5 Gründe, warum das Plastikrecycling nicht funktioniert

by Lydia on 22/03/2024 No comments

Jahrzehntelang gaukelten uns die ikonischen Recycling-Pfeile auf Plastik ein falsches Gefühl der Sicherheit vor. Wir stellen uns einen geschlossenen Kreislauf vor: Kunststoff, der sorgfältig sortiert und zu neuen Produkten verarbeitet wird. Die Realität des Kunststoffrecyclings ist jedoch viel komplexer und das System selbst ist ineffizient. Finden wir heraus, warum.

  1. Das meiste Plastik kann nicht recycelt werden, somit bedeuten die Pfeile nichts.

Wenn du eine Plastikverpackung in die Hand nimmst, ist sie wahrscheinlich mit einer Version der Recycling-Pfeile versehen. Verständlicherweise denken die meisten Menschen, dass es recycelt werden kann und wird. Doch das ist bei weitem nicht der Fall. Wenn innerhalb der Pfeile Zahlen stehen, zeigt dies nur die Art des im Produkt verwendeten Kunststoffs an. Es gibt sechs Hauptkategorien:

PET (#1)

HDPE (#2)

PVC (#3)

LDPE (#4)

PP (#5)

PS (#6)

Dann gibt es noch den Sammelposten Nr. 7 – „Sonstige“ – für die Tausenden von Kunststoffsorten, die nicht unter die ersten sechs fallen. Tatsächlich können nur die Kunststoffe #1 PET und #2 HDPE effektiv recycelt werden. Das Vorhandensein von Pfeilen um die Zahl herum ist also oft irreführend, wie von der US-Umweltschutzbehörde bestätigt und hat zu der weit verbreiteten und falschen Annahme geführt, dass alle Kunststoffe irgendwie recycelt werden können.

  1. Kunststoff kann nicht unendlich oft recycelt werden.

Eine weitere Wahrheit ist, dass Kunststoff nie für das Recycling konzipiert wurde – seine Eigenschaften bedeuten, dass er sich nach dem Zerkleinern und Einschmelzen immer abbaut. Während einige Materialien wie Glas und Aluminium endlos recycelt werden können, wird Kunststoff bei jeder Wiederaufbereitung schwächer. Das bedeutet, dass die meisten Kunststoffe downgecycelt oder für einen anderen Zweck verwendet werden als den, für den sie ursprünglich hergestellt wurden. PET-Flaschen landen zum Beispiel oft in Kleidung oder Teppichen. Diese Produkte können nicht weiter recycelt werden und landen daher am Ende ihrer Lebensdauer auf Mülldeponien oder in Verbrennungsanlagen, so dass sie nicht als Recycling im herkömmlichen Sinne gelten können.

Etwa 2 % des Kunststoffs können effektiv recycelt werden, d. h. von einer PET-Flasche zu einer anderen PET-Flasche, aber dies erfordert in der Regel das Einspritzen von neuem Kunststoff, um ihn nutzbar zu machen. Selbst in diesen Fällen können nur eine oder maximal zwei zusätzliche „Schleifen“ hinzugefügt werden, bevor auch sie unbrauchbar werden und verworfen werden.

  1. Es ist schwierig und teuer

Die schiere Vielfalt der heute auf dem Markt befindlichen Kunststoffe, die oft aus mehreren Schichten unterschiedlicher Materialien, Beschichtungen und Farbstoffe bestehen, macht das Sortieren zu einer schwierigen, manchmal sogar unmöglichen Aufgabe – sowohl für den Verbraucher als auch im Depot, wo sie in der Regel vermischt angeliefert werden. Das Vorhandensein von Lebensmitteln und anderen Verunreinigungen stellt eine weitere Schwierigkeit dar. Viele getrennte Chargen, die zur Verarbeitung geschickt werden, müssen komplett entsorgt werden, nachdem Verunreinigungen oder falsche Kunststoffarten darin gefunden wurden.

Der gesamte Vorgang ist so teuer und zeitaufwändig, dass die Herstellung von neuem Kunststoff immer noch billiger ist als das Recycling von vorhandenem Material. Damit besteht für die Unternehmen wenig Anreiz, sie zu nutzen.

  1. Kunststoffrecycling ist nicht sicher.

Mehr als 16’000 Chemikalien sind in Kunststoffen identifiziert worden. Nur 6’000 davon wurden bewertet und 4’000 gelten als potenziell gefährlich. Über ihre Auswirkungen ist nur sehr wenig bekannt, insbesondere wenn sie beim Recycling miteinander vermischt werden und neue Verbindungen entstehen.

Die Wissenschaftler sind auch über Kreuzkontaminationen besorgt. Gefährliche Chemikalien wie Flammschutzmittel, die in Elektroschrott vorkommen, wurden in recyceltem Plastikkochgeschirr entdeckt. Diese sind eine direkte Bedrohung für unsere Gesundheit, da sie mit Lebensmitteln in Berührung kommen, aber nie für diesen Zweck zugelassen wurden.

Das Recyclingverfahren selbst wirft gesundheitliche Probleme für die Arbeitnehmer auf. Beim Zerkleinern, Schreddern und Erhitzen von Kunststoffen werden diese schädlichen Chemikalien in die Luft freigesetzt, so dass die Arbeitnehmer durch Einatmen und Hautkontakt gefährdet sind. In vielen Ländern mangelt es an Vorschriften zum Schutz dieser Arbeitnehmer oder an einer angemessenen Gesundheitsversorgung, um die möglichen gesundheitlichen Folgen zu bewältigen.

Bei diesem Verfahren entsteht auch Mikroplastik, das die Umwelt für alle weiter belastet, vor allem für die in der Nähe der Recyclinganlagen lebenden „fenceline communities“.

  1. Es gibt zu viel Plastik.

Das Kernproblem der Plastikverschmutzung bleibt bestehen: wir produzieren Plastik in einem alarmierenden Ausmass, das unsere Recyclingkapazitäten weit übersteigt. Dieser Überschuss schafft eine neue Herausforderung: den globalen Abfallhandel.

Die wohlhabenden Länder des globalen Nordens, die nicht bereit sind, die Unannehmlichkeiten und Kosten der Abfallentsorgung zu tragen, verfrachten ihren Abfall systematisch in die Entwicklungsländer des globalen Südens. Dieser Abfallhandel ist gut dokumentiert, und oft sind Drittimporteure beteiligt, die versprechen, die Abfälle zu recyceln, aber die angelieferten Abfälle einfach wegwerfen oder offen verbrennen, oft in der Nähe der Häuser der Menschen. Es kann sich auch um falsch etikettierte Behälter handeln, auf denen „Wertstoffe“ steht, die aber in Wirklichkeit kontaminierte, gefährliche oder gemischte Abfälle enthalten. Die Aufnahmeländer haben weder die Kapazität, alles zu kontrollieren, was hereinkommt, noch die Infrastruktur, um es zu verarbeiten, wenn es einmal da ist.

Sollte ich mit dem Recycling aufhören?

Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass wir hier nur über das Recycling von Kunststoffen sprechen: Wenn es nicht wiederverwendet werden kann. Das Recycling von Glas, Papier, Metall und Lebensmitteln (Kompost) ist effektiv und wichtig.

Und das Recycling von Plastik sollte nicht völlig aufgegeben werden. Alle Kunststoffe der Nummern 1 und 2, die wir nicht vermeiden können, sollten dennoch gereinigt und in die Recyclingtonne gegeben werden.

Hier sind einige Schritte, die wir unternehmen können, um die Plastikverschmutzung wirksam zu bekämpfen:

  • Reduzieren: Die goldene Regel der Abfallvermeidung (Zero Waste) – weniger produzieren! Minimiere Einwegplastik und stell sicher, dass Produkte mit minimaler, wiederverwendbarer Verpackung hergestellt werden.
  • Redesign: Die Hersteller müssen ihre Produkte so gestalten, dass sie wiederverwendet und eventuell recycelt werden können. Zu den entscheidenden Schritten gehört die Verwendung standardisierter, einfacher Kunststoffe mit sicheren und transparenten Inhaltsstoffen und Verpackungen, die leicht zu identifizieren und zu trennen sind.
  • Verantwortung: Die Reduzierung und Umgestaltung soll in der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) integriert werden, um die Hersteller für die Auswirkungen und externen Kosten des von ihnen produzierten Abfalls zur Verantwortung zu ziehen.

Wenn du mehr darüber erfahren möchten, wie du die Plastikverschmutzung wirksam reduzieren kannst, besuch doch unser Lernarchiv.

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Wie wirkt sich die Plastikverschmutzung auf unsere Menschenrechte aus?

by Lydia on 29/02/2024 No comments

Von den tiefsten Ozeanen bis zu den höchsten Gipfeln ist Plastik in jeden Winkel unseres Planeten eingedrungen. Dies ist nicht nur ein Umweltproblem – es ist eine Menschenrechtskrise. Wir wollen herausfinden, wie und warum.

Das Recht auf Gesundheit

Kunststoff ist ein Produkt aus fossilen Brennstoffen und Chemikalien. Giftstoffe werden während des gesamten Lebenszyklus freigesetzt, von der Gewinnung der Rohstoffe über das Mikroplastik, das bei der Verwendung ausgeschieden wird, bis hin zur Entsorgung und darüber hinaus, durch Recycling und Verbrennung. Besonders betroffen sind die Anrainergemeinden, das heisst vorallem die Menschen, die in der Nähe von petrochemischen Anlagen und Verbrennungsanlagen leben. Ein 85 Meilen langer Streifen in Louisiana, USA, ist als „cancer alley“ bekannt, da das Risiko, an Krebs zu erkranken, mehr als 80 Mal so hoch ist wie im Landesdurchschnitt. Bei den Bewohnern steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie Atemwegsprobleme, Hautreizungen und Kopfschmerzen bekommen. Das gleiche Bild zeigt sich an vielen anderen Orten in Amerika und im globalen Süden.

