen für die nächste Sitzung abgeben soll.

Die beiden grossen offenen Fragen des Verhandlungsprozesses bleiben offen: Wird der INC auf die Forderungen nach einer klaren Regelung der Interessenkonflikte eingehen, um zu verhindern, dass das künftige Abkommen durch die Petrochemie-Lobby zum Scheitern gebracht wird? Und werden sie das Recht auf Abstimmung über alle Entscheidungen schützen, so dass es nicht verwässert wird?

Graham Forbes, Leiter der globalen Kunststoffkampagne von Greenpeace, drückt es so aus: „Wenn die Mitgliedstaaten bis zur INC-5 in Busan nicht handeln, werden sie wahrscheinlich einen Vertrag bekommen, der auch von ExxonMobil und seinen Gefolgsleuten hätte geschrieben werden können“.

Bildnachweis: alle Fotos wurden im INC-4-Veranstaltungsort von IISD/ENB aufgenommen – Kiara Worth

read more
SeemaKlare Forderungen nach Massnahmen beim Plastikabkommen, aber die Länder machen kaum Fortschritte

Globaler Kunststoffvertrag – Begriffserläuterungen

by Seema on 01/05/2024 No comments

Wenn du dich um die Verschmutzung der Umwelt durch Kunststoffe sorgst, ist die Ankündigung eines Globalen Plastikabkommens durch die UNO eine tolle Nachricht. Sie bedeutet, dass das Problem nun international anerkannt ist und die Länder zusammenarbeiten müssen, um es zu lösen. Das endgültige Abkommen könnte die Produktion neuer Kunststoffe begrenzen, die Verwendung toxischer Chemikalien stoppen und sicherstellen, dass Produkte wiederverwendet werden.

Aber der Weg dorthin ist noch weit. An den Verhandlungen beteiligen sich fast 200 Länder mit zahlreichen unterschiedlichen Interessen. Sie müssen sich an bestimmte Diskussionsregeln halten, und es werden tausende Seiten Dokumente erstellt. Wer kein Anwalt oder Politikfreak ist, kann nur schwer verstehen, was da vor sich geht. Deshalb haben wir einen Leitfaden erstellt, der einige der Begriffe, die in der Vertragsdiskussion verwendet wurden, aufschlüsselt – und erläutert, warum sie wichtig sind. Je mehr Menschen darüber Bescheid wissen, was vor sich geht und was auf dem Spiel steht, desto grösser ist die Chance, dass wir ein starkes Abkommen erzielen, um uns und unseren Planeten zu schützen.

Also bilde dich und andere wieter! Folge uns auf Social Media @trashheroworld, um pber die bevorstehenden Verhandlungsrunden auf dem Laufenden zu bleiben.

1. Das Instrument
Weder Gitarre noch Klavier! Das «Instrument» wird von der UNO als Globaler Kunststoffvertrag bezeichnet. Sein offizieller Titel lautet „International rechtsverbindliches Instrument zur Bekämpfung der Verschmutzung durch Kunststoffe, einschliesslich der Meeresumwelt“. „Instrument“ ist lediglich ein rechtlicher Begriff für jede Art von formellem Dokument, in dem Rechte oder Pflichten festgehalten werden.

Warum nennen wir es nicht einfach einen Vertrag? Weil ein „Vertrag“ im Völkerrecht eine spezifische Bedeutung hat. Und es gibt andere Arten von internationalen Abkommen, wie Konventionen, Abkommen, Erklärungen oder Protokolle. Da wir noch nicht wissen, welche Form das „Instrument“ annehmen wird, verwendet die UNO diesen neutralen Begriff, um alle Möglichkeiten abzudecken.

Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass der künftige Vertrag bzw. das künftige Instrument ein „Übereinkommen“ sein wird. Idealerweise wird es sich um ein spezifisches Übereinkommen handeln, in dem die Verpflichtungen und Zusicherungen der Länder direkt im Text festgeschrieben sind.

