Das System verändern

by Seema on 07/10/2025 No comments

Wenn du seit ein paar Wochen einen Zero-Waste-Lebensstil führst, ist dir vielleicht schon aufgefallen, dass es trotz deiner wiederverwendbaren Trinkflasche überall noch Unmengen an Einweg-Plastikflaschen gibt. Die Geschäfte sind voll davon. In Kantinen und Restaurants stehen sie überall herum. Die meisten Menschen kaufen sie weiterhin, weil sie es nicht anders kennen – oder weil es ihnen egal ist. Das kann frustrierend sein. Wie gross ist der Unterschied, den du wirklich machst? Auch die Zwillinge haben sich das gefragt:

 

Warum reicht es nicht aus, unsere Gewohnheiten zu ändern?

Es ist wichtig, dass Einzelpersonen ihr Verhalten ändern, um Abfall zu reduzieren, aber das allein wird niemals ausreichen, um die Plastikverschmutzung vollständig zu beseitigen. Warum?

1. Die Grösse des Problems
Obwohl es weltweit viele engagierte Menschen gibt, die versuchen, ihren Abfall zu reduzieren, wirken sich unsere Handlungen nur auf einen Bruchteil der gesamten Plastikverschmutzung aus. Jede Minute, jeden Tag, werden Milliarden von Plastikverpackungen produziert. Dazu kommt synthetische Fast Fashion, die produziert wird, egal ob sie jemand will oder nicht. Die schiere Menge an Plastikmüll, die von Unternehmen erzeugt wird, lässt unsere individuellen Bemühungen, ihn zu reduzieren, winzig erscheinen.

2. Das Ausmass des Problems
Verschmutzung und Klimaauswirkungen treten über den gesamten Lebenszyklus von Plastik auf – von der Gewinnung der fossilen Rohstoffe bis zu ihrer Zersetzung in Mikroplastik. Wir können entscheiden, welches Plastik wir verwenden, aber wir können nicht bestimmen, wie die Produktion oder Entsorgung abläuft – diese Kontrolle haben wir nicht.

3. Die Ursache des Problems
Die meiste Plastikverschmutzung ist eine direkte Folge davon, wie Unternehmen ihre Produkte gestalten, verpacken und vertreiben. Die Menschen haben eine grosse Auswahl an Dingen, die sie kaufen können, aber nicht daran, wie sie diese kaufen. Selbst wenn wir persönlich Einwegplastik vermeiden, werden diese Produkte weiterhin hergestellt. Um das Problem wirklich zu lösen, muss sich das System ändern.

Über welches System sprechen wir?

In diesem Fall sprechen wir über das Wirtschaftssystem – also alle Arten, wie wir Dinge herstellen, kaufen und nutzen und was danach damit passiert. Derzeit ist dieses System so aufgebaut, dass alle Schritte in einer geraden Linie verlaufen und nur in eine Richtung gehen:

NEHMEN → HERSTELLEN → NUTZEN → WEGWERFEN.

Auf dieser Linie passiert eine Menge, das wir nicht sehen können und das ausserhalb unserer Kontrolle liegt. Zum Beispiel haben wir keine Möglichkeit zu wissen, welche Chemikalien in den Kunststoffen enthalten sind, die wir jeden Tag verwenden – oder sie zu verändern, wenn sie giftig sind.


The Story of Stuff
in unserer untenstehenden Watchlist ist ein Muss, um dieses lineare Einweg-System zu verstehen – 20 Minuten, die dein Leben verändern werden!

Wir denken selten wirklich über dieses System nach, weil wir Teil davon sind und mitten drin stecken. Wir nehmen es als selbstverständlich hin – genauso wie Fische nicht wissen, dass sie im Wasser leben, weil sie davon umgeben sind. Und sie können ihr System mit nichts anderem vergleichen, weil sie es nie verlassen.

Die Menschen, die das System kontrollieren, in dem wir uns gerade befinden, wollen, dass wir denken, es sei natürlich und unvermeidlich: Wir wären wie Fische ausserhalb des Wassers, wenn wir es ändern würden. Aber das stimmt nicht. So, wie die Dinge derzeit laufen, ist nicht der einzige Weg – und definitiv nicht der beste, schaut euch all die Probleme an, die es verursacht! Hier sind einige Veränderungen, die Abfall und Verschmutzung massiv reduzieren würden:

1. Neue Gesetze und Vorschriften schaffen
Derzeit dürfen Unternehmen so viel Plastik produzieren, wie sie wollen, und tausende von Chemikalien hineingeben, ohne Verantwortung dafür zu tragen, was später damit passiert. Regierungen können Unternehmen dazu verpflichten:

  • die Menge an produziertem Plastik zu begrenzen
  • die Verwendung von Plastik für unnötige Produkte einzustellen
  • sichere und wiederverwendbare Kunststoffe zu entwickeln und
  • für jede verursachte Umweltverschmutzung Schadensersatz zahlen.

Solche Arten von Gesetzen nennt man erweiterte Herstellerverantwortung oder Extended Producer Responsibility (EPR).

2. Zero Waste Infrastruktur aufbauen
Das aktuelle System ist darauf ausgelegt, Dinge so schnell wie möglich wegzuwerfen. Es ist schwer für Menschen, auf Wiederverwendung und Reparatur umzusteigen, wenn sie dagegen ankämpfen und alles alleine erledigen müssen. So wie ein Zug Schienen braucht, um fahren zu können, braucht Zero Waste ein unterstützendes System.

Damit wiederverwendbare Verpackungen zum Standard werden, brauchen wir zugängliche Abgabestellen zum Reinigen und Wiederverwenden. Reparierbare Produkte benötigen bezahlbare Reparaturzentren. Kompostierung braucht ein Sammelsystem, und Recycling braucht klare Kennzeichnungen, die beim Sortieren helfen. All das ist „Infrastruktur“ – die grundlegenden Einrichtungen, die unser tägliches Leben unterstützen.

3. Menschen und Planet vor Profit stellen
Dies ist der schwierigste Teil der Systemänderung – zumindest ohne staatliche Regulierung. Traditionell konzentrieren sich Unternehmen darauf, Geld für ihre Eigntümer*innen zu verdienen, und sie wehren sich gegen alles, was das ändern könnte. Aber einige wenige Unternehmen beginnen, die Fürsorge für Menschen und die Umwelt zu ihrer obersten Priorität zu machen. Gewinne, die sie erzielen, werden wieder in die Gemeinschaften investiert, denen sie dienen. Dieses Modell könnte weit verbreitet werden.

Solche Veränderungen werden beginnen, das bestehende lineare System in einen Kreislauf zu verwandeln. Mehr über die Kreislaufwirtschaft und was sie bedeutet, findet ihr in unseren Lese- und Watchlist unten. Aber glaubt uns: Es wäre eine völlig neue Welt.

Natürlich gibt es neben den ökologischen Schäden noch viele weitere Probleme in unserem derzeitigen Wirtschaftssystem – Ungerechtigkeiten wie Vermögensungleichheit, Ausbeutung von Arbeitenden, Sexismus und Rassismus. Diese anzugehen würde noch tiefgreifendere Veränderungen erfordern, was eine herausfordernde, aber lohnenswerte Aufgabe ist. Wir empfehlen euch, euch damit zu beschäftigen, nachdem ihr diese Serie abgeschlossen habt.

Wenn wir also das System ändern müssen, sind individuelle Veränderungen dann noch nötig?

Ja, natürlich! Nur weil das System geändert werden muss, bedeutet das nicht, dass Einzelpersonen keine Rolle spielen. Tatsächlich würde ohne uns eine Systemänderung niemals stattfinden! Im nächsten Teil dieses Leitfadens werden wir uns ansehen, wie wir dies erreichen können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Ändern unseres Verhaltens ein wichtiger erster Schritt ist, um die Plastikverschmutzung zu bekämpfen und Abfall zu reduzieren. Das eigentliche Ziel ist jedoch, das System zu ändern, das das Problem überhaupt erst verursacht. Wir müssen von einem linearen Wirtschaftssystem zu einem kreisförmigen System übergehen, das nach den Prinzipien von Zero Waste gestaltet ist.

Um mehr darüber zu erfahren, wie das aktuelle System funktioniert und wie es sich ändern sollte, schaut euch unsere Lese- und Watchlist unten an. Nehmt euch Zeit, alles zu erkunden, was euch interessiert. Ihr könnt euer neues Wissen auch in einer Aktivität anwenden oder im Quiz testen. Wenn ihr Gedanken zur Systemänderung habt oder die untenstehende Frage beantworten möchtet, hinterlasst uns einen Kommentar!

❗ PROBIER DAS AUS

Systeme können sowohl gross als auch klein sein. Sie bestimmen, wie wir Dinge tun – zum Beispiel einkaufen, essen oder uns fortbewegen. Was könntest du in einem dieser Systeme an deinem Wohnort ändern, um Abfall zu reduzieren?


Willst du dein Wissen über Systemänderungen testen?

MACH DAS QUIZ

❓ DU BIST DRAN

Unternehmen und Regierungen haben die Macht, grosse Systemänderungen durchzuführen. Einzelpersonen können nur ihren eigenen Lebensstil ändern. Stimmst du dem zu?

💡 Hören Unternehmen und Regierungen auf Einzelpersonen? Wie beeinflusst das deine Antwort?

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