Jede Woche ziehen Freiwillige auf der ganzen Welt ihre gelben T-Shirts an und setzen sich für eine Welt ohne Plastikverschmutzung ein. Aber was bedeutet das eigentlich, ein Trash Hero zu sein?
Es bedeutet, ein Teil einer globalen Bewegung zu sein. Trash Hero ist derzeit an 139 Standorten in 17 Ländern aktiv. Bis heute hat unsere Bewegung 466’578 Freiwillige mobilisiert, von denen 120’673 unter 16 Jahre alt waren! Es ist uns ein Anliegen, ein breites Spektrum von Menschen in unsere Aktivitäten einzubeziehen und wir feiern diese Vielfalt so weit wie möglich.
Ein Trash Hero zu sein bedeutet auch, regelmässig etwas gegen die Plastikverschmutzung zu tun. Allein im Jahr 2022 organisierten die Freiwilligen von Trash Hero 3’296 Cleanups – das sind durchschnittlich 9 Aufräumaktionen pro Tag und 45 kg pro Veranstaltung! Damit haben wir seit 2013 insgesamt unglaubliche 18’206 Aufräumaktionen durchgeführt und insgesamt 2’302’862 kg Müll beseitigt.
Wir helfen den Menschen, Einwegplastik durch unsere Nachfüll- und Wiederverwendungsprogramme zu reduzieren. Bis heute haben wir 106’188 wiederverwendbare Wasserflaschen über unser Partnernetz verteilt. Es gibt derzeit 673 Stellen, an denen die Menschen ihre Flaschen kostenlos auffüllen können. Dadurch wurden unglaubliche 38,8 Millionen Einweg-Plastikflaschen vermieden und 2’017 Tonnen CO2-Emissionen reduziert. Ausserdem haben wir 29’520 wiederverwendbare Trash Hero-Taschen verteilt und damit die Verwendung von 10,8 Millionen Einweg-Plastiktüten verhindert.
Trash Hero setzt sich auch dafür ein, eine neue Generation von Aktivisten zu inspirieren! Unser spezielles Kinderprogramm, das 2018 begann, hat 23’330 Kindern unterstützt, nachhaltige Gewohnheiten zu entwickeln. Dies wird durch unser Kinderbuch erreicht.
Trash Hero engagiert sich nicht nur für praktische Aktionen, sondern auch für die Sammlung von Daten, die zur Beeinflussung politischer Veränderungen im Bereich Plastik genutzt werden können. Trash Heroes hat 402 Brand Audits durchgeführt, die in Berichte aufgenommen wurden, um die Verursacher von Umweltverschmutzung zur Verantwortung zu ziehen. Diese Berichte wurden den UN-Verhandlungen über einen globalen Kunststoffvertrag vorgelegt.
Aber es geht nicht nur um die Zahlen. Ein Trash Hero zu sein bedeutet, dass wir uns mit anderen Freiwilligen verbunden fühlen, dass wir motiviert sind, etwas zu verändern und dass wir allen dankbar sind, die unsere Bewegung unterstützen und zu ihr beitragen.
Und vor allem bedeutet es, dass wir eine Familie sind!
Vielen Dank an alle unsere Freiwilligen, die zu dem unglaublichen Ergebnis beigetragen haben. Wir sind gespannt, was das Jahr 2023 bringt!
Wir sammeln die Daten seit Dezember 2013 und dies sind nun unsere aktuellen Zahlen!
18’206 Cleanups
139 aktive Chapters in 17 Ländern
466’578 Freiwillige, inklusive 120’673 unter 16 Jahren
2’302’862 kg Müll verantwortungsvoll gesammelt und entsorgt
Im Rahmen des Trash Hero Flaschen-Programms wurden 106’188 wiederverwendbare Flaschen verteilt, wodurch 38,8 Millionen Einweg-Plastikflaschen vermieden und 2’107 Tonnen CO2-Emissionenreduziert wurden.
Im Rahmen des Trash Hero Taschenprogramms wurden 29’520 wiederverwendbare Trash Hero-Taschen verteilt, wodurch 10,8 Millionen Einweg-Plastiktüten eingespart wurden.
Willst du ein Teil einer Bewegung sein, der sich für den Wandel einsetzt? An den Trash Hero Cleanups kann jeder mitmachen: keine Kosten, keine Anmeldung, einfach vorbeikommen! Eine Liste mit allen Chapters in deiner Nähe findest du hier.
Im vergangenen Monat hat sich England der wachsenden Liste von Ländern angeschlossen, die verschiedene Einwegplastikartikel verbieten. Ab Oktober 2023 wird es im Gastgewerbe und im Einzelhandel keine Plastikteller, Besteck, Take-Away Behälter und vieles mehr mehr geben. Die Regierung erhofft sich davon eine drastische Verringerung des Verbrauchs von Einwegplastik in England.
Verbote von Einwegplastik werden immer beliebter, da der Druck zur Reduzierung der weltweiten Plastikverschmutzung zunimmt. Dies ist zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung. Ein erfolgreiches Ergebnis ist jedoch nicht garantiert.
Das kalifornische Verbot von Plastiktüten im Jahr 2014 führte zu einem Rückgang der Verwendung von Einweg-Plastiktüten in Geschäften um 85 %. Auch wurde bis zu 60 % weniger Plastiktaschen in den Flüssen gefunden. Als Kenia 2017 ein ähnliches Verbot einführte, entwickelte sich hingegen ein Schwarzmarkt für Plastiktaschen. Das Land versuchte zu verhindern, dass diese schwer zu recycelnden Taschen die Strassen und Wasserwege verunreinigen.
Warum also führen einige Rechtsvorschriften zu einer Reduzierung der Plastikverschmutzung und andere nicht? Wie kann sichergestellt werden, dass ein Verbot die gewünschte Wirkung hat?
Was wird verboten?
Viele Verbote von Einwegkunststoffen zielen auf verzichtbare Produkte, wie Strohhalme, dünne Plastiktüten oder Besteck. In Wirklichkeit machen diese Art von Gegenständen nur 2-3 % der produzierten Einwegkunststoffe aus, so dass die Auswirkungen natürlich begrenzt sind.