Fast jeder Mensch hat wahrscheinlich Plastik in seinem Körper. Wir essen es und wir atmen es ein. Es wurde in der Lunge, im Herzen und im Blut gefunden. In Kunststoffen wurden über 16’000 Chemikalien identifiziert, die ihm Eigenschaften wie Flexibilität, Farbe und Hitzebeständigkeit verleihen. Von diesen Chemikalien wurden nur 6’000 bewertet und mehr als 4’000 davon sind potenziell gefährlich und werden mit Krebs, angeborenen Behinderungen, Fruchtbarkeitsstörungen und anderen ernsten Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht.

Die Verbreitung von Plastik und Mikroplastik verstösst unmittelbar gegen unser Recht auf das „höchstmögliche Mass an körperlicher und geistiger Gesundheit“.

Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt

Die Krise der Kunststoffverschmutzung und ihre Auswirkungen auf natürliche Ökosysteme und die biologische Vielfalt sind gut dokumentiert. Dennoch hat die UN-Generalversammlung kürzlich das „Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt“ als grundlegendes Menschenrecht anerkannt.

Da 99 % der Kunststoffe aus fossilen Brennstoffen hergestellt werden, beschleunigen sie die Klimakrise von der Produktion bis zur Entsorgung. Die Kunststoffindustrie ist für bis zu 8 % der weltweiten Emissionen verantwortlich und damit für mehr als die gesamte Luftfahrtindustrie (die für 2,5 % der CO2-Emissionen verantwortlich ist). Er trägt nicht nur zum Klimawandel bei, sondern blockiert auch die natürlichen Systeme, die den Klimawandel abmildern. Der hohe Gehalt an Mikroplastik im Meer verhindert die Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre und verringert die Wirksamkeit der grössten Kohlenstoffsenke des Planeten. Dies ist nicht nur für uns, sondern auch für die kommenden Generationen ein Problem.

An Land verstopft Plastikmüll die Abwassersysteme und vergrössert die Gefahr von Überschwemmungen – ein ernsthaftes Problem angesichts der durch die Klimakrise verursachten Wetterextreme. Dies ist eine physische Gefahr, die das Recht auf ein sicheres Umfeld weiter untergräbt.

Recht auf einen angemessenen Lebensstandard

Jeder Mensch hat das Recht auf einen „für Gesundheit und Wohlbefinden angemessenen Lebensstandard“. Dieses Recht ist vor allem in Gemeinden gefährdet, die vom Tourismus oder der Fischerei abhängig sind. Die Plastikverschmutzung der Meere lässt die Fischbestände schrumpfen und schädigt die empfindlichen Unterwasserökosysteme. Dies hat Auswirkungen auf die Fähigkeit der Menschen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und ihre Familien zu ernähren. Der Tourismus, eine weitere wichtige Einnahmequelle für viele Küstengemeinden, ist ebenfalls rückläufig, da unberührte Strände und farbenfrohe Korallenriffe mit Plastikmüll bedeckt sind. Dies vertreibt potenzielle Besucher und gefährdet die lokale Wirtschaft.

Recht auf Information

Das Recht auf „Beteiligung an und Zugang zu Informationen über Entscheidungsprozesse, die das Leben und das Wohlergehen [our]betreffen“, wird ebenfalls von der Kunststoffindustrie beeinträchtigt.

Die Hersteller sind derzeit nicht verpflichtet, die, absichtlich oder unabsichtlich hinzugefügten, Chemikalien in ihren Kunststoffprodukten offenzulegen, die mehr als die Hälfte des Endmaterials ausmachen können. Es gibt keine öffentlich zugängliche Datenbank für solche Chemikalien und keine einfache Möglichkeit für unabhängige Wissenschaftler, sie zu testen. Dieser Mangel an Transparenz hat Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und auch auf das Recycling, bei dem die Zusatzstoffe weiter vermischt und zu einem „Giftcocktail“ in den neuen Produkten konzentriert werden können.

Ein kürzlich veröffentlichter Bericht des Centre for Climate Integrity (CICC) hat ebenfalls gezeigt, dass die Kunststoffindustrie die Öffentlichkeit in die Irre geführt hat. Der Bericht zeigt, dass die Industrie, obwohl sie bereits in den 1980er Jahren darauf hingewiesen wurde, dass Recycling keine praktikable Lösung ist, Werbekampagnen erstellte, in denen es als die beste Lösung für Kunststoffabfälle beworben wurde. Selbst jetzt werden noch „Lösungen“ wie die Energiegewinnung aus Abfällen und die Verbrennung von Abfällen gefördert, obwohl ihre schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, das Klima und die Umwelt erwiesen sind.

Wessen Rechte werden am stärksten beeinträchtigt?

Plastik wirkt sich unverhältnismässig stark auf die Schwächsten aus. Bei der Bevölkerung, die der Verschmutzung durch Raffinerien, petrochemische Anlagen und Abfallbehandlungsanlagen ausgesetzt sind, handelt es sich häufig um einkommensschwache, ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen.

Frauen sind aufgrund ihrer Biologie und der traditionellen Geschlechterrollen anfälliger für die Gesundheitsrisiken von Plastik. Sie haben ein höheres Risiko, endokrin wirksamen Stoffen in Kosmetika, Menstruations- und Reinigungsprodukten ausgesetzt zu sein, die ihre reproduktive Gesundheit gefährden. Sie arbeiten auch eher in Sektoren wie der Müllsammlung, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, neben anderen Gesundheitsproblemen auch an Brustkrebs zu erkranken. In der Zwischenzeit sind ihre Kinder einem grösseren Risiko ausgesetzt, Entwicklungsprobleme zu bekommen und ihre Lungen durch verschmutzte Luft zu schädigen.

Viele dieser Gemeinschaften haben kein Mitspracherecht bei der Entscheidungsfindung. Ihr Recht auf Informationen über die Gefahren von Plastik und ihre Beteiligung an der Gestaltung der Plastikpolitik wurde ihnen oft verweigert.

Was können wir dagegen tun?

  • Ein starkes globales Abkommen über Kunststoffe unterstützen
    • Für ein solides und umfassendes globales Kunststoffabkommen eintreten, das den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen berücksichtigt und Menschenrechtsprinzipien ausdrücklich in seinen Rahmen einbezieht.
  • Bleiben Sie informiert und teilen Sie Ihr Wissen mit anderen
    • Waren Sie sich des Zusammenhangs zwischen Plastikverschmutzung und Menschenrechten bewusst? Ob es nun eine Überraschung war oder nicht, bitte teile diesen Blog, damit mehr Menschen die Komplexität der Problematik verstehen.

Indem wir die menschenrechtlichen Dimensionen der Plastikverschmutzung anerkennen und gemeinsam handeln, können wir unser Recht auf einen gesunden Planeten für uns und für künftige Generationen schützen. Denk daran, es geht nicht nur um die Rettung der Umwelt, sondern auch um den Schutz unserer Existenzberechtigung und unseres Wohlergehens.

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Was ist der Unterschied zwischen Wiederbefüllen und Wiederverwenden?

by Lydia on 29/01/2024 No comments

Wir hören die Worte Nachfüllen und Wiederverwenden häufig und verwenden sie oft austauschbar. Aber wusstest du, dass dies nicht dasselbe ist? In diesem Blog zeigen wir dir was die Unterschiede sind und wieso diese Wichtig sind für den Schritt in eine zero waste Zukunft.

Stell dir Folgendes vor: Du hast den letzten Tropfen deines Spülmittels aufgebraucht. Also spülst du die Flasche aus, um den ganzen Dreck zu entfernen, der sich um den Deckel herum angesammelt hat. Später packst du die Flasche in deine Tasche, gehst zu einem Nachfüllshop (der nicht in der Nähe deines üblichen Supermarkts liegt), füllst sie auf, lässt sie wiegen und nimmst sie mit nach Hause.

Dieses System, welches tausende Menschen die möglichst abfallfrei leben, nutzen, um Verpackung einzusparen. Aber die Verantwortung liegt auf den Schultern der Konsumenten.

Nachfüllsysteme basieren darauf, dass der Kunde seine eigene Verpackung bereitstellt. Solche Systeme sind leicht aufzubauen und erfordern keine grossen Investitionen, aber sie beruhen auf Einzelpersonen, die motiviert, organisiert und oft wohlhabend genug sind, um ihre Produkte auf diese Weise einzukaufen.

In manchen Kontexten, z. B. in ländlichen Dörfern oder in einem Netz öffentlicher Wasserbrunnen, funktioniert das Nachfüllen sehr gut. In anderen Fällen gibt es erhebliche Nachteile:

  • Unpraktisch: Für einen kompletten Wocheneinkauf, wie er im Globalen Norden üblich ist, ist es eine Herausforderung, im Voraus zu planen und eigene Behälter für alles mitzunehmen. Selbst im Alltag ist es mühsam, immer daran zu denken, wiederverwendbare Flaschen, Becher, Besteck und Taschen mitzunehmen. Es ist leicht einzusehen, dass die meisten Menschen mit einem stressigen Leben dazu nicht in der Lage sind.
  • Rechtliche Bedenken: Fragen der Hygiene und Lebensmittelsicherheit können Supermärkte, Restaurants und andere Unternehmen dazu veranlassen, „Bring your own container“-Programme abzulehnen, da sie für etwaige Probleme mit den gekauften Produkten haften würden, selbst wenn sie keine Schuld trifft.

Wie sieht es also mit der Wiederverwendung aus?

Stell dir Folgendes vor: Du hast das gleiche Spülmittel aufgebraucht und wirfst die Flasche in einen Leergutbeutel. Bei deinem nächsten Einkauf im Supermarkt gibst du sie einfach ab und kaufst eine neue, vorgefüllte Flasche aus dem Regal!

Bei einem Wiederverwendungssystem sind die Verpackungen Eigentum des Herstellers oder eines Dritten, der für die Sammlung, Reinigung und Wiederbefüllung für die nächste Runde verantwortlich ist.. Es ist hochgradig skalierbar und geht auf alle Probleme ein, die beim Nachfüllen auftreten:

  • Es ist einfach und bequem: keine zusätzlichen Fahrten, kein akribisches Abwiegen, einfach einkaufen, was man will und das Leergut später abgeben. Die Unternehmen schaffen die gesamte Infrastruktur und erleichtern so die Teilnahme für alle.
  • Sie gibt den Unternehmen die Kontrolle: Da die wiederverwendbaren Verpackungen in bestimmten Grössen hergestellt und nach bestimmten Standards gereinigt werden können, entfallen die rechtlichen Probleme, die mit der Wiederbefüllung verbunden sind.
  • Es kurbelt die Wirtschaft an: Das Sammeln, Sortieren und Reinigen von Mehrwegbehältern schafft neue Arbeitsplätze für Menschen in der Abfallwirtschaft und sorgt für einen gerechten Übergang.

Warum ist dieser Unterschied zwischen Wiederverwendung und Wiederauffüllung so wichtig zu beachten?

Wenn Supermärkte beginnen, Massnahmen gegen die Plastikverschmutzung zu ergreifen, führen sie häufig Projekte zur Reduzierung von Einwegverpackungen durch, die auf Nachfüllpackungen basieren, da diese weniger Geld kosten. Und oft scheitern diese Pläne, aus den oben genannten Gründen (mangelnde Motivation des Einzelnen, Planungsmüdigkeit usw.).

Diese Supermärkte nutzen diese Misserfolge dann, um zu sagen, dass „Nachfüllen und Wiederverwenden nicht funktioniert“ und machen weiter wie bisher. Sie sagen: „Die Kunden wollen das nicht“. Und es stimmt: Wenn die Last der Verantwortung auf Menschen lastet, die ohnehin schon mit einer Million Dinge jonglieren (und wahrscheinlich mit leeren Kaffeetassen auskommen müssen), ist es kein Wunder, dass Nachfüllsysteme nicht beliebt sind.

Aber gleichzeitig Wiederverwendungssysteme zu verwerfen, ist bestenfalls ein Mangel an Vorstellungskraft – oder schlimmstenfalls zynisches Greenwashing.

Ein sicheres, gut durchdachtes Wiederverwendungssystem kann sich nahtlos in unser Leben einfügen und in viel grösserem Umfang als das Nachfüllen eingesetzt werden. Aber das erfordert Investitionen und Infrastruktur. Die Unternehmen sollten die Beschränkungen des einen Systems nicht als Rechtfertigung dafür heranziehen, dass sie das transformative Potenzial des anderen Systems nicht nutzen.

Wenn du dir des Unterschieds bewusst bist, kannst du diese Art von Taktik erkennen und auch den Menschen in deinem Umfeld zeigen, dass Zero-Waste nicht schwer sein muss, wenn die Unternehmen bereit sind, diese Massnahmen zu unterstützen.

Teile uns deine Meinung mit! Ist dieser Artikel nützlich für dich? Kennst du Beispiele für Nachfüll- oder Wiederverwendungssysteme in deiner Gegend? Warum denkst du, dass sie funktionieren (oder auch nicht funktionieren)?

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LydiaWas ist der Unterschied zwischen Wiederbefüllen und Wiederverwenden?

Das brennende Problem der Verbrennung

by Lydia on 03/10/2023 No comments

Durch geschicktes Marketing wird die Verbrennung als effizienter, umweltfreundlicher und sogar „Zero Waste“ Ansatz zur Energie- und Abfallentsorgung angepriesen. Wir können unseren Abfall „verschwinden“ lassen und gleichzeitig Energie erzeugen – wer würde das nicht wollen?

Warum also hat die EU neue Verbrennungsanlagen verboten? Und warum glauben wir, dass sie in der Welt von Zero Waste keinen Platz hat?

Was ist Verbrennung genau?

Der Begriff „Verbrennung“ umfasst Verfahren, bei denen Abfälle mit oder ohne Sauerstoff verbrannt werden, in der Regel zur Erzeugung von Strom, Wärme oder Brennstoff. Dazu gehören Dinge wie die Energiegewinnung aus Abfällen, chemisches Recycling, Pyrolyse und die Verbrennung von Kunststoffen. Jedes Verfahren behandelt den Abfall etwas anders, aber die Auswirkungen sind ähnlich. Im Folgenden werden wir drei falsche Behauptungen über die Verbrennung untersuchen und sie zusammenfassen.

Mythos 1: Verbrennung ist ein effizienter Weg, um den Abfall zu beseitigen

Verbrennungsanlagen werden als grosse Energieerzeuger für Städte verkauft, aber in Wirklichkeit sind sie äusserst ineffizient. Ihr Brennstoff – Siedlungsabfälle – wird selten sortiert. Das bedeutet, dass er viele Lebensmittel enthält, die einen hohen Wassergehalt haben und daher schwer zu verbrennen sind. Von dem eingesetzten Brennstoff können oft weniger als 20 % als Energie zurückgewonnen werden. Im globalen Süden, wo Siedlungsabfälle in der Regel einen höheren Anteil an organischen Stoffen enthalten, wäre diese Zahl noch niedriger. Im Vergleich dazu hat Kohlekraft einen Wirkungsgrad von 35 % und Erdgas von 42 %.

Das bedeutet, dass eine typische Verbrennungsanlage nur etwa 5 % des Energiebedarfs einer Stadt decken kann. Betrachten wir dies einmal auf Haushaltsebene. Die durchschnittliche Familie (je nach Wohnort) produziert 2,98 Tonnen Abfall pro Jahr. 1 Tonne Abfall erzeugt im Durchschnitt 160 kwH Strom, womit ein Haus zehn Tage lang versorgt werden kann. So kann der Abfall eines Haushalts in einem ganzen Jahr sein Haus für weniger als einen Monat mit Strom versorgen.

Darüber hinaus sind Verbrennungsanlagen weder im Bau noch im Betrieb billig. Sie erfordern teure Spezialausrüstungen wie Systeme zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung, zur Überwachung der Luftqualität, zur Abwasserentsorgung und zur Abfallbeseitigung. Diese Kosten summieren sich: Die Verbrennung kostet 190 bis 1200 Dollar pro Tonne, während die Deponiekosten bei 5 bis 50 Dollar pro Tonne liegen.Der niedrige Wirkungsgrad der Verbrennung erschwert die Erzielung von Einnahmen aus dem Energieverkauf und den Ausgleich der hohen Einrichtungs- und Betriebskosten. Daher kann es 20 bis 30 Jahre dauern, bis sich die Investition rentiert.

Mythos 2: Verbrennung ist eine umweltfreundliche und erneuerbare Energiequelle

Die Verbrennung verursacht mehr Treibhausgasemissionen als jede andere Art der Energieerzeugung. Und von allen Möglichkeiten der Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen hat sie die grössten Auswirkungen auf das Klima. Die Verbrennung einer Tonne Kunststoff zur energetischen Verwertung führt zu einer Nettoemission von 0,9 Tonnen CO2,selbst wenn man die dabei eingesparten neuen fossilen Brennstoffe gegenrechnet. Demgegenüber stehen 60 kg CO2 bei der Deponierung der gleichen Menge.

Verbrennungsanlagen sind auch eine Hauptquelle für Feinstaub, Schwermetalle und persistente organische Schadstoffe. Als solche sollten sie mit teuren Luftreinhaltungssystemen ausgestattet sein, was im Globalen Norden häufig der Fall ist. Diese Systeme reduzieren die Schadstoffe im Abgas und konzentrieren sie in anderen Nebenprodukten wie Flugasche, Schlacke und Abwasser. Diese Rückstände sind gefährlich, werden aber oft noch in Baumaterialien verwendet oder auf Deponien entsorgt. Unvermeidlich finden sie ihren Weg in die Umwelt und gelangen schliesslich in die Nahrungskette. In den Ländern des Südens bedeuten weniger strenge Vorschriften und geringere Budgets, dass selbst grundlegende Massnahmen zur Kontrolle der Luftverschmutzung und zur sicheren Entsorgung von Nebenprodukten oft unterlassen werden.

Die Exposition gegenüber Dioxinen, Furanen und anderen Toxinen führt zu ernsten gesundheitlichen Problemen. Studien über Menschen, die in der Nähe von Müllverbrennungsanlagen leben, zeigen eine deutlich erhöhte Rate bestimmter Krebsarten, Atemwegs- und neurologischer Erkrankungen, Magenbeschwerden, Müdigkeit, das Risiko von Fehlgeburten, Geburtsschäden und Frühgeburten. Unverhältnismässig stark sind marginalisierte Bevölkerungsgruppen von dieser Verschmutzung betroffen In den USA befinden sich 8/10 Verbrennungsanlagen in der Nähe von Gemeinschaften mit niedrigem Einkommen oder farbigen Bewohnern. Da die EU ihre Investitionen in neue Verbrennungsanlagen gestoppt hat, wurde die Errichtung weiterer Anlagen im globalen Süden vorangetrieben. Dies bedeutet, dass noch mehr gefährdete Bevölkerungsgruppen schädlichen Toxinen ausgesetzt sind.

Schliesslich wird die Verbrennung oft als „erneuerbare Energie“ angepriesen, da ständig Abfälle produziert werden. Der heizwertreiche Teil des Abfalls besteht jedoch grösstenteils aus nicht erneuerbaren fossilen Brennstoffen, wie z. B. Kunststoffen, die nicht wiederverwendet werden können. Und wenn der Heizwert niedrig ist – in Fällen, in denen viel organisches Material beigemischt ist – müssen die Verbrennungsanlagen oft mit neuen fossilen Brennstoffen ergänzt werden, um das Feuer am Brennen zu halten. Dies geschieht in China, wo man auf Kohle angewiesen ist, um die Verbrennungsanlagen am Laufen zu halten.

Mythos 3: Verbrennung ist „Zero Waste“

Im Mittelpunkt der Definition von Zero Waste steht die Schonung natürlicher Ressourcen durch die Gestaltung und Verwaltung von Produkten und Prozessen zur systematischen Vermeidung und Beseitigung von Abfallmengen und -toxizität.

Verbrennung ist das Gegenteil davon. Durch die Verwendung von Abfällen als Brennstoff werden Ressourcen vernichtet, darunter Materialien wie Metall oder Glas, die wiederverwendbar sind, oder organische Materialien, aus denen Kompost entstehen könnte.

Aufgrund der hohen Investitionskosten und der Notwendigkeit, das Feuer rund um die Uhr am Brennen zu halten, ist es auf die kontinuierliche Produktion von Abfällen, insbesondere von Kunststoffen auf Basis fossiler Brennstoffe, angewiesen. In einer Situation, in der eine Verbrennungsanlage vorhanden ist, kann sich das Abfallvolumen sogar erhöhen.

In Dänemark zum Beispiel werden die Abfälle überwiegend verbrannt. Sie produzieren derzeit die höchsten Abfallmengen pro Person und Jahr in der EU: 845 Kilogramm! Das ist weit mehr als der Durchschnitt, der bei 505 Kilogramm liegt. Sobald eine Verbrennungsanlage gebaut ist, entsteht ein Lock-in-Effekt, das heisst, es gibt keinen Anreiz mehr, den Abfall zu reduzieren.

Durch die Verbrennung von Abfall entfällt auch jeglicher Anreiz, den Müll zu sortieren und zu recyceln, denn dadurch verringert sich die für die Verbrennung verfügbare Menge. Im Jahr 2019 trat in Shanghai (China) eine Richtlinie in Kraft, die die Trennung von organischen und wiederverwertbaren Stoffen vom Siedlungsabfall vorschreibt. Dies führte dazu, dass 54 % der Abfälle nicht mehr entsorgt werden mussten, während es vor der Einführung nur 21 % waren. Die unvorhergesehene Folge war, dass nicht genug Abfall für den Betrieb ihrer Verbrennungsanlagen vorhanden war. Im Mai 2023 gab es in den 12 Werken der Stadt 88 Schliessungstage aufgrund von Brennstoffmangel.

Ein weiterer positiver Aspekt von Zero Waste ist die Förderung von Arbeitsplätzen in der Abfallwirtschaft – Sortieren, Kompostieren, Recyceln – sowie von zusätzlichen Arbeitsplätzen in den Bereichen Wiederverwendung, Wiederbefüllung und Reparatur. Die Verbrennung nimmt all diese Lebensgrundlagen weg. Die dadurch geschaffenen Arbeitsplätze sind weitaus weniger und bergen ein höheres Risiko einer toxischen Belastung.

Wenn also die Industrie die Verbrennung als „effizient“, „erneuerbar“ oder „sauber und umweltfreundlich“ anpreist, kannst du dies jetzt als Greenwashing erkennen.

Anstatt Ressourcen zu zerstören, das Klima aufzuheizen und unsichere Communities zu schaffen, müssen die lokalen und nationalen Regierungen dabei helfen, Systeme zur Abfallvermeidung einzuführen. Dies wird zu mehr Arbeitsplätzen, weniger Emissionen und gesünderen Menschen führen! Stimmst du dem zu? Dann teile diesen Blogbeitrag mit allen, die der Meinung sind, dass die Verbrennung nützlich und eine gute Sache ist.

Möchtest du, dass wir mehr Mythen zerstören? Lies unseren Blogbeitrag, der die Wahrheit über Plastikkredite aufdeckt.

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LydiaDas brennende Problem der Verbrennung

Aufgedeckt! Die versteckten Kosten von Sachets

by Lydia on 17/08/2023 No comments

Leicht, bedruckbar, luftdicht und preiswert: Beutel verkörpern die attraktivsten Eigenschaften von Kunststoff. Als Einzelportionsbeutel werden sie als erschwinglich für einkommensschwache Haushalte angepriesen. Die tatsächlichen Kosten der Beutel gehen jedoch weit über ihren Preis hinaus. Ihre kurze Lebensdauer hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt, die Gesundheit und die Gesellschaft, insbesondere in den Ortschaften, denen sie angeblich helfen sollen.

Das ersten kommerziell verkaufte Sachet wurden in den 1980er Jahren von der indischen Unilever-Tochter Hindustan Unilever Ltd (HUL) auf den Markt gebracht. Sie zielten auf einkommensschwache Gegenden mit kleinen Mengen Shampoo ab, die in Plastikbeuteln für nur 1 Rupie (0,01 $) verkauft wurden. Um die Jahrhundertwende wurden 70 % aller Shampoos in Indien in solchen Beuteln verkauft und auch Unternehmen wie Nestlé SA und The Procter & Gamble Company waren auf diesen Zug aufgesprungen. Täglich werden inzwischen 2 Milliarden Tütchen mit Shampoo, Waschmittel, Süssigkeiten und mehr verkauft. Pro Jahr werden so viele Beutel verkauft, dass die gesamte Erdoberfläche bedeckt werden könnte.

Warum also haben wir und 116 andere Organisationen weltweit ein Schreiben unterzeichnet, in dem wir ihre Abschaffung fordern?

Ein Mittel zur Ausbeutung der Armen und zur Untergrabung der lokalen Kultur

Im Globalen Süden werden die Sachets aggressiv an Haushalte mit niedrigem Einkommen vermarktet. Auf den ersten Blick mögen sie für Familien mit geringem Wochenverdienst eine kostengünstige Wahl sein. Eine genauere Betrachtung der Preise pro 100 g oder 100 ml (die „Kosten pro Einheit“) zeigt, dass Sachet-Produkte häufig teurer sind als ihre Pendants in Flaschen oder grösseren Behältern. Die Verpackung verleitet auch dazu, mehr Produkt als nötig zu verwenden, wodurch im Laufe der Zeit mehr Geld verloren geht. Der Preisunterschied wird mit der Zeit immer grösser. Ein 10 ml Shampoosäckchen reicht für einen Waschgang, während eine 200 ml Flasche mehr als 20 Waschgänge mit weniger Shampoo pro Waschgang ermöglicht.

Der Siegeszug der Tüten hat dazu geführt, dass die traditionellen Nachfüllsysteme und die Verwendung natürlicher Verpackungen in Vergessenheit geraten sind. Bevor sie den Markt überschwemmten, brachten die Familien ihre Behälter in die Läden und die Ladenbesitzer dosierten Portionen von Produkten wie Zucker oder Speiseöl für alle Grössen und Bedürfnisse, ohne die Umwelt zu belasten.

Der Inbegriff der Wegwerfkultur, aber wo ist „weg“?

Ein typisches Sachet hat eine luftdichte innere Kunststoffschicht, die das Produkt schützt, eine Folienbarriere gegen Feuchtigkeit und Hitze und eine äussere flexible Schicht, die bedruckt werden kann. Ein Klebstoff hält das Ganze zusammen.

Dieses kleine, einmalig zu verwendende und dennoch dauerhafte Design hat grosse Auswirkungen auf die Umwelt. Aufgrund ihres geringen Gewichts landen sie häufig in Wäldern, Flüssen und Meeren. Von hier aus werden sie von den Tieren mit Nahrung verwechselt und erkranken oder sterben sogar, nachdem sie verzehrt wurden. Weggeworfene Beutel verschlimmern auch Überschwemmungen, da sie Wasserwege und Abflüsse verstopfen, was zu mehr durch Wasser übertragenen Krankheiten führt. Für etwas, das nur für Sekunden verwendet wird, haben sie eine sehr lang anhaltende Wirkung!

Für Recycler und Müllsammler haben die Tüten keinen Wert. Die Schichten aus billigen Materialien und Klebstoffen machen sie nicht recycelbar und teuer in der Handhabung. Es gibt also wenig Anreiz, sie zu sammeln, da man mit ihnen nichts Nützliches anfangen kann. . Der ehemalige CEO von Unilever, Paul Polman, sagte dazu: „Verpackungen, die so klein sind und einen so geringen Wert haben, lassen sich nicht in grossem Umfang sammeln, geschweige denn recyceln. Wir müssen die schädlichen Tüten endgültig loswerden“. Und er ist nicht der Einzige, der sich zu Wort gemeldet hat. Hanneke Faber, Unilevers Präsidentin für globale Lebensmittel und Erfrischungsgetränke, bezeichnete das mehrschichtige Design als „böse“, da es nicht wiederverwertbar sei.

Verantwortung des Herstellers: eine brennende Frage

Trotzdem werden die Beutel weiterhin in Gebieten verkauft, in denen es keine Infrastruktur für die Abfallsammlung gibt. Wenn sie nicht in der Natur landen, ist das Schicksal der meisten Beutel entweder eine Mülldeponie oder, was noch häufiger vorkommt, eine Form der Verbrennung. Dies ist hochgiftig und schadet sowohl der menschlichen Gesundheit als auch den Ökosystemen und trägt ausserdem zur Klimakrise bei.

Verschiedene „Recycling“-Systeme, die von den Herstellern der Tüten beworben werden, bedeuten oft nichts anderes, als dass sie verbrannt werden, oft als Brennstoff für Grillstände oder Wäschereien, wo sie die Umwelt weiter verschmutzen.

2017 investierte Unilever in „revolutionäre“ chemische Recyclinganlagen in Indonesien, die angeblich das Problem der Tüten lösen sollten. Nur zwei Jahre später stellten sie das Projekt still und leise ein. Der Grund dafür waren die „logistischen Schwierigkeiten bei der Sammlung von Sachets und die schwierigen wirtschaftlichen Aspekte des Endprodukts“.

Für 2019 hat Unilever Pläne zur Unterstützung von Nachfüllsystemen angekündigt. Sie planten Verkaufsautomaten auf den Philippinen, um die Behälter mit Shampoo und Conditioner nachzufüllen. Reuters besuchte die Standorte dieser Nachfüllstationen und stellte fest, dass Unilever sie bereits nach einem Monat wieder entfernt hatte.

Was ist also die Lösung?

Produkte, die in kleinen Tüten verkauft werden, können als Teil eines Nachfüllsystems verkauft werden, aber die Unternehmen zögern, in die erforderliche Infrastruktur zu investieren. Sachets sind billig in der Herstellung und bringen daher mehr Gewinn. Daher konzentrieren sie sich weiterhin auf Möglichkeiten zur besseren Bewirtschaftung von Abfällen, anstatt sie von vornherein zu vermeiden.

Die Unternehmen müssen damit aufhören, unbewiesene und schädliche Verfahren wie das „chemische Recycling“ als Lösung zu propagieren. Sie müssen aufhören, zuzulassen, dass arme Gemeinden, unser Planet und das Klima die Hauptlast der verheerenden Kosten des Beutels tragen. Sie müssen sich für sichere und nachhaltige Wiederverwendungs- und Nachfüllsysteme einsetzen, die für alle zugänglich sind.

Wenn du auch der Meinung bist, dass Plastikbeutel abgeschafft werden sollten, dann teile unseren Instagram-Post, damit mehr Menschen die wahren Kosten von Sachets sehen!

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LydiaAufgedeckt! Die versteckten Kosten von Sachets

Zerschlagener Mythos: Kunststoffgutschriften und ihre Auswirkungen auf die Plastikverschmutzung.

by Seema on 10/07/2023 No comments

«Mit jedem verkauften Produkt gewinnen wir 1 Kg ozeangebundenes Plastik zurück. Gemeinsam können wir die Verschmutzung durch Plastik stoppen.»

Hast du eine solche Behauptung schon einmal gesehen? Wir haben sie gesehen. Als Netzwerk, das jedes Jahr Tausende von Cleanups organisiert, wird Trash Hero oft von Unternehmen angesprochen, die sogenannte „Kunststoffgutschriften“ anbieten. Als Gegenleistung für die Teilnahme an einem Kunststoffgutschrift-Programm wird uns Bargeld für Müll angeboten.

Die Branche für Kunststoffgutschriften erlebt weltweit ein rasantes Wachstum und die Kunststoffproduzenten stehen Schlange, um sich zertifizieren zu lassen. Mit einem Beitrag an einen Mittelsmann – wie Verra oder Plastic Bank – können sie sich die „Plastikneutralität“ erkaufen, die angeblich dadurch erreicht wird, dass sie einen Teil ihrer Produktion mit einer Sammlung von Plastikmüll ausgleichen.

Trash Hero hat sich immer geweigert, an diesen Programmen teilzunehmen. Weshalb? Lass uns tiefer in das Konzept der Kunststoffgutschriften und die Auswirkungen, die sie auf den Plastikmüll haben, eintauchen.

Was sind Plastikkredite?

Kunststoffgutschriften sind handelbare Zertifikate, die eine bestimmte Menge an Kunststoffabfällen repräsentieren, in der Regel eine Tonne pro Gutschrift. Dieser Abfall wurde entweder rezykliert, als Abfall gesammelt oder kann nicht in die Umwelt gelangen. Er kann aus jeder Art von Kunststoff bestehen und von jedem Ort der Welt stammen, ist aber typischerweise „ozeangebunden“, d.h. es wurde innerhalb von 50 km vor einer Küste gesammelt.

Die Gutschriften werden von Drittmaklern vergeben, die die Sammlung oder das Recycling verwalten, die Herkunft authentifizieren und die Verkäufe verfolgen, um Betrug zu verhindern. Jeder Makler hat dabei seine eigenen Regeln, Standards und Preise für Gutschriften und der Markt ist derzeit nicht reguliert.

Die Gutschriften bestätigen die Menge der auf die Namen der Käufer „rückgewonnenen“ Kunststoffe und berechtigen sie, verschiedenes geltend zu machen:

  • Ihre Produkte, die aus der gleichen Menge an Kunststoff hergestellt werden, sind „kunststoffneutral“.
  • Ihre Produkte, sofern es sich um rezykliertes Material handelt, werden aus „wiederverwertetem Kunststoff“ hergestellt (selbst wenn es sich um Virgin-Plastik handelt).
  • Sie tragen zur Lösung des Problems der Verschmutzung durch Kunststoffe bei, obwohl sie weiterhin giftige und umweltschädliche Kunststoffe produzieren.

Das ist in vielerlei Hinswicht problematisch.

„Business as usual“ erlauben.

Kunststoffkompensationen ermöglichen es Unternehmen, zu behaupten, dass sie etwas gegen das Problem unternehmen, während sie gleichzeitig weiterhin Kunststoff produzieren. Denn es ist einfacher und kostengünstiger, Kunststoffgutschriften zu kaufen, als Verpackungs- und Liefersysteme einzuführen, die ihren Kunststoffausstoss verringern würden – gemeinhin als das einzige wirkliche Mittel zur Eindämmung der Umweltverschmutzung durch Plastik anerkannt.

Die Gutschriften und das sie begleitende Marketing vermitteln somit den falschen Eindruck, dass etwas gegen die Krise unternommen wird, und sie verringern den öffentlichen Druck, alternative Systeme aufzubauen.

Sind sie wirklich ausbalanciert?

Verschiedene Kunststoffe verfügen über einzigartige physikalische und chemische Eigenschaften, die ihre Umweltauswirkungen beeinflussen. Aber bei Kunststoffgutschriften gibt es kein „Gleiches für Gleiches“. Kann eine Tonne Plastikflaschen, die auf nicht in einer Mülldeponie entsorgt werden, wirklich die Produktion einer Tonne minderwertiger Plastikbeutel ausgleichen, die niemals rezykliert werden können und möglicherweise im Meer landen? Oder eine Fast-Fashion-Kollektion, die während des Tragens Mikroplastikfasern in die Luft und ins Wasser abgibt? Diese Entscheidungen liegen in den Händen der Makler.

Was geschieht mit dem gesammelten Abfall?

Dies ist ein weiteres Problem, das die Berechnung des „Ausgleichs“ erschwert. Die „Verwertung“ von Kunststoffabfällen ist nicht allgemeingültig definiert und in der Praxis hat sich gezeigt, dass sie auch die Entsorgung auf offenen Mülldeponien sowie verschiedene Verbrennungsmethoden umfasst, die alle schwerwiegende langfristige Auswirkungen auf das Klima und die unsere Gesundheit haben. Unserer Erfahrung nach sind die meisten Abfälle, die in der Natur gesammelt werden, vermischt, kontaminiert oder abgebaut und nur ein kleiner Prozentsatz kann rezykliert oder, was wahrscheinlicher ist, downzykliert werden.

Selbst im Idealfall „verschwindet“ der Kunststoff bei der Verwertung nie. Saubere PET-Flaschen können bestenfalls ein- oder zweimal rezykliert werden und müssen dann auf Deponien entsorgt oder verbrannt werden. Es ist deshalb irreführend zu behaupten, dass irgendeine Verwertung von Kunststoffen die Auswirkungen der Herstellung neuer Kunststoffe kompensieren könnte.

‘Unsere Erfahrung zeigt, dass die meisten Abfälle, die in der Natur gesammelt werden, vermischt, kontaminiert oder zerfallen sind – und nur ein kleiner Prozentsatz rezykliert werden kann.’

Herausforderungen mit der Zusätzlichkeit

Die Zusätzlichkeit bezieht sich auf das Konzept des Nachweises, dass die durch Kunststoffgutschriften gesammelten Abfälle zusätzlich zu jenen Abfällen eingesammelt werden, die ohnehin eingesammelt worden wären – ohne dass die Gutschriften erworben wurden. Dies ist nicht der Fall, wenn Kunststoffgutschriften aus Müll stammen, der von bestehenden Müllsammelbetrieben eingesammelt wird oder der nicht für ein bestehendes Recycling-Programm verwendet wird. Dies ist jedoch nahezu unmöglich zu überprüfen oder zu beurteilen. Es gibt einen besorgniserregenden Mangel an unabhängigen Standards, Transparenz und Aufsicht in der Branche.

Fortführung des Abfallkolonialismus

Abgesehen von den Berechnungsfragen werfen Kunststoffgutschrift auch wichtige soziale und ethische Fragen auf. Die Mehrzahl der Unternehmen, die sich an diesen Programmen beteiligen, sind Grossunternehmen in Industrieländern, vor allem im globalen Norden. Die meisten, wenn nicht sogar alle Projekte hingegen, die Plastikmüll sammeln, haben ihren Sitz in weniger entwickelten Ländern, vor allem im Globalen Süden.

Durch den Kauf dieser Gutschriften können die Konzerne von den niedrigen Lohnkosten sowie den lascheren Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften profitieren. Diese Dynamik setzt eine ohnehin schon ungerechte Situation fort. Abfallarbeiter und Müllsammler in den weniger entwickelten Ländern des Globalen Südens tragen nach wie vor die schädlichen Folgen des Umgangs mit geringwertigem Kunststoffabfall, der oft primär aus Industrieländern exportiert wird.

Aus all diesen Gründen wird Trash Hero niemals an einem Plastik-Kompensationsprogramm teilnehmen. Das Ziel unserer Cleanups ist es, die Community zu engagieren und zu schulen, um Abfall zu reduzieren, anstatt den Kunststoffproduzenten zu ermöglichen, ihr Image mit „greenwashing“ aufzubessern und weiterhin Müll zu produzieren, den wir immer wieder einsammeln dürfen.

Weitere Informationen zum Thema Plastikkredite findest du auf der Website Plastic Solutions Review, im GAIA-Briefing zur Kunststoffneutralität oder im Webinar Break Free From Plastic

Hinweis: Alle Trash Hero Cleanup-Teilnehmende arbeiten freiwillige und erhalten keinerlei finanzielle Entschädigung, auch keine Entschädigung ihrer Unkosten.

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SeemaZerschlagener Mythos: Kunststoffgutschriften und ihre Auswirkungen auf die Plastikverschmutzung.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem, was wir wegwerfen und dem Klima?

by Lydia on 16/05/2023 No comments

Es wird momentan enorme Mengen an Abfall produziert, vor allem Plastik. Diese Überproduktion und die daraus resultierende Misswirtschaft tragen direkt zu vermehrten Treibhausgasemissionen und weitere Auswirkungen des Klimawandels bei.

Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Global Alliance Incinerator Alternatives (GAIA) enthält die bisher deutlichsten und umfassendsten Beweise dafür, dass ein Zero-Waste-Konzept diese Situation durch eine Verringerung der Emissionen und eine Abschwächung der Auswirkungen extremer Wetterverhältnisse völlig verändern würde.

In diesem Blogbeitrag stellen wir einige der wichtigsten Ergebnisse vor.

  1. Das Trennen von Lebensmittelabfällen zur Verringerung der Methanemissionen

Die Kompostierung ist ein entscheidender Faktor bei der Verringerung der Methanemissionen und ist besser für den Planeten als Recycling. Wenn organische Abfälle, wie z. B. Essensreste, auf Mülldeponien verrotten, entsteht eine grosse Menge Methan, welches in die Atmosphäre gelangt. Durch die Trennung können wir jedoch sicherstellen, dass Lebensmittel Abfälle kompostiert werden und dadurch nährstoffreiche Komposterde entsteht. Dem GAIA-Bericht zufolge führt die Kompostierung unserer organischen Abfälle zu einer Verringerung der Methanemissionen aus Mülldeponien um satte 62 %. Und wenn wir die mechanische Rückgewinnung und die biologische Behandlung von Reststoffen hinzufügen, können wir diese Methanemissionen um durchschnittlich 95 % reduzieren!

  1. Wiederverwendung und Wiederbefüllung zur Reduzierung der Emissionen aus fossilen Brennstoffen

Kunststoff, der zu über 95 % aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird, hinterlässt einen enormen Kohlenstoff-Fussabdruck und verursacht in jeder Phase seines Lebenszyklus Emissionen. Unglaubliche 44 % des Kunststoffs werden für Verpackungen oder Einwegartikel verwendet. Durch die Förderung von Nachfüll- und Wiederverwendungssystemen und die Einführung einesZero-Waste-Konzepts können Unternehmen und lokale Behörden den Verbrauch von nicht unbedingt benötigtem Plastik leicht reduzieren.

Dies wird unsere mit fossilen Brennstoffen verbundenen Emissionen sowie unsere Abhängigkeit von Öl und Gas drastisch verringern.

  1. Keine Müllverbrennung mehr, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren

Die Verbrennung in verschiedenen Formen, wie z. B. die Verbrennung von Kunststoffen zu Treibstoffen (plastic-to-fuel), wird häufig als „Lösung“ für Kunststoffabfälle angepriesen. Der GAIA-Bericht zeigt, dass dies ein sehr teures, energieintensives und ineffizientes Verfahren ist. Ausserdem entsteht ein „Lock-in-Effekt“, der Klimaemissionen für die nächsten Jahre garantiert. Eine Studie in Seoul, einer Stadt, die in hohem Masse auf Verbrennung setzt, ergab, dass die Emissionen aus der Verbrennung fünfmal höher sind als die aus Deponien. Obwohl nur wenige Studien über die Auswirkungen der Verbrennung durchgeführt wurden, ist allgemein anerkannt, dass die Verbrennung von Kunststoffen schwerwiegende Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Gesundheit hat.

  1. Verbot von Kunststoffen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen extreme Wetterereignisse

 

Aufgrund des Klimawandels kommt es immer häufiger zu Überschwemmungen, und Studien haben ergeben, dass eine unsachgemässe Abfallbewirtschaftung die Situation noch verschlimmern kann. Plastikmüll verstopft die Abwassersysteme so sehr, dass Ruanda, Tansania und Uganda nach schweren Überschwemmungen Plastiktüten verboten haben. Weggeworfener Abfall ist ein Nährboden für Insekten, die bekanntermassen Krankheiten verbreiten.

In Manila beispielsweise wurde die Verklappung fester Abfälle als wesentlicher Faktor für die hohen Infektionsraten bei Überschwemmungen und deren Folgen ermittelt. Ein Zero-Waste-Konzept würde diese Abfälle beseitigen, was bedeutet, dass wir die Auswirkungen von Unwetterereignissen abmildern können.

  1. Verwendung von Kompost zur Verbesserung der Bodengesundheit

Der letzte Vorteil von Zero Waste, den wir hier erörtern, denn es gibt noch viele weitere, ist die Verbesserung der Bodengesundheit durch Kompostierung. Der Boden unseres Planeten, ein wesentliches Element der Ökosysteme, ist mit erheblichen Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert. Die Bodenfeuchtigkeit nimmt aufgrund der höheren Luft- und Bodentemperaturen ab, was zu Trockenheit und Wüstenbildung führt. Zusammen mit der Erosion könnte dies bis 2050 zu einem Rückgang der Nahrungsmittelproduktion um 25 % führen. Kompost bietet eine einfache Lösung, indem er die organische Substanz des Bodens verbessert, seine Fähigkeit zur Nährstoffspeicherung erhöht und die Wasseraufnahme verbessert, wodurch der Boden widerstandsfähiger gegen den Klimawandel wird. Die Kompostierung verringert auch die Umweltverschmutzung, die Deponieabfälle, die Bodenerosion und die Verunreinigung von Oberflächen- und Grundwasser, was sie zu einem wertvollen Instrument für die Anpassung an den Klimawandel macht.

 

Willst du auch anfangen Abfall zu reduzieren? In unserem Blogpost erfahrst du mehr darüber, wie du zu Hause kompostieren kannst: Das beste Recycling wurde von Mutter Natur erfunden oder lies unsere Tipps zur Reduzierung von Plastikmüll (es sind vielleicht nicht die Ratschläge, die du erwarten würdest!)

Möchtest du weitere Informationen zum Thema Abfall und Klima? Lies die Zusammenfassung des Berichts „Zero waste to zero emissions“ oder den vollständigen Bericht hier.

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LydiaWelcher Zusammenhang besteht zwischen dem, was wir wegwerfen und dem Klima?

Das beste Recycling wurde von Mutter Natur erfunden

by Lydia on 23/03/2023 No comments

Was ist das einfachste und effektivste Recycling der Welt? Recycling, das du selbst zu Hause durchführen kannst? Die Antwort mag dich vielleicht überraschen: Bioprodukte!

Das Trennen und Recyceln von organischen Abfällen – Lebensmittel- und Gartenabfälle – wird oft übersehen, wenn wir über die Verbesserung der Abfallbewirtschaftung sprechen, aber in Wahrheit ist es der Schlüssel zur einer Kreislaufwirtschaft.

Investitionen in das Recycling von Lebensmitteln werden eine weitaus grössere, umfassendere und unmittelbarere Wirkung haben als entsprechende Investitionen in das Recycling von Kunststoff. Es benötigt weniger Ressourcen und ist viel unkomplizierter. Beginne mit Lebensmittel, um Zero Waste zu werden!

Warum also ist die Wiederverwertung von Lebensmittelabfällen, auch Kompostierung genannt, so wichtig?

5 Gründe, warum Kompostierung die Grundlage für Zero Waste ist

  1. Sie reduziert die Menge des auf Deponien entsorgten Abfalls

Gemessen am Gewicht machen Lebensmittel den grössten Teil unseres Hausmülls aus. Mit der Trennung von Lebensmitteln und anderen organischen Abfällen kann die Menge der verbrannten oder deponierten Abfälle um die Hälfte oder mehr reduziert werden – in einigen asiatischen Ländern sogar um bis zu 70 %. Das ist ein enormer Rückgang, wenn man bedenkt, dass wir immer weniger Platz haben, um unseren Müll zu verarbeiten und immer mehr öffentliche Mittel dafür ausgeben.

  1. Sie verhindert Treibhausgasemissionen

Lebensmittelabfälle, die sich auf einer Mülldeponie stapeln, erhalten keinen Sauerstoff. Dies führt zu einer anaeroben Zersetzung – ein Prozess, bei dem Methan als Nebenprodukt entsteht. Methan ist ein Treibhausgas, das über einen Zeitraum von 20 Jahren 80-mal stärker wirkt als Kohlendioxid und ein wichtiger Faktor für den Klimawandel ist. Etwa 15 % des weltweit erzeugten Methans stammt direkt aus der Verrottung von Lebensmitteln auf Mülldeponien.

  1. Sie macht Mülldeponien sicherer

Das gesamte Methan kann sich in der Deponie ansammeln und ist hochentzündlich. Spontane Brände sind keine Seltenheit, insbesondere in schlecht bewirtschafteten Gebieten. Bei der Verbrennung von Müll entstehen gefährliche Giftstoffe, die sich schnell ausbreiten und zu Katastrophen wie dem tödlichen Einsturz einer Mülldeponie in Indonesien im Jahr 2005 beitragen können.

Bei der Verrottung von Lebensmitteln wird auch Wasser freigesetzt, welches anorganische Abfälle wie Plastik oder Batterien auflöst. Die dabei entstehende giftige schwarze Flüssigkeit, das so genannte Sickerwasser, kann in den Boden sickern und Wasserquellen verseuchen. Ammoniak und Quecksilber im Sickerwasser sind für die „toten Zonen“ in Flüssen verantwortlich.

  1. Sie macht anderes Recycling einfacher

Wenn Lebensmittel und andere organische Stoffe aus dem Spiel sind, wird das Recycling nicht-organischer Materialien viel einfacher! Trockenes, nicht verunreinigtes Glas, Metall und Kunststoff können besser sortiert und recycelt werden und erzielen auf dem Markt auch einen höheren Preis – ein wichtiger Anreiz, der die Recyclingquoten erhöht.

  1. Es ist unvergänglich und hilft, den Boden zu nähren

Lebensmittelabfälle sind unendlich oft wiederverwertbar, was man von Kunststoffen nicht behaupten kann. Kompostierte Lebensmittel können dem Boden wieder zugeführt werden, um ihn auf natürliche Weise zu nähren (ohne synthetische Düngemittel) und weitere Lebensmittel anzubauen. Dieser Zyklus kann ewig fortgesetzt werden, ohne dass zusätzliche Ressourcen benötigt werden. Es scheint unglaublich verschwenderisch, wenn nicht sogar ein wenig verrückt, Geld auszugeben, um Lebensmittel auf einer Deponie zu lagern, selbst wenn man die anderen negativen Auswirkungen dieser Vorgehensweise ausser Acht lässt.

Wie kannst du also mit dem Recycling deiner Lebensmittelabfälle beginnen?

Wenn du auf dem Land lebst oder Zugang zu einem Garten hast, ist es ganz einfach: Kompostieren! Auf unserer Website für Kinder findest du eine einfache Anleitung dazu. Fast alles, was wächst, kann kompostiert werden, was Lebensmittel zu den am einfachsten zu recycelnden Dingen macht, obwohl es je nach der gewählten Technik Ausnahmen geben kann.

Wenn du in einer Stadt lebst oder nur wenig Platz im Freien hast, wird es schwieriger. Aber es ist immer noch machbar, ohne Geruch und Dreck! Die erste Möglichkeit ist die Suche nach einem Kompostierdienst oder einer Kompostieranlage in deiner Nähe. Viele Gemeinden bieten die Sammlung von Lebensmittelabfällen an oder es gibt oft private Unternehmen, die einen ähnlichen Service anbieten, wie z. B. Urban Compost in Bali.

Andere Städte haben sich für ein Konzept mit Gemeinschaftsgärten entschieden, bei dem organische Abfälle in einer nahe gelegenen Grünanlage abgegeben werden können und die Komposttonnen von einem ehrenamtlichen Team betreut werden. In Brüssel gibt es ein Netz von Hunderten solcher Sammelkompostplätze. Es gibt auch viele Informationen im Internet, wenn du motiviert bist dein eigenes Projekt zu starten.

Die zweite Möglichkeit ist, den Abfall selbst zu entsorgen. Das ist vor allem in einer kleinen Wohnung eine grössere Herausforderung, lohnt sich aber vor allem dann, wenn du Zimmerpflanzen oder einen Balkongarten hast, die von dem hergestellten Kompost profitieren würden. Auch hier gibt es im Internet viele Tipps, wie man auf kleinem Raum kompostieren kann. Zwei Techniken, die wir mit Erfolg eingesetzt haben, sind Bokashi und Vermicomposting. Bokashi ist die einfachere und flexiblere Variante, benötigt aber immer noch ein Beet oder einen Behälter mit Erde, um vollständig abgebaut zu werden.

Fazit

Das Recycling von Lebensmitteln oder Kompostierung genannt, ist die effektivste Form des Recyclings, die wir haben. Lebensmittel machen den grössten Teil unseres Abfallstroms aus und sind im Gegensatz zu Plastik nicht kompliziert zu recyceln, erfordern nur minimale Ressourcen und können unendlich oft wiederverwendet werden Dadurch wird die Grösse von Mülldeponien erheblich reduziert, katastrophale Treibhausgasemissionen und Umweltverschmutzung werden vermieden und die Möglichkeiten für das Recycling anderer Materialien werden verbessert. Starte noch heute dein Kompostier-Projekt!

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LydiaDas beste Recycling wurde von Mutter Natur erfunden

Wie lassen sich die Auswirkungen des Verbots von Einwegplastik maximieren?

by Lydia on 20/02/2023 No comments

Im vergangenen Monat hat sich England der wachsenden Liste von Ländern angeschlossen, die verschiedene Einwegplastikartikel verbieten. Ab Oktober 2023 wird es im Gastgewerbe und im Einzelhandel keine Plastikteller, Besteck, Take-Away Behälter und vieles mehr mehr geben. Die Regierung erhofft sich davon eine drastische Verringerung des Verbrauchs von Einwegplastik in England.

Verbote von Einwegplastik werden immer beliebter, da der Druck zur Reduzierung der weltweiten Plastikverschmutzung zunimmt. Dies ist zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung. Ein erfolgreiches Ergebnis ist jedoch nicht garantiert.

Das kalifornische Verbot von Plastiktüten im Jahr 2014 führte zu einem Rückgang der Verwendung von Einweg-Plastiktüten in Geschäften um 85 %. Auch wurde bis zu 60 % weniger Plastiktaschen in den Flüssen gefunden. Als Kenia 2017 ein ähnliches Verbot einführte, entwickelte sich hingegen ein Schwarzmarkt für Plastiktaschen. Das Land versuchte zu verhindern, dass diese schwer zu recycelnden Taschen die Strassen und Wasserwege verunreinigen.

Warum also führen einige Rechtsvorschriften zu einer Reduzierung der Plastikverschmutzung und andere nicht? Wie kann sichergestellt werden, dass ein Verbot die gewünschte Wirkung hat?

 

Was wird verboten?

Viele Verbote von Einwegkunststoffen zielen auf verzichtbare Produkte, wie Strohhalme, dünne Plastiktüten oder Besteck. In Wirklichkeit machen diese Art von Gegenständen nur 2-3 % der produzierten Einwegkunststoffe aus, so dass die Auswirkungen natürlich begrenzt sind.

Im Juli 2022 führte Indien ein solches Verbot ein. Betroffen sind vor allem lokale Marktstände und Strassenverkäufer von Lebensmitteln. Da sie nur geringe Gewinnspannen erzielen und keine Mittel haben, um auf Alternativen umzusteigen, gibt es Schwierigkeiten, die neuen Vorschriften einzuhalten. Das Verbot in Indien hat bisher nicht die gewünschte Wirkung gezeigt.

Kritiker haben vorgeschlagen, dass das Verbot stattdessen auf die weitaus grösseren Mengen an Plastikverpackungen abzielen sollte, die von Supermärkten und multinationalen Unternehmen für alltägliche Artikel wie Toilettenartikel und Lebensmittel hergestellt werden. Diese Verpackungen sind oft mehrschichtig, was das Recycling fast unmöglich macht. Sie werden oft unter dem Gesichtspunkt der Markenbildung und Kosteneinsparung (im Gegensatz zu Funktionalität oder Nachhaltigkeit) entworfen. Grosse Unternehmen verfügen auch über mehr Ressourcen, um eine solche Änderung vorzunehmen.

In Frankreich hat die Regierung im Januar 2022 ein Verbot von Obst- und Gemüseverpackungen aus Plastik für den Einzelhandel erlassen und vor kurzem die Verwendung von Behältern zum Mitnehmen beim Essen in einem Restaurant verboten. Dies hat sich als wesentlich effektiver erwiesen, auch wenn es nicht einfach war: Einige Bereiche der Fast-Food-Industrie haben die Energiekrise als Ausrede benutzt, um nicht in die zur Einhaltung der neuen Vorschriften zu investieren.

Was sollte die verbotenen Gegenstände ersetzen?

Nach der Ankündigung eines Plastikverbots ist die Versuchung gross, sich sofort auf die Suche nach einer Papier- oder „kompostierbaren“ Version zu machen. Idealerweise sollte ein Verbot jedoch Teil eines langfristigen Übergangs zu einer abfallfreien Wirtschaft sein. Sie sollte als Gelegenheit gesehen werden, die Wegwerfkultur im Allgemeinen zu bekämpfen. Anstatt Plastik durch andere Einwegartikel zu ersetzen, sollte ein Verbot Wiederverwendungssysteme für Hersteller, Einzelhändler und Verbraucher fördern.

Indem die Unternehmen zur Innovation ermutigt werden, können solche Systeme geschaffen, getestet und bewertet werden, bevor das Verbot umgesetzt wird. Die Menschen und Unternehmen hätten dann Zeit sich vorzubereiten, so dass der Widerstand gegen die neuen Vorschriften geringer sein wird. Diese Veränderungen können durch die Bereitstellung von Subventionen für Investitionen in wiederverwendbare Materialien und Pfandrückgabesysteme weiter unterstützt werden.

Wie wird das Verbot kommuniziert?

 

Jedes Verbot muss eine klare Kommunikationsstrategie für Produzent, Händler und Verbraucher beinhalten. Wenn man ein Verbot nicht kennt oder nicht versteht, wie kann man es dann befolgen? Verbote werden oft als Einschränkung der Freiheit oder der Wahlfreiheit der Verbraucher dargestellt. Indem die Öffentlichkeit die Gründe für das Verbot versteht und es als Chance begreift, können die Regierungen den Menschen das Gefühl geben, dass sie ein wesentlicher Teil der Bewegung für eine bessere und sauberere Welt sind. Was ja auch stimmt!

Sobald ein Verbot in Kraft getreten ist, ist es auch wichtig, den Erfolg zu verbreiten und den Menschen zu zeigen, welche positiven Auswirkungen sie mit ihrem Handeln haben. Ein gutes Beispiel für eine gut kommunizierte Medienkampagne findet sich in Marokko. Die Regierung nutzte Künstler, Prominente und Cleanups, um ihr Plastikverbot im Jahr 2016 einzuführen.

Ist das Verbot durchsetzbar?

Personen und Unternehmen, die von einem Verbot betroffen sind, werden oft versuchen, Ausnahmen oder Schlupflöcher zu finden, damit sie nicht kooperieren müssen.

In der Regel gehen die Regierungen mit Geldstrafen gegen Gesetzesbrecher vor, die jedoch kostspielig und in grossem Umfang nur sehr schwer durchsetzbar sind. In New York, USA, wurde beispielsweise im Jahr 2020 ein Plastikverbot eingeführt, aber nur sehr wenige Unternehmen, die sich nicht an die Vorschriften halten, haben irgendwelche Konsequenzen zu tragen. Daher verwenden die Menschen weiterhin die verbotenen Gegenstände.

Der Schlüssel zur konsequenten Durchsetzung ist sozialer Druck. Wenn ein Verbot in der Öffentlichkeit allgemein akzeptiert wird und die Gründe für das Verbot bekannt sind, werden etwaige Verstösse natürlich angeprangert. Dies verringert die Investitionen, die die Regierungen zur Überwachung und Verfolgung von Verstössen benötigen.

Dies geht natürlich Hand in Hand mit einer guten Kommunikationsstrategie, wie oben erwähnt.

Verbote von Einwegplastik sind für die weltweite Reduzierung der Plastikverschmutzung von entscheidender Bedeutung und spielen eine wichtige Rolle bei der Umstellung auf eine abfallfreie Gesellschaft. Sie müssen jedoch auf die richtige Weise durchgeführt werden. Wenn die richtigen Punkte in das Verbot aufgenommen werden, der Systemwandel unterstützt wird, eine gut kommunizierte Kampagne durchgeführt wird und die soziale Durchsetzung gewährleistet ist, erst dann kann das Verbot einen Wandel bewirken und ist keine teure Zeitverschwendung.

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LydiaWie lassen sich die Auswirkungen des Verbots von Einwegplastik maximieren?

„Plastic Matters“ ein Bericht von OceanCare über die Plastikverschmutzung der Schweiz

by Vanessa Rieser on 20/02/2023 No comments

Die saubere Schweiz?

Die Schweiz gilt als eines der besten Länder, wenn es um Abfalltrennung und Recycling geht und bewahrt sich seit jeher das Image eines sauberen Landes. Die Realität malt aber ein anderes Bild, denn gemäss dem neuen Bericht „Plastic Matters“ (Englisch) von OceanCare, hat die Schweiz ein grosses Problem mit Plastik, mit dem Verbrauch und der Abfallbewirtschaftung. 

Der Plastikverbrauch pro Kopf in der Schweiz beträgt 127 Kilogramm pro Jahr und das ist einer der höchste Pro-Kopf-Verbrauch weltweit. Aufgrund eines hohen Lebensstandards (ressourcen-intensiven Lebensstil), übermässigen Konsum und dem allgemeinen Umgang mit Abfall wird hierzulande hauptsächlich auf Verbrennung gesetzt. Das Problem der Verbrennung ist einerseits die Luftverschmutzung und die hochtoxischen Stoffe, die zurückbleiben. Aber vor allem auch die Argumente, dass durch die Verbrennung von Plastik Energie gewonnen werden kann und somit eine gute Lösung sei, kann durch folgende Punkte (Quelle: Gaia, www.no-burn.org) widerlegt werden:

  • Die verarbeitung von Kunststoff zu Treibstoff ergibt nur minderwertige Kraftstoffe
  • Bei der Verbrennung wird viel mehr CO2-Ausstoss erzeugt und Verschärft somit den Klimawandel
  • Es müssen Milliarden investiert werden und ist wirtschaftlich nicht rentabel
  • Es unterstützt die Überproduktion von Plastik und lenkt von echten Lösungen ab

Die Plastikverschmutzung wird immer mehr zu einem Problem, was dringend gelöst werden muss, da es die Umwelt und die Gesundheit aller Bewohner gefährdet. Die Produktion ist innerhalb von zwei Generationen exponentiell angestiegen und auch der Konsum von Plastik in allen Formen ist enorm.

Der Umgang mit dem Recycling und der Wiederverwendung sind aber begrenzt. Die Schweiz kann sich zwar eines hohen Recyclinganteils bei vielen Materialien rühmen, aber Kunststoff gehört sicher nicht dazu. Auf der Website des Bundesamtes für Umwelt können wir lesen, dass „die Schweiz im Gegensatz zu vielen anderen Ländern keine Deponien für brennbare Abfälle seit dem Jahr 2000 unterhält.”. Daher müssen alle Kunststoffabfälle recycelt oder umweltgerecht verbrannt werden. In der Praxis liegt die Priorität aber eindeutig bei der zweiten Möglichkeit, dem Verbrennen.

Aus der Übersicht aus dem Jahr 2010 (Quelle: BAFU) werden nur 145’000 Tonnen (19 %) der Kunststoffabfällen sortiert, von denen immer noch 65’000 Tonnen trotzdem verbrannt werden. Das bedeutet, dass nur  80’000 Tonnen (10 %) recycelt werden.
All dies steht im Gegensatz zu den 700’000 Tonnen Kunststoffabfällen (90 %), die in einer der 30 Müllverbrennungsanlagen oder in Zementwerken des Landes verbrannt werden. Somit ist die Verbrennung von Kunststoffen der beliebteste Weg, wie mit Plastikabfällen umgegangen wird.

Mikroplastik – die heimtückische Plastikverschmutzung

Auf der ganzen Welt findet sich kein Ort mehr, der nicht von der Plastikflut verschont ist, vor allem in Form von Mikroplastik finden sich die Kunststoffe in der Luft, Wasser, Nahrung und in der Erde wieder.

Natürlich betrifft dies auch die Schweiz genau gleich wie alle anderen Länder dieser Welt. Obwohl wir hier keine sichtbaren Plastikberge haben, zeigt sich das Problem auf eine viel perfide Art.

Rund 14‘000 Tonnen Makro- und Mikroplastik landet jedes Jahr in den Böden und Gewässern, aber auch auf schneebedeckten Berggipfeln in den Alpen. Gerade die Mikroplastik-Verschmutzung in den Schweizer Seen und Flüssen ist besorgniserregend, da sie schon ähnlich hoch ist wie in den Meeren.

Das Problem von Littering und von Kunststoffen, die bei der Nutzung in die Umwelt gelangen, bleibt nach wie vor bestehen. Gerade Zigarettenstummel, die sehr klein sind, haben eine grosse Wirkung auf die Umwelt. Beim Plastik, der erst durch die Verwendung in die Umwelt gelangt, reden wir von Reifenabrieb, Mikrofasern aus Kleider, die beim Waschen ins Wasser gelangen, Mikrokügelchen oder Flüssigpolymere aus kosmetischen Produkten.

Fakten – Zur Plastikverschmutzung in der Schweiz

  • 14‘000 Tonnen Plastik landen in der Umwelt. Hauptsächlich von Reifenabrieb (8‘900 Tonnen) und Littering (2‘700 Tonnen)
  • Wegen Littering landet jedes Jahr 100 Tonnen in den Gewässern und 4‘000 Tonnen auf der Erde.
  • Gemäss einer Studie wurde in jedem Schweizer See Mikroplastik entdeckt.
  • Im Genfersee landen bis zu 55 Tonnen Plastik jährlich, was bedeutet, dass sich bis heute 580 Tonnen angesammelt hab
  • Im Rhein bei Basel werden über 238‘000 Mikroplastik-Partikel pro Quadratkilometer gemessen. Die Rhone transportiert 10 Kilogramm nach Frankreich.
  • Man schätzt, dass sich 53 Tonnen Mikroplastik in Schweizer Naturschutzgebieten angesammelt haben.
  • Selbst auch im Schnee auf Berggipfeln und abgelegenen Bergseen werden beträchtliche Mengen Mikroplastik entdeckt

Weitere Fakten rund um die Plastikverschmutzung, sind in dem Factsheet von OceanCare zusammengefasst. 

Was kann man tun?

Gesetze: In der Schweiz gibt es das Umweltschutzgesetz oder das Chemikaliengesetz, welches dazu dienen könnte, den übermässigen Gebrauch von Einwegplastik zu stoppen, was leider nicht genutzt wird, da Bundesrat setzt auf freiwillige Massnahmen. Plastik, dessen Bestimmung nur für den Einmalgebrauch gedacht ist, wie Take-Away-Verpackungen, Einwegtüten oder Mikrokügelchen in Kosmetika, könnten jetzt schon mit der geltenden Gesetzgebung verboten werden. 

Massnahmen: Es sollten weitere Schritte folgen, welche die Plastikkrise auf verschiedenen Ebenen angehen. Zum Beispiel soll der Fokus auf die Wiedereinführung des Pfands gelegt werden und so ein Wiederverwendungssystem geschaffen werden, vor allem für Glasflaschen. Aber auch das Thema Reifenabrieb, Mikrofasern und Zigarettenstummel, sowie die Regulierung von Bioplastik und Flüssigpolymeren, sollte rechtlich definiert und dann Massnahmen ergriffen werden. 

Der Bericht von OceanCare ruft deswegen zum Umdenken auf, damit die Schweiz in Europa eine Vorreiterrolle einnehmen kann. Die Zusammenfassung des Berichtes auf Deutsch findest du unter diesem Link.

Wenn Du auch etwas gegen die Plastikflut in der Schweiz machen willst, dann unterzeichne noch heute die Petition: https://www.oceancare.org/aktiv-werden/petitionen/petition-plastik/

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Vanessa Rieser„Plastic Matters“ ein Bericht von OceanCare über die Plastikverschmutzung der Schweiz