Die andere Option ist ein Rahmenübereinkommen, dem lediglich prinzipiell zugestimmt wird, aber die Einzelheiten, wie und wann, später auszuhandeln sind. Das Rahmenmodell wurde im Rahmen des Klimaschutzübereinkommens der UNO (Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, UNFCCC) verwendet, und fast 30 Jahre nach seinem Abschluss diskutieren die Länder immer noch über Massnahmen und Ziele. Die UNO-Klimakonferenz (COP29) wird im November 2024 in Aserbaidschan stattfinden und wird wahrscheinlich eher leeres Gerede sein.

2. INC – Zwischenstaatlicher Verhandlungsausschuss
So heisst die Gruppe der UNO-Mitgliedstaaten, die über das künftige Kunststoffabkommen beraten. Das INC (Intergovernmental Negotiating Committee on Plastic) wird von einem Sekretariat aus Mitarbeitenden des Umweltprogramms der UNO (UNEP) unterstützt und von verschiedenen Mitgliedstaaten finanziert. Derzeit sind fünf Sitzungen oder Sitzungen des INC geplant, etwa alle sechs Monate über zwei Jahre. Ist der Vertrag danach noch nicht fertig, müssen die Mitgliedstaaten entscheiden, wie sie weiter vorgehen. Zeitplan sieht wie folgt aus:

Nov 2022: INC-1 @ Punta del Este, Uruguay
Mai 2023: INC-2 @ Paris, Frankreich
Nov 2023: INC-3 @ Nairobi, Kenia
Apr 2024: INC-4 @ Ottawa, Kanada
Nov 2024: INC-5 @ Busan, Südkorea

3. COP – Konferenz der Vertragsparteien
COP (Conferences of the Parties) sind normalerweise mit dem Klimaschutzabkommen verknüpft, aber es ist ein allgemeiner Begriff für das, was kommt, nachdem eine UNO-Konvention vereinbart wurde: Die Länder, die sie unterzeichnet haben (die „Vertragsparteien“), treffen sich, um zu prüfen, wie es läuft und ob Änderungen nötig sind. Die COP für die Klimakonvention findet jedes Jahr statt. Zu einigen anderen Verträgen, wie z. B. zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt, finden alle zwei Jahre COP statt. Für das Kunststoffabkommen ist noch nicht entschieden, wie oft sich die Vertragsparteien treffen werden.

4. Beobachtende und Interessenkonflikte
Seit dem Erdgipfel von Rio im Jahr 1992 hat die UNO erkannt, wie wichtig es ist, dass bei allen Diskussionen über die Zukunft unseres Planeten die Interessenvertreter vertreten sind. Sie haben neun „Hauptgruppen“ definiert:

  • Frauen
  • Kinder und Jugendliche
  • Indigene Völker
  • Nichtregierungsorganisationen
  • Lokale Behörden
  • Arbeitnehmende und Gewerkschaften
  • Wirtschaft und Industrie
  • Wissenschaft und Technologie
  • Landwirtschaft

Akkreditierte Vertreter dieser Gruppen – wie Trash Hero World – heissen Beobachtende. Das heisst aber nicht, dass wir einfach nur zusehen, was passiert! Beobachtende können an den INC-Verhandlungssitzungen teilnehmen, Erklärungen abgeben, schriftliche Anträge einreichen und auch Informationen darüber erhalten, was zwischen den Verhandlungen passiert Aber wir dürfen nicht abzustimmen und können nur reden, wenn Zeit bleibt, nachdem die Mitgliedstaaten fertig sind.

Das System mit den Beobachtenden ist nicht perfekt. Die verschiedenen Beobachtenden haben unterschiedliche Zugangs- und Beteiligungsgrade. Manchmal hindert die logistische Teilnahme an allen Sitzungen einige Gruppen an der Teilnahme – nicht alle können es sich finanziell leisten, und viele haben Mühe, ein Visum zu bekommen. Das Recht von Beobachtenden auf Wortmeldung oder Teilnahme an Sitzungen kann zudem von den Mitgliedstaaten verweigert werden – einige sind der Zivilgesellschaft gegenüber freundlicher eingestellt als andere.

Das ganze System ist ein wenig zu freundlich für einige einflussreiche Akteure, wie die Vertreter der Wirtschaft und der Industrie, die häufig in offizielle Regierungsdelegationen eingeladen werden. Das INC hat sich noch nicht mit dem Interessenkonflikt befasst, der dadurch entstanden ist, dass es der Kunststoffindustrie erlaubt hat, an den Verhandlungen teilzunehmen.

5. Plenum, Kontaktgruppen, informelle Sitzungen
Bei den Sitzungen des INC finden die Eröffnungs- und Schlusssitzungen im Plenum statt. Dies bedeutet, dass sie allen Teilnehmenden offenstehen und für die Öffentlichkeit per Livestream übertragen werden. Die Hauptverhandlungen finden jedoch in Kontaktgruppen statt.

Kontaktgruppen sind formelle Meetings, die in der Regel einem bestimmten Thema gewidmet sind. Sie werden jedoch nicht per Livestream übertragen und unterliegen der Chatham House Rule. Diese Regel besagt, dass alles, was im Meeting gesagt wurde, geteilt und später verwendet wird, aber nur, wenn der Sprecher nicht genannt wird. Dies ermöglicht theoretisch eine offenere Diskussion.

Wenn du während der INC-Sitzungen Nachrichtenberichte siehst mit Aussagen wie „Einige Staaten haben versucht, Verhandlungen zu blockieren“, ohne aber anzugeben, welche Staaten, dann beruht dies auf der Chatham House Rule!

Bei der dritten Verhandlungsart handelt es sich um „informelle“ Verhandlungen. Wie der Name schon sagt, werden diese Treffen nicht aufgezeichnet und dienen der Erörterung heikler Fragen, häufig zwischen kleineren Gruppen von Ländern.

6. MEA – Multilaterales Umweltabkommen
Ein Abkommen zwischen zwei Ländern oder Staaten nennt man bilateral, eines zwischen mehreren Ländern multilateral. Das globale Kunststoffabkommen wird ein MEA (Multilateral Environmental Agreement) sein. Es gibt bereits mehr als 250 MEA, die alles abdecken, vom Thunfisch bis zur Ozonschicht. Das globale Kunststoffabkommen muss die bestehenden MEA ergänzen und darf nichts, was die anderen MEA regeln, verdoppeln oder diesen widersprechen. Es wird viel darüber diskutiert, wie dies am besten zu bewerkstelligen ist, insbesondere im Zusammenhang mit Übereinkommen der BRS (Basel, Rotterdam, Stockholm), die die Herstellung, Verwendung, den Handel und die Entsorgung von gefährlichen Abfällen und Chemikalien, von denen ein grosser Teil aus Kunststoff besteht, regeln.

7. EPR – erweiterte Herstellerverantwortung
Die EPR (Extended Producer Responsibility) bezieht sich auf eine breite Palette von Massnahmen, die in den Vertrag aufgenommen werden könnten, um sicherzustellen, dass die Kunststoffhersteller (und die aus Kunststoff hergestellten Produkte und Verpackungen) für die Gesundheits- und Umweltkosten ihrer Produkte während des gesamten Produktlebenszyklus’ haftbar gemacht werden.

Auf der grundlegendsten Ebene bedeutet die erweiterte Herstellerverantwortung, dass die Unternehmen mehr ihrer Abfälle sammeln und recyceln müssen. Ein strengeres Massnahmenpaket würde auch Ziele für die Verringerung von Einwegkunststoffen, die Gestaltung und Infrastruktur für die Wiederverwendung, die Kennzeichnung der Kunststoffbestandteile und die Verhängung von Geldbussen für Schäden vorschreiben.

8. CBDR – Gemeinsame, aber differenzierte Verantwortungen
Die Vorstellung ist, dass zwar alle Länder gemeinsam für die Lösung globaler Umweltprobleme, aber nicht alle Länder gleichermassen dafür verantwortlich sind. Die Länder des globalen Nordens haben in der Regel mehr getan, um dem Klima und der Lebenswelt zu schaden, und als Folge dieser Ausbeutung haben sie nun mehr Geld, um diese Schäden zu beheben. Die CBDR (Common but differentiated responsibilities) sagen, dass diese Länder verpflichtet sind, Ländern im globalen Süden zu helfen, die weniger verantwortungsbewusst sind. Diese Entwicklungsländer brauchen finanzielle Unterstützung, um die Auswirkungen der Plastikverschmutzung zu bewältigen und die Massnahmen zu ergreifen, die im Rahmen des Abkommens empfohlen werden.

Es ist wichtig, dass das CBDR-Prinzip nur für die Finanzierung von Aktionen gilt, die im Vertrag enthalten sind, nicht aber für die Aktionen selbst. Einige Länder argumentieren bereits, dass ihre „besonderen nationalen Gegebenheiten“ sie davon abhalten, sich an global vereinbarte Standards zu halten. Die Anwendung von CBDR auf diese Weise würde den Vertrag schwächen, da er den einzelnen Ländern die Entscheidung überlässt, ob sie die Umwelt weiter verschmutzen oder nicht.

9. ROP – Geschäftsordnung
Sie mögen wie langweilige Verwaltungsdetails klingen, aber die Entwürfe der Geschäftsordnung (Rules of Procedure, RoP), die festlegen, wie der Vertrag beschlossen wird, sind eines der heissesten Themen in den INC-Sitzungen. Die zentrale Frage dabei ist, ob Mitgliedsstaaten das Recht haben sollen, über Anträge abzustimmen, wenn sie keine Einigung erzielen können , wie es in den Artikeln 37 und 38 steht.

Warum sollten Länder nicht abstimmen wollen? Einige befürchten, dass sie, wenn sie auf der Verliererseite stünden, gezwungen wären, Dinge zu tun, die sie nicht tun wollen. Sie befürworten deshalb, dass jede Entscheidung im Konsens getroffen wird, was bedeutet, dass eine einstimmige (100%) Zustimmung erforderlich ist.

Dies bedeutet jedoch auch, dass, wenn nur ein Land von 175 Ländern mit einem Antrag nicht einverstanden ist, nichts passieren kann, solange der Antrag nicht in eine (normalerweise abgeschwächte) Version geändert wird, die das Land doch noch billigt. Mit anderen Worten: Entscheidungen, die bereits von einer grossen Mehrheit der Länder akzeptiert werden, können von Minderheiten abgeblockt werden.

Während wir uns auf INC-4 zubewegen, befinden sich die RoP immer noch im Entwurfsstadium, was angesichts der Vertiefung der Verhandlungen ein grosses Risiko darstellt. Mächtige Öl produzierende Länder werden auf einen Konsens drängen, so dass sie gegen jeden Versuch im Rahmen des Abkommens, ihre Aktivitäten einzuschränken, ein Veto einlegen können.

10. RZD – Überarbeiteter Entwurf Zero
Der «Entwurf Zero» ist ein Textvorschlag für den Vertrag, der vom INC-Sekretariat nach der INC-2 in Paris ausgearbeitet wurde. Er enthält alle verschiedenen Optionen zur Beendigung der Plastikverschmutzung während ihres gesamten Lebenszyklus’. Auf der INC-3 in Nairobi wurde der Text von den Mitgliedstaaten erörtert, und mehrere Seiten mit vorgeschlagenen neuen Formulierungen wurden hinzugefügt. Daraus resultierte der «Überarbeitete Entwurf Null» (Revised Zero Draft, RZD), der fast doppelt so lang ist wie das Original.

Auf der INC-4 wird dieser neue Text die Grundlage für die Verhandlungen sein. Mehr über den Entwurf Zero und was das Abkommen unserer Meinung nach beinhalten sollte, findest du auf Instagram in unserem Post oder im Video.

Im Rahmen der INC-4 soll ein Redaktionsteam für Rechtsfragen damit beginnen, den Text in eine praktikablere Fassung zu bringen, während die Länder versuchen werden, in einigen der strittigeren Punkte, wie z.B. der Reduzierung der Kunststoffproduktion, eine gemeinsame Basis zu finden.

Wenn dieser Leitfaden hilfreich war und du mehr über andere Themen im Zusammenhang mit dem Global Plastics Treaty oder der Plastikverschmutzung im Allgemeinen wissen willst, dann schreib uns doch bitte unten einen Kommentar .

read more
SeemaGlobaler Kunststoffvertrag – Begriffserläuterungen