Im Juli 2022 führte Indien ein solches Verbot ein. Betroffen sind vor allem lokale Marktstände und Strassenverkäufer von Lebensmitteln. Da sie nur geringe Gewinnspannen erzielen und keine Mittel haben, um auf Alternativen umzusteigen, gibt es Schwierigkeiten, die neuen Vorschriften einzuhalten. Das Verbot in Indien hat bisher nicht die gewünschte Wirkung gezeigt.
Kritiker haben vorgeschlagen, dass das Verbot stattdessen auf die weitaus grösseren Mengen an Plastikverpackungen abzielen sollte, die von Supermärkten und multinationalen Unternehmen für alltägliche Artikel wie Toilettenartikel und Lebensmittel hergestellt werden. Diese Verpackungen sind oft mehrschichtig, was das Recycling fast unmöglich macht. Sie werden oft unter dem Gesichtspunkt der Markenbildung und Kosteneinsparung (im Gegensatz zu Funktionalität oder Nachhaltigkeit) entworfen. Grosse Unternehmen verfügen auch über mehr Ressourcen, um eine solche Änderung vorzunehmen.
In Frankreich hat die Regierung im Januar 2022 ein Verbot von Obst- und Gemüseverpackungen aus Plastik für den Einzelhandel erlassen und vor kurzem die Verwendung von Behältern zum Mitnehmen beim Essen in einem Restaurant verboten. Dies hat sich als wesentlich effektiver erwiesen, auch wenn es nicht einfach war: Einige Bereiche der Fast-Food-Industrie haben die Energiekrise als Ausrede benutzt, um nicht in die zur Einhaltung der neuen Vorschriften zu investieren.
Was sollte die verbotenen Gegenstände ersetzen?
Nach der Ankündigung eines Plastikverbots ist die Versuchung gross, sich sofort auf die Suche nach einer Papier- oder „kompostierbaren“ Version zu machen. Idealerweise sollte ein Verbot jedoch Teil eines langfristigen Übergangs zu einer abfallfreien Wirtschaft sein. Sie sollte als Gelegenheit gesehen werden, die Wegwerfkultur im Allgemeinen zu bekämpfen. Anstatt Plastik durch andere Einwegartikel zu ersetzen, sollte ein Verbot Wiederverwendungssysteme für Hersteller, Einzelhändler und Verbraucher fördern.
Indem die Unternehmen zur Innovation ermutigt werden, können solche Systeme geschaffen, getestet und bewertet werden, bevor das Verbot umgesetzt wird. Die Menschen und Unternehmen hätten dann Zeit sich vorzubereiten, so dass der Widerstand gegen die neuen Vorschriften geringer sein wird. Diese Veränderungen können durch die Bereitstellung von Subventionen für Investitionen in wiederverwendbare Materialien und Pfandrückgabesysteme weiter unterstützt werden.
Wie wird das Verbot kommuniziert?
Jedes Verbot muss eine klare Kommunikationsstrategie für Produzent, Händler und Verbraucher beinhalten. Wenn man ein Verbot nicht kennt oder nicht versteht, wie kann man es dann befolgen? Verbote werden oft als Einschränkung der Freiheit oder der Wahlfreiheit der Verbraucher dargestellt. Indem die Öffentlichkeit die Gründe für das Verbot versteht und es als Chance begreift, können die Regierungen den Menschen das Gefühl geben, dass sie ein wesentlicher Teil der Bewegung für eine bessere und sauberere Welt sind. Was ja auch stimmt!
Sobald ein Verbot in Kraft getreten ist, ist es auch wichtig, den Erfolg zu verbreiten und den Menschen zu zeigen, welche positiven Auswirkungen sie mit ihrem Handeln haben. Ein gutes Beispiel für eine gut kommunizierte Medienkampagne findet sich in Marokko. Die Regierung nutzte Künstler, Prominente und Cleanups, um ihr Plastikverbot im Jahr 2016 einzuführen.
Ist das Verbot durchsetzbar?
Personen und Unternehmen, die von einem Verbot betroffen sind, werden oft versuchen, Ausnahmen oder Schlupflöcher zu finden, damit sie nicht kooperieren müssen.
In der Regel gehen die Regierungen mit Geldstrafen gegen Gesetzesbrecher vor, die jedoch kostspielig und in grossem Umfang nur sehr schwer durchsetzbar sind. In New York, USA, wurde beispielsweise im Jahr 2020 ein Plastikverbot eingeführt, aber nur sehr wenige Unternehmen, die sich nicht an die Vorschriften halten, haben irgendwelche Konsequenzen zu tragen. Daher verwenden die Menschen weiterhin die verbotenen Gegenstände.
Der Schlüssel zur konsequenten Durchsetzung ist sozialer Druck. Wenn ein Verbot in der Öffentlichkeit allgemein akzeptiert wird und die Gründe für das Verbot bekannt sind, werden etwaige Verstösse natürlich angeprangert. Dies verringert die Investitionen, die die Regierungen zur Überwachung und Verfolgung von Verstössen benötigen.
Dies geht natürlich Hand in Hand mit einer guten Kommunikationsstrategie, wie oben erwähnt.
Verbote von Einwegplastik sind für die weltweite Reduzierung der Plastikverschmutzung von entscheidender Bedeutung und spielen eine wichtige Rolle bei der Umstellung auf eine abfallfreie Gesellschaft. Sie müssen jedoch auf die richtige Weise durchgeführt werden. Wenn die richtigen Punkte in das Verbot aufgenommen werden, der Systemwandel unterstützt wird, eine gut kommunizierte Kampagne durchgeführt wird und die soziale Durchsetzung gewährleistet ist, erst dann kann das Verbot einen Wandel bewirken und ist keine teure Zeitverschwendung.
Die Schweiz gilt als eines der besten Länder, wenn es um Abfalltrennung und Recycling geht und bewahrt sich seit jeher das Image eines sauberen Landes. Die Realität malt aber ein anderes Bild, denn gemäss dem neuen Bericht „Plastic Matters“ (Englisch) von OceanCare, hat die Schweiz ein grosses Problem mit Plastik, mit dem Verbrauch und der Abfallbewirtschaftung.
Der Plastikverbrauch pro Kopf in der Schweiz beträgt 127 Kilogramm pro Jahr und das ist einer der höchste Pro-Kopf-Verbrauch weltweit. Aufgrund eines hohen Lebensstandards (ressourcen-intensiven Lebensstil), übermässigen Konsum und dem allgemeinen Umgang mit Abfall wird hierzulande hauptsächlich auf Verbrennung gesetzt. Das Problem der Verbrennung ist einerseits die Luftverschmutzung und die hochtoxischen Stoffe, die zurückbleiben. Aber vor allem auch die Argumente, dass durch die Verbrennung von Plastik Energie gewonnen werden kann und somit eine gute Lösung sei, kann durch folgende Punkte (Quelle: Gaia, www.no-burn.org) widerlegt werden:
Die verarbeitung von Kunststoff zu Treibstoff ergibt nur minderwertige Kraftstoffe
Bei der Verbrennung wird viel mehr CO2-Ausstoss erzeugt und Verschärft somit den Klimawandel
Es müssen Milliarden investiert werden und ist wirtschaftlich nicht rentabel
Es unterstützt die Überproduktion von Plastik und lenkt von echten Lösungen ab
Die Plastikverschmutzung wird immer mehr zu einem Problem, was dringend gelöst werden muss, da es die Umwelt und die Gesundheit aller Bewohner gefährdet. Die Produktion ist innerhalb von zwei Generationen exponentiell angestiegen und auch der Konsum von Plastik in allen Formen ist enorm.
Der Umgang mit dem Recycling und der Wiederverwendung sind aber begrenzt. Die Schweiz kann sich zwar eines hohen Recyclinganteils bei vielen Materialien rühmen, aber Kunststoff gehört sicher nicht dazu. Auf der Website des Bundesamtes für Umwelt können wir lesen, dass „die Schweiz im Gegensatz zu vielen anderen Ländern keine Deponien für brennbare Abfälle seit dem Jahr 2000 unterhält.”. Daher müssen alle Kunststoffabfälle recycelt oder umweltgerecht verbrannt werden. In der Praxis liegt die Priorität aber eindeutig bei der zweiten Möglichkeit, dem Verbrennen.
Aus der Übersicht aus dem Jahr 2010 (Quelle: BAFU) werden nur 145’000 Tonnen (19 %) der Kunststoffabfällen sortiert, von denen immer noch 65’000 Tonnen trotzdem verbrannt werden. Das bedeutet, dass nur 80’000 Tonnen (10 %) recycelt werden. All dies steht im Gegensatz zu den 700’000 Tonnen Kunststoffabfällen (90 %), die in einer der 30 Müllverbrennungsanlagen oder in Zementwerken des Landes verbrannt werden. Somit ist die Verbrennung von Kunststoffen der beliebteste Weg, wie mit Plastikabfällen umgegangen wird.
Mikroplastik – die heimtückische Plastikverschmutzung
Auf der ganzen Welt findet sich kein Ort mehr, der nicht von der Plastikflut verschont ist, vor allem in Form von Mikroplastik finden sich die Kunststoffe in der Luft, Wasser, Nahrung und in der Erde wieder.
Natürlich betrifft dies auch die Schweiz genau gleich wie alle anderen Länder dieser Welt. Obwohl wir hier keine sichtbaren Plastikberge haben, zeigt sich das Problem auf eine viel perfide Art.
Rund 14‘000 Tonnen Makro- und Mikroplastik landet jedes Jahr in den Böden und Gewässern, aber auch auf schneebedeckten Berggipfeln in den Alpen. Gerade die Mikroplastik-Verschmutzung in den Schweizer Seen und Flüssen ist besorgniserregend, da sie schon ähnlich hoch ist wie in den Meeren.
Das Problem von Littering und von Kunststoffen, die bei der Nutzung in die Umwelt gelangen, bleibt nach wie vor bestehen. Gerade Zigarettenstummel, die sehr klein sind, haben eine grosse Wirkung auf die Umwelt. Beim Plastik, der erst durch die Verwendung in die Umwelt gelangt, reden wir von Reifenabrieb, Mikrofasern aus Kleider, die beim Waschen ins Wasser gelangen, Mikrokügelchen oder Flüssigpolymere aus kosmetischen Produkten.
Fakten – Zur Plastikverschmutzung in der Schweiz
14‘000Tonnen Plastik landen in der Umwelt. Hauptsächlich von Reifenabrieb (8‘900 Tonnen) und Littering (2‘700 Tonnen)
Wegen Littering landet jedes Jahr 100 Tonnen in den Gewässern und 4‘000 Tonnen auf der Erde.
Gemäss einer Studie wurde in jedem Schweizer See Mikroplastik entdeckt.
Im Genfersee landen bis zu 55 Tonnen Plastik jährlich, was bedeutet, dass sich bis heute 580 Tonnen angesammelt hab
Im Rhein bei Basel werden über 238‘000 Mikroplastik-Partikel pro Quadratkilometer gemessen. Die Rhone transportiert 10 Kilogramm nach Frankreich.
Man schätzt, dass sich 53 Tonnen Mikroplastik in Schweizer Naturschutzgebieten angesammelt haben.
Selbst auch im Schnee auf Berggipfeln und abgelegenen Bergseen werden beträchtliche Mengen Mikroplastik entdeckt
Weitere Fakten rund um die Plastikverschmutzung, sind in dem Factsheet von OceanCare zusammengefasst.
Was kann man tun?
Gesetze: In der Schweiz gibt es das Umweltschutzgesetz oder das Chemikaliengesetz, welches dazu dienen könnte, den übermässigen Gebrauch von Einwegplastik zu stoppen, was leider nicht genutzt wird, da Bundesrat setzt auf freiwillige Massnahmen. Plastik, dessen Bestimmung nur für den Einmalgebrauch gedacht ist, wie Take-Away-Verpackungen, Einwegtüten oder Mikrokügelchen in Kosmetika, könnten jetzt schon mit der geltenden Gesetzgebung verboten werden.
Massnahmen: Es sollten weitere Schritte folgen, welche die Plastikkrise auf verschiedenen Ebenen angehen. Zum Beispiel soll der Fokus auf die Wiedereinführung des Pfands gelegt werden und so ein Wiederverwendungssystem geschaffen werden, vor allem für Glasflaschen. Aber auch das Thema Reifenabrieb, Mikrofasern und Zigarettenstummel, sowie die Regulierung von Bioplastik und Flüssigpolymeren, sollte rechtlich definiert und dann Massnahmen ergriffen werden.
Der Bericht von OceanCare ruft deswegen zum Umdenken auf, damit die Schweiz in Europa eine Vorreiterrolle einnehmen kann. Die Zusammenfassung des Berichtes auf Deutsch findest du unter diesem Link.
„Recycelte“ Amazon-Verpackungen brennen auf illegaler Mülldeponie
Amazon-Verpackungen, die umweltbewusste Konsumenten in Nordamerika fleissig recycelt hatten, wurden auf einer illegalen Mülldeponie in Indien verbrannt. Diese Geschichte wurde angekündigt, kurz nachdem bekannt wurde, dass Amazon die Zahl der Plastikverpackungen erhöht hat, obwohl das Unternehmen versprochen hatte, sich zu bessern. Hast Du Vertrauen in das Recyclingverfahren in deiner Region?
EU verbietet die Ausfuhr von Abfällen in Nicht-OECD-Länder
Die EU hat schliesslich die Ausfuhr von Abfällen in Nicht-OECD-Länder verboten. Länder wie Malaysia und Thailand werden sich nicht länger mit gefährlichen und schlecht verwalteten Abfällen aus reicheren Ländern abgeben. Glaubst Du, dass diese neuen Vorschriften dazu beitragen können, dass wir uns in Richtung einer zero-waste Wirtschaft bewegen?
Mehr darüber, was das genau bedeutet, erfährst Du hier.
Geschichten schreiben hilft Kindern, die Plastikverschmutzung zu verstehen
Eine Studie hat ergeben, dass Kinder, die Geschichten über Plastikverschmutzung schreiben, sich mehr auf die Reduzierung von Plastikverschmutzung konzentrieren als auf Möglichkeiten, mit bereits vorhandenem Müll umzugehen. Kann diese Studie die Art und Weise ändern, wie wir mit Kindern über Plastik sprechen?
Aktivisten verklagen den grössten Umweltverschmutzer Danone wegen der Verwendung von Plastik
Im Rahmen des Brand Audit 2022 wurden die grössten Umweltverschmutzer der letzten fünf Jahre ermittelt. Die Informationen haben Aktivisten in Frankreich dazu veranlasst, Danone wegen seines Beitrags zur Plastikverschmutzung zu verklagen.
Weitere Informationen zu dieser Aktion findest du unter diesem Link.
Tabakunternehmen müssen bei der Beseitigung von Zigarettenstummeln helfen
Neue Vorschriften in Spanien verpflichten die Tabakunternehmen, bei der Beseitigung von Zigarettenstummeln mitzuhelfen und die Aufklärung über deren ordnungsgemässe Entsorgung zu unterstützen. Dieser Schritt ist Teil des Engagements der EU, die Verursacher für ihre Abfälle zur Verantwortung zu ziehen.
Wiederverwendungs- und Wiederauffüllungsprogramme zur Eindämmung von Plastik
Refill- und Reuse-Programme sind im Kommen! Unternehmen in Malaysia, Thailand und Indonesien setzen den Zero-Waste-Gedanken in die Tat um. Kennst Du ein Unternehmen, welches dies schon heute macht?
Was hältst du von dieser Story? Schreib es uns in die Kommentare!
Unser Überblick über die wichtigsten Geschichten des Monats
Coca-Cola-Kunststoffproduktion in einem Jahr um 8.8% gestiegen
Coca-Cola behauptet, ihr Plastikproblem in den Griff zu bekommen, aber im letzten Jahr hat das Unternehmen 236’000 Tonnen Einwegverpackungen zusätzlich produziert! War das zu erwarten? Oder wird hier Greenwashing auf die nächste Stufe gehoben? Die ganze Story findest du hier.
Kann das UN-Abkommen die Plastikverschmutzung wirklich stoppen?
Auf dem UN-Gipfel in Uruguay haben die Diskussionen über ein weltweites Abkommen über Kunststoffe begonnen. Forscher warnen jedoch, dass ein Mangel an Daten die Umsetzung jeglicher Vorschriften erschweren wird. Glaubst du, dass das Abkommen zustande kommt?
Die meisten kompostierbaren Kunststoffe für Zuhause werden nicht abgebaut“
Eine neue Studie hat herausgefunden, dass Kunststoffe, die als „kompostierbar“ beworben werden, sich in Wirklichkeit nicht zersetzen! Sie hinterlassen Kunststoffreste, die den Boden verschmutzen und in die Nahrungskette gelangen können. Hast du schon einmal versucht, eines dieser Materialien zu kompostieren?
Blauwale sind die grössten Konsumenten von Mikroplastik
Blauwale – die grössten Tiere unseres Planeten – verschlingen täglich über 10 Millionen Plastikteile. Sie filtrieren das Wasser und dadurch nehmen sie eine grosse Menge an Plastik auf. Wie können wir diese wunderschönen Tiere schützen?
Kunststoffe haben mittlerweile einen Anteil von 20 % an Öl und Gas
Beim derzeitigen Produktionsniveau wird die Kunststoffindustrie bis 2050 20 % des Öl- und Gasverbrauchs ausmachen, was es unmöglich macht, die globale Erwärmung unter dem Zielwert von 1,5 °C zu halten. Die Verringerung der Kunststoffproduktion ist eine der einzigen Möglichkeiten, den Klimawandel einzudämmen. Wie kann dies zu einer Priorität gemacht werden?
Was denkst Du über diese Geschichten? Schreibe uns einen Kommentar!
Freiwillige Helfer sind das Herzstück von Trash Hero und die treibende Kraft der Bewegung.
Sie organisieren Cleanups, klären Kinder über die Verschmutzung durch Plastik auf und knüpfen wichtige Verbindungen zu anderen – und das alles in ihrer Freizeit. Wir möchten sicherstellen, dass Trash Hero-Freiwillige gut gerüstet sind, um sich in ihrem Umfeld für die Reduzierung von Plastik zu engagieren und sich sicher fühlen, dass sie ein erfolgreiches Chapter leiten können. Zu diesem Zweck veranstalten wir alle zwei Jahre einen Schulungsworkshop für Freiwillige – die Trash Hero Family Meetings.
Im Oktober und November reisten wir nach Indonesien, Malaysia und Thailand und brachten zum zweiten Mal in diesem Jahr die Gruppenleiter unserer Trash Hero-Chapter zusammen. Insgesamt nahmen 96 Teilnehmer von 51 Chaptern aus 4 Ländern teil.
Wir veranstalten Family Meetings in Ländern mit einer hohen Konzentration von aktiven Chaptern. Die Leiter der Chapter werden kostenlos zur Teilnahme eingeladen und erhalten die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen oder solche aufzufrischen, die sie bei früheren Meetings erworben haben. Die Treffen helfen den Teilnehmern, ihre Beziehungen und Unterstützungssysteme zu stärken und das lokale Wissen, das bei den Veranstaltungen ausgetauscht nutzen, um die Programme und Ziele von Trash Hero zu entwickeln.
Die Schulung wurde von einer Mischung aus alten und neuen Chapterleadern besucht. Im Laufe des Jahres 2022 wurden in Südostasien viele neue Trash Hero Chapter gegründet. Aber es waren auch viele dabei, die nach der Aufhebung der COVID-Beschränkungen reaktiviert wurden.
An jedem Wochenende boten wir ein Führungstraining an und informierten über die Bedeutung von Zero-Waste und darüber, wie sie ihr Wissen bei ihren Cleanups mit anderen teilen können. Es gab die Möglichkeit, Fähigkeiten zu entwickeln, wie z. B. die Schulung ihrer regelmässigen Freiwilligen und den Aufbau ihres Kernteams. Einer der Workshops, der das beste Feedback erhielt, war die Möglichkeit, eine Strategie für ihre Chapter zu entwickeln, ihre Ziele und Träume für ihr Umfeld in Bezug auf Abfall zu untersuchen und einen Plan zu erstellen, mit dem diese in die Tat umgesetzt werden können.
Ausserdem gab es teambildende Aktivitäten, die Möglichkeit zu Diskussionen und Feedback und – natürlich – einen Cleanup!
Das Feedback, das wir von den Teilnehmern erhalten haben, war fantastisch und wie immer können wir es kaum erwarten, alle im nächsten Jahr wiederzusehen!
Hier eine Auflistung von mehr Einzelheiten
Trash Hero Indonesia Family Meeting
Datum: 14-16 Oktober 2022
Ort: Bali, Indonesien
Teilnehmer: 67
Chapters: 36
Trash Hero Family Meeting Thailand:
Datum: 28-30 Oktober 2022
Ort: Pattaya, Thailand
Teilnehmer: 23
Chapters: 9
Wir danken dem CFLI für seinen grosszügigen Beitrag zu dieser Veranstaltung
Sandro Schnarwiler, der Geschäftsführer von Schnarwiler AG, setzt sich seit langem leidenschaftlich für das Problem der Plastikverschmutzung ein. Nachdem er 2018 eine Fernsehdokumentation über Trash Hero gesehen hatte, beschloss er, dass er helfen wollte. Er wandte sich an das Trash Hero-Team mit der Idee, ein Nachfüll- und Wiederverwendungssystem für seine Kosmetikprodukte zu entwickeln.
Wir begannen Gespräche mit Schnarwiler über die Entwicklung einer Reihe von vollständig nachfüllbaren Produkten. Durch die Schaffung eines solchen Systems könnte das Unternehmen seinen Plastikverbrauch drastisch reduzieren und die Kunden dabei unterstützen, zu nachhaltigeren Einkaufsmethoden überzugehen.
Sandro Schnarwiler wollte unbedingt eine Partnerschaft mit Trash Hero eingehen, um etwas zu bewirken.
Es entstand eine Partnerschaft, aus der die Produktlinie „Love Refill“ hervorging. Es wurden vier Produkte (Shampoo, Conditioner, Seife und Körperlotion) auf den Markt gebracht – natürlich, lokal hergestellt und frei von Tierquälerei in wiederverwendbaren Glasverpackungen. Sobald die Flasche oder der Glasbehälter leer ist, können die Kunden die Flasche auswaschen und zu einem niedrigeren Preis als dem des ursprünglichen Kaufs nachfüllen.
Um sicherzustellen, dass das System von Anfang bis Ende abfallfrei ist, schlug das Team von Trash Hero vor, dass sogar die Grossbehälter, die zum Nachfüllen der einzelnen Flaschen verwendet werden, in der Fabrik gewaschen und wiederverwendet werden, anstatt sie wegzuwerfen. Diese Idee fand ein positives Echo und Schnawiler zeigte, dass er sich bei jeder Gelegenheit für die Reduzierung von Plastik einsetzt.
Inzwischen ist das Nachfüllnetz auf über 150 Geschäfte in der ganzen Schweiz angewachsen, darunter auch die nationale Kette Reformhaus und macht das Nachfüllen so einfach wie nie. Die Firma Schnarwiler hat festgestellt, dass das nachfüllbare Sortiment so beliebt ist, dass es die Einwegprodukte als Kerngeschäft fast vollständig ersetzt hat.
Selbst Hotels verlangen inzwischen die Produkte als Ersatz für ihre kleinen Einweg-Toilettenartikel in den Zimmern. Schnarwiler hat errechnet, dass in einem Hotel mit 200 Betten und einer Auslastung von 80% pro Nacht rund 500 Wegwerfplastikbehälter anfallen. Dies ergibt mehr als 180’000 Stück pro Jahr oder fast 4 Tonnen Plastikmüll von nur einem Hotel!
Schnarwiler hilft auch den Hotels, wiederverwendbare Produktspender aus Glas in den Badezimmern zu montieren. Da alles nachgefüllt werden kann, wird sowohl der Kunststoff als auch das Produkt selbst nicht verschwendet.
Momentan haben sich 24 Hotels für das Projekt angemeldet und weitere sind in Vorbereitung!
Ein weiterer Impuls für die Initiative: Eliane, die Gewinnerin des Best Female Solo Act bei den Swissmusic Awards 2018, wurde Markenbotschafterin für die Schnarwiler Nachfüll-Linien, die ab 2022 sowohl „Love Refill“ als auch die neue Linie „Re-use-me“ umfassen.
Sie wirbt bei ihren zahlreichen Fans für die Produkte und das Konzept von refill und hat letztes Jahr zusammen mit Schnarwiler eine Gala veranstaltet, um Spenden für die Trash Hero Projekte und unsere refill Programme in Asien zu sammeln. Wir sind ihr sehr dankbar für ihre Unterstützung.
Sandro Schnarwiler und Trash Hero sind eine Partnerschaft eingegangen, die bewiesen hat, dass Nachfüllen in der realen Welt möglich, praktisch und profitabel ist. Seit Beginn des Projekts im Jahr 2018 wurden mehr als 79’000 Plastikflaschen eingespart*!
Schnarwiler geht in der Beautybranche mit gutem Beispiel voran. Langfristig kommen Nachfüll- und Wiederverwendungssysteme sowohl dem Unternehmen als auch der Umwelt zugute und helfen uns, auf eine plastikfreie Zukunft hinzuarbeiten.
Verschenke ein plastikfreies Jahr 2023
Wenn Du die Nachfüllpackungen selbst ausprobieren möchtest oder jemanden kennst, dem das Konzept gefallen könnte, findest Du die gesamte Produktpalette und die Nachfüllstandorte online.Schnarwiler hat in Zusammenarbeit mit Eliane ein Fanpaket mit nachfüllbaren und wiederverwendbaren Produkten aus dem „Love refill“-Sortiment herausgebracht. Sie haben auch ein brandneues nachfüllbares und plastikfreies Deodorant und eine Zahnpasta in der Tube auf den Markt gebracht – die erste ihrer Art in der Schweiz! Im Januar 2023 werden sie eine nachfüllbare Sonnencreme und einen Lippenbalsam auf den Markt bringen!
Alle Produkte von Schnarwiler werden in der Schweiz aus 100% natürlichen und tierversuchsfreien Inhaltsstoffen hergestellt und bezogen. Alle Produkte sind vegan, mit Ausnahme der Pflegespülung, die eine kleine Menge Bienenwachs enthält.
Für jedes verkaufte Produkt oder jede verkaufte Nachfüllpackung erhält Trash Hero eine Spende – die Details dazu finden Sie in unserem Jahresbericht.
Wenn Du nicht in der Schweiz wohnst, kannst Du uns mit einer Trash Hero E-Card oder einer Spende helfen, unsere Arbeit für eine saubere Welt fortzusetzen.
Im November veröffentlichte Break Free From Plastic seinen 5. jährlichen Brand Audit-Bericht. Darin wird nicht nur dokumentiert, welche Unternehmen in diesem Jahr für den grössten Teil des gezählten Plastiks verantwortlich sind, sondern auch analysiert, welche Unternehmen in den letzten fünf Jahren in Folge für den grössten Teil der Plastikverschmutzung verantwortlich waren.
Der Bericht 2022 beinhaltet 397 Brand Audits auf sechs Kontinenten; 14’760 Freiwillige nahmen daran teil und zählten und prüften 429’994 Plastikteile von 4’645 Firmen.
Diese Unternehmen sind die grössten Umweltverschmutzer im 2022!
The Coca-Cola Company
PepsiCo
Nestlé
Mondelēz International
Unilever
Procter & Gamble
Mars, Inc.
Philip Morris International
Danone
Colgate-Palmolive
Trash Hero hat wesentlich zu diesen Ergebnissen beigetragen. Wir haben 30 % (120) der in dem Bericht verwendeten Brand Audits eingereicht, 6,8 % (29’504) der gezählten Kunststoffe und 18,2 % (2’968) der teilnehmenden Freiwilligen waren Trash Heroes!
Da es sich um den fünften Brand Audit Bericht handelt, nutzte Break Free From Plastic die Gelegenheit, die Trends der fünf Jahre gesammelter Daten zu analysieren. Dabei stellte sich heraus, dass Coca-Cola, Nestlé und Pepsico in dieser Zeit durchweg immer die grössten Verschmutzer von Einwegplastik waren.
Coca-Cola ist mit Abstand der schlimmste Plastikverschmutzer, wobei die Menge an Coca-Cola-Plastik jedes Jahr zunimmt! Dem Bericht zufolge entfielen auf Coca-Cola 31’000 Stück Plastik, die während des Brand Audits gesammelt wurden – ein Anstieg von 61 % seit 2021! Dies ist nicht überraschend, da ein kürzlich veröffentlichter Report festgestellt hat, dass die Plastikproduktion von Coca-Cola um fast 10 % gestiegen ist!
Die Mitglieder von Break Free From Plastic legten die Daten dieses Berichts auf der ersten jährlichen INC-Sitzung vor – einem Treffen der UNEA-Mitgliedsregierungen zur Erörterung des globalen Kunststoffvertrags. Dieses wichtige Treffen, an dem auch Vertreter der Kunststoffindustrie und zivilgesellschaftlicher Gruppen teilnahmen, leitete den Verhandlungsprozess für die Vertragsbedingungen ein. Die Informationen aus dem Bericht machen deutlich, dass grosse Unternehmen Verantwortung für ihre Rolle bei der Plastikverschmutzung übernehmen müssen. Die einzige Möglichkeit, die Plastikverschmutzung zu verringern, besteht darin die Produktion von Plastik zu reduzieren.
Wir sind sehr stolz darauf, Teil einer so wichtigen Bewegung zu sein und eine Rolle bei der Beeinflussung der Politik im Kampf der Plastikkrise zu spielen. Wir möchten uns ganz herzlich bei allen freiwilligen Helfern von Trash Hero bedanken, die über die Jahre hinweg zu diesen Daten beigetragen haben. Wir haben von Anfang an Daten für dieses Projekt gesammelt,. Zu sehen, dass es Teil eines so wichtigen Ereignisses ist, macht es die Mühe wert.
Vielen Dank an Break Free From Plastic für die Analyse aller Daten und die Vertretung unserer Ansichten beim INC1 in dieser Woche.
Im bekannten, häufig zitierten Bericht behauptete die NPO, dass ein Grossteil des ins Meer gelangten Plastiks aus einem kleinen geografischen Gebiet in Ost- und Südostasien stammte. Fünf asiatische Länder (China, Indonesien, Vietnam, Thailand und die Philippinen) waren für mehr als die Hälfte der Plastikverschmutzung in den Weltmeeren verantwortlich. Damit entwickelte Ocean Conservancy ein Narrativ, welches für die folgenden Jahre schwerwiegende Auswirkungen auf die Plastikverschmutzung hatte und zu einer Plastikkrise führte.
Neben der Entschuldigung stellte Ocean Conservancy zwei von Experten begutachtete Berichte zur Verfügung. Die Abhandlungen beleuchten eine genauere Betrachtung der Rolle und Verantwortung aller Nationen, um die Plastikverschmutzung in den Ozeanen zu verhindern und präsentieren ganzheitliche Lösungen, die auf den Grundsätzen der Kreiswirtschaft basieren.
1.
Welchen Schaden richtete der Bericht an?
Der von der NPO veröffentlichte Bericht enthielt eine fehlerhafte Analyse des Problems: Er fokussierte darauf, den ins Meer gelangenden Plastik zu reduzieren, anstatt eine Verringerung der Plastikproduktion anzustreben. Das führte dazu, dass der erhebliche Anteil von den wohlhabenden, entwickelten Ländern in die unaufhaltsame Plastikkrise nicht anerkannt wurde. Der Bericht begünstigte die Plastikentsorgung mithilfe von Verbrennungsanlagen sowie weitere falsche Lösungsansätze.
Jahrzehntelang unterstützten die Industriestaaten die Überproduktion von Kunststoffen. Als langfristige Lösung setzten sie auf Recycling, statt eine Reduktion der Kunststoffproduktion voranzutreiben. Mit dem „Recycling“ exportierten die Länder des Globalen Nordens systematisch grosse Mengen von Plastikabfällen zur Verarbeitung in die Entwicklungsländer. Das führte zu einem immensen Druck auf die ohnehin schon unbeständigen Abfallwirtschaftssysteme in diesen Ländern. Da der Bericht nicht auf die Auswirkungen einging und die asiatischen Länder für die Plastikkrise verantwortlich waren, bestärkte er die Industriestaaten darin, weiterzumachen wie gewohnt. Das Problem lag schliesslich woanders.
In ihrem Bericht warb Ocean Conservancy für das Verbrennen von Plastik. Eine falsche Problemlösung aus vielerlei Hinsicht: Das Verbrennen trug zum Klimawandel bei, indem gefährliche Mengen an Giftstoffen und Treibhausgasen in die Atmosphäre entwichen. Das führte zu Gesundheitsproblemen bei denjenigen, die diesen Giften ausgesetzt waren und in der Nähe der Verbrennungsanlagen lebten 2. Ausserdem zwang das Abfallverbrennen die Kommunen dazu, mehr Abfall zu produzieren, um die Anlagen am Laufen zu halten. Das erschwerte die Abfalltrennung und förderte das Einsetzen und die Produktion von Plastik.
Das Akzeptieren dieser „Lösung“ veranlasste die Regierungen dazu, sie zu übernehmen und zu fördern. Da viele Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO) sich gegen das Verbrennen von Plastik einsetzten, untergrub dieser Entscheid deren geleistete Arbeit. Für die NGO wurden schwerwiegende Hindernisse geschaffen, die für eine positive Veränderung notwendig gewesen wären, um die Plastikverschmutzung zu minimieren
Warum Ocean Conservancy ihren Bericht zurückzog
Als Reaktion auf den 2015 veröffentlichten Bericht unterzeichneten über 700 Organisationen einen offenen Brief. Darin äusserten sie ihr Kritik und wiesen auf mögliche Auswirkungen hin, die ein solch ungenauer Bericht haben kann – und schliesslich auch hatte. Umweltgruppen waren bestrebt, die Darstellung zu berichtigen. Sie legten Beweise vor, dass die Plastikverschmutzung grösstenteils von den Industriestaaten stammte und sie für die Tausend Tonnen Plastikmüll, der in die Umwelt gelangte, verantwortlich waren. Sie bemühten sich, die falschen Lösungen aufzudecken, wie das Verbrennen von Müll, „Abfallverwertung durch Energiegewinnung“ und chemisches Recycling.
Die neue Website von Break Free From Plastic zeigt auf, wie zukünftig die Plastikverschmutzung eingedämmt werden kann. Auch ist dort zu erfahren, wie Greenwashing und andere Mythen erkennbar sind.
Dank unermüdlicher Arbeit und Beharrlichkeit zahlreicher Organisationen, wie die Global Alliance for Incinerator Alternatives (GAIA) und Break Free From Plastic, zog Ocean Conservancy ihren Bericht schliesslich zurück und bekannte sich zu den Mängeln und Ungenauigkeiten:
«Im Bericht ‚Stemming the Tide‘ richtete Ocean Conservancy den Fokus ausschliesslich auf das Eindämmen der Plastikmenge, die ins Meer gelangte. Wir haben das Verbrennen und die Müllverbrennung als akzeptable Lösungen für die Plastikkrise in den Ozeanen untersucht und einbezogen, was falsch war. Wir versäumten, die Ursachen des Plastikmülls zu bekämpfen. Es wurde versäumt, zu berücksichtigen, welche Auswirkungen die Ursachen des Plastikmülls auf die Kommunen und NGO hatten, die vor Ort an den am stärksten von der Plastikverschmutzung betroffenen Regionen arbeiteten. Wir dachten zu wenig darüber nach, wie diese Technologien die unermüdliche Nachfrage nach Kunststoffproduktion förderten und den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft und einer kohlenstofffreien Zukunft verhinderten. Wir konzentrierten uns zu engstirnig auf eine Region der Welt (Ost- und Südostasien) und entwickelten ein Narrativ, wer für die Plastikverschmutzung in den Ozeanen verantwortlich war. Wir waren zu wenig kritisch, um nicht zu erkennen, dass die Industriestaaten, insbesondere die Vereinigten Staaten, eine immense Rolle bei der Erzeugung und dem Export von Plastikmüll in diese Regionen der Welt spielten. Auch das war ein Fehler.»
Wie geht es weiter?
Seit Ocean Conservancy den Bericht zurückgezogen und sich entschuldigt hat, arbeiten viele Organisationen mit der NPO zusammen, um den entstandenen Schaden zu beheben.
Froilan Grate, Regionaldirektor der GAIA, sagte, «gemeinsam mit Mitgliedern sowie Verbündeten von Break Free From Plastik und Ocean Conservancy sind wir am Ausarbeiten von Massnahmen, um die dringend benötigte Gerechtigkeit für die betroffenen Kommunen in Asien wiederherzustellen.»
Hier geht es zur vollständigen Antwort der GAIA und von Break Free From Plastics auf die Entschuldigung.
Trash Hero, als aktive Organisation in Südostasien, ist über den zurückgezogenen Bericht erfreut. Auch wenn diese Länder in der Tat an vorderster Front der Plastikkrise stehen, war es unfair und ungerechtfertigt, ihnen die Schuld an der Situation zu geben. Wir sind gespannt auf die Arbeit, die Ocean Conservancy leisten wird, um den entstandenen Schaden zu beheben. Wir hoffen, dass die NPO sowie andere Organisationen Unterstützung für die aufrichtige Arbeit bieten, um echte, abfallfreie Lösungen in dieser Region zu finden.
Wer irgendwo die Geschichte entdeckt, dass diese Länder für den Plastik in den Ozeanen verantwortlich sind oder das Narrativ erkennt, das Verbrennen von Plastikmüll als Lösung anzupreisen, dann hilf uns bitte, diese Mythen zu entlarven. Teile diesen Beitrag mit möglichst vielen Personen, damit die Verbreitung dieser falschen Sichtweise gestoppt wird.
Ein faszinierender neuer Bericht mit dem Titel „Winter is coming“ von Break Free From Plastic und CIEL untersucht, wie die anhaltende Kraftstoffkrise mit der Kunststoffindustrie zusammenhängt.
Der russische Einmarsch in der Ukraine im Februar 2022 hat die Energieversorgung und damit die Preise weltweit beeinflusst. Dies gilt insbesondere für die europäischen Länder, die bei Öl und Gas auf Russland angewiesen sind – 2020 lieferte Russland 38 % des Gases und 22 % des Öls in die EU. Im August 2022 wurde der EU klar, dass sie sich in einer schweren Energiekrise befand, und die begrenzten Öl- und Gaslieferungen liessen die Preise weiter in die Höhe schnellen. Es gab Warnungen vor bis zu dreistündigen Stromausfällen, um Energie zu sparen, und Millionen von Menschen machen sich Sorgen, wie sie es in einem möglicherweise eisigen Winter warm halten können.
Als Reaktion auf diese Bedenken hat sich die EU das Ziel gesetzt, dass alle Mitgliedsländer ihren Energieverbrauch bis zum 31. März 2023 um 15 % senken. Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Regierungen die Konsumenten beraten, wie sie ihren Energieverbrauch senken können. So empfahl beispielsweise Deutschland seinen Bürgern, kalt zu duschen und ihre Heizungen einzuschränken. Die industrielle Nutzung von Öl und Gas geht jedoch unvermindert weiter, ohne dass die Regierungen bisher Ratschläge oder Einschränkungen erteilt haben.
Was hat das nun mit Plastik zu tun?
Derzeit ist die Kunststoffindustrie der grösste Öl- und Gasverbraucher in der EU, auf den im Jahr 2020 8 % bzw. 9 % des EU-Endverbrauchs entfallen 1 . Sie stellt alle anderen Branchen in den Schatten, einschliesslich der Stahlindustrie, der Automobilbranche, Maschinenbau sowie der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In der Kunststoffindustrie in der EU sind über 40 % der auf dem Endmarkt produzierten Kunststoffe Instant-Abfälle wie Einweg-Plastikverpackungen.
Die EU und ihre Mitgliedstaaten sind führend bei der Bewältigung der Kunststoffkrise. Im Jahr 2018 veröffentlichte die EU ihre Kunststoffstrategie, die darauf abzielt, „die Art und Weise, wie Kunststoffprodukte entworfen, hergestellt, verwendet und recycelt werden, zu verändern“ und als „Schlüsselelement des Übergangs Europas zu einer Kreislaufwirtschaft“ 2 bezeichnet wird. Im Jahr 2019 kündigte sie die Richtlinie über Einwegkunststoffe an, die ein Sammelziel von 90 % für das Recycling von Einwegkunststoffflaschen bis 2029 festlegt. 3 Diese Führungsrolle wurde besonders auf der Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) im März 2022 deutlich, als es einen historischen Fortschritt bei den Verhandlungen über ein globales Abkommen zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung gab.
Trotz aller Bemühungen der EU, die Plastikverschmutzung zu verringern, wurde mit keinem Wort erwähnt, dass die Produktion von unnötigem Plastik gedeckelt oder die Tätigkeit der petrochemischen Industrie eingeschränkt werden soll. Und das, obwohl sie erheblich zum Klimawandel beiträgt und die wertvollen Öl- und Gasreserven immer weiter erschöpft.
Dem Bericht zufolge würde eine Verringerung der Kunststoffverpackungen um 50 % und das Erreichen des Ziels einer 90 %igen Wiederverwertung zu einer Verringerung des Verbrauchs an fossilem Gas um 6,2 Milliarden Kubikmeter (bcm) und 8,7 Millionen Tonnen Öl auf EU-Ebene im Vergleich zu 2020 führen. Diese Zahlen entsprechen dem Öl- und Gasverbrauch der gesamten Tschechischen Republik im Jahr 2020.4
Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass diese Situation der EU eine einzigartige Gelegenheit bietet, die Energie-, Klima- und Kunststoffkrise zu bewältigen, anstatt neue Handelsabkommen für fossile Brennstoffe anzustreben. Es sollten sofortige und drastische Massnahmen ergriffen werden, um die Produktion von unnötigem und übermässigem Neuplastik zu reduzieren, indem die Kunststoffstrategie ab 2018 und die Richtlinie über Einwegkunststoffe ab 2019 umgesetzt werden. Dadurch würden die Treibhausgasemissionen erheblich reduziert, die Verschmutzung durch Plastik verringert und die begrenzten Energievorräte entlastet. Das Öl und Gas, das für die Herstellung von Kunststoff verwendet worden wäre, könnte stattdessen Millionen von Menschen über den Winter mit zuverlässiger und erschwinglicher Energie versorgen.
LydiaDer Winter kommt, das Plastik muss weg: Wie die aktuelle Treibstoffkrise mit der Kunststoffindustrie zusammenhängt
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