Die saubere Schweiz?
Die Schweiz gilt als eines der besten Länder, wenn es um Abfalltrennung und Recycling geht und bewahrt sich seit jeher das Image eines sauberen Landes. Die Realität malt aber ein anderes Bild, denn gemäss dem neuen Bericht „Plastic Matters“ (Englisch) von OceanCare, hat die Schweiz ein grosses Problem mit Plastik, mit dem Verbrauch und der Abfallbewirtschaftung.
Der Plastikverbrauch pro Kopf in der Schweiz beträgt 127 Kilogramm pro Jahr und das ist einer der höchste Pro-Kopf-Verbrauch weltweit. Aufgrund eines hohen Lebensstandards (ressourcen-intensiven Lebensstil), übermässigen Konsum und dem allgemeinen Umgang mit Abfall wird hierzulande hauptsächlich auf Verbrennung gesetzt. Das Problem der Verbrennung ist einerseits die Luftverschmutzung und die hochtoxischen Stoffe, die zurückbleiben. Aber vor allem auch die Argumente, dass durch die Verbrennung von Plastik Energie gewonnen werden kann und somit eine gute Lösung sei, kann durch folgende Punkte (Quelle: Gaia, www.no-burn.org) widerlegt werden:
- Die verarbeitung von Kunststoff zu Treibstoff ergibt nur minderwertige Kraftstoffe
- Bei der Verbrennung wird viel mehr CO2-Ausstoss erzeugt und Verschärft somit den Klimawandel
- Es müssen Milliarden investiert werden und ist wirtschaftlich nicht rentabel
- Es unterstützt die Überproduktion von Plastik und lenkt von echten Lösungen ab
Die Plastikverschmutzung wird immer mehr zu einem Problem, was dringend gelöst werden muss, da es die Umwelt und die Gesundheit aller Bewohner gefährdet. Die Produktion ist innerhalb von zwei Generationen exponentiell angestiegen und auch der Konsum von Plastik in allen Formen ist enorm.
Der Umgang mit dem Recycling und der Wiederverwendung sind aber begrenzt. Die Schweiz kann sich zwar eines hohen Recyclinganteils bei vielen Materialien rühmen, aber Kunststoff gehört sicher nicht dazu. Auf der Website des Bundesamtes für Umwelt können wir lesen, dass „die Schweiz im Gegensatz zu vielen anderen Ländern keine Deponien für brennbare Abfälle seit dem Jahr 2000 unterhält.”. Daher müssen alle Kunststoffabfälle recycelt oder umweltgerecht verbrannt werden. In der Praxis liegt die Priorität aber eindeutig bei der zweiten Möglichkeit, dem Verbrennen.
Aus der Übersicht aus dem Jahr 2010 (Quelle: BAFU) werden nur 145’000 Tonnen (19 %) der Kunststoffabfällen sortiert, von denen immer noch 65’000 Tonnen trotzdem verbrannt werden. Das bedeutet, dass nur 80’000 Tonnen (10 %) recycelt werden.
All dies steht im Gegensatz zu den 700’000 Tonnen Kunststoffabfällen (90 %), die in einer der 30 Müllverbrennungsanlagen oder in Zementwerken des Landes verbrannt werden. Somit ist die Verbrennung von Kunststoffen der beliebteste Weg, wie mit Plastikabfällen umgegangen wird.
Mikroplastik – die heimtückische Plastikverschmutzung
Auf der ganzen Welt findet sich kein Ort mehr, der nicht von der Plastikflut verschont ist, vor allem in Form von Mikroplastik finden sich die Kunststoffe in der Luft, Wasser, Nahrung und in der Erde wieder.
Natürlich betrifft dies auch die Schweiz genau gleich wie alle anderen Länder dieser Welt. Obwohl wir hier keine sichtbaren Plastikberge haben, zeigt sich das Problem auf eine viel perfide Art.
Rund 14‘000 Tonnen Makro- und Mikroplastik landet jedes Jahr in den Böden und Gewässern, aber auch auf schneebedeckten Berggipfeln in den Alpen. Gerade die Mikroplastik-Verschmutzung in den Schweizer Seen und Flüssen ist besorgniserregend, da sie schon ähnlich hoch ist wie in den Meeren.
Das Problem von Littering und von Kunststoffen, die bei der Nutzung in die Umwelt gelangen, bleibt nach wie vor bestehen. Gerade Zigarettenstummel, die sehr klein sind, haben eine grosse Wirkung auf die Umwelt. Beim Plastik, der erst durch die Verwendung in die Umwelt gelangt, reden wir von Reifenabrieb, Mikrofasern aus Kleider, die beim Waschen ins Wasser gelangen, Mikrokügelchen oder Flüssigpolymere aus kosmetischen Produkten.
Fakten – Zur Plastikverschmutzung in der Schweiz
- 14‘000 Tonnen Plastik landen in der Umwelt. Hauptsächlich von Reifenabrieb (8‘900 Tonnen) und Littering (2‘700 Tonnen)
- Wegen Littering landet jedes Jahr 100 Tonnen in den Gewässern und 4‘000 Tonnen auf der Erde.
- Gemäss einer Studie wurde in jedem Schweizer See Mikroplastik entdeckt.
- Im Genfersee landen bis zu 55 Tonnen Plastik jährlich, was bedeutet, dass sich bis heute 580 Tonnen angesammelt hab
- Im Rhein bei Basel werden über 238‘000 Mikroplastik-Partikel pro Quadratkilometer gemessen. Die Rhone transportiert 10 Kilogramm nach Frankreich.
- Man schätzt, dass sich 53 Tonnen Mikroplastik in Schweizer Naturschutzgebieten angesammelt haben.
- Selbst auch im Schnee auf Berggipfeln und abgelegenen Bergseen werden beträchtliche Mengen Mikroplastik entdeckt
Weitere Fakten rund um die Plastikverschmutzung, sind in dem Factsheet von OceanCare zusammengefasst.
Was kann man tun?
Gesetze: In der Schweiz gibt es das Umweltschutzgesetz oder das Chemikaliengesetz, welches dazu dienen könnte, den übermässigen Gebrauch von Einwegplastik zu stoppen, was leider nicht genutzt wird, da Bundesrat setzt auf freiwillige Massnahmen. Plastik, dessen Bestimmung nur für den Einmalgebrauch gedacht ist, wie Take-Away-Verpackungen, Einwegtüten oder Mikrokügelchen in Kosmetika, könnten jetzt schon mit der geltenden Gesetzgebung verboten werden.
Massnahmen: Es sollten weitere Schritte folgen, welche die Plastikkrise auf verschiedenen Ebenen angehen. Zum Beispiel soll der Fokus auf die Wiedereinführung des Pfands gelegt werden und so ein Wiederverwendungssystem geschaffen werden, vor allem für Glasflaschen. Aber auch das Thema Reifenabrieb, Mikrofasern und Zigarettenstummel, sowie die Regulierung von Bioplastik und Flüssigpolymeren, sollte rechtlich definiert und dann Massnahmen ergriffen werden.
Der Bericht von OceanCare ruft deswegen zum Umdenken auf, damit die Schweiz in Europa eine Vorreiterrolle einnehmen kann. Die Zusammenfassung des Berichtes auf Deutsch findest du unter diesem Link.
Wenn Du auch etwas gegen die Plastikflut in der Schweiz machen willst, dann unterzeichne noch heute die Petition: https://www.oceancare.org/aktiv-werden/petitionen/petition-plastik/